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Kombo Daniel Schmid und Kunstatelier

Daniel Schmid will den Stipendiaten im städtischen Kunstatelier (Bild) keine Vorschriften machen. Foto: crm/PD

Keine Bewerbung Dübendorfer Kunstschaffender

Und dennoch: «Internationale Künstler im Atelier finde ich toll»

Weil die Dübendorfer Kunstschaffenden kein Interesse zeigten am städtischen Atelier, dürfen sich nun auch nationale und internationale Künstler bewerben. Daniel Schmid, der Verantwortliche für das Atelierstipendium, findet das gar nicht mal so schlimm.

Daniel Schmid will den Stipendiaten im städtischen Kunstatelier (Bild) keine Vorschriften machen. Foto: crm/PD

Veröffentlicht am: 16.12.2022 – 07.38 Uhr

Herr Schmid*, für das Dübendorfer Kunstatelier sind keine Bewerbungen von lokalen Kunstschaffenden eingegangen, wie erklären Sie sich das?
Daniel Schmid: Ich denke, mittlerweile haben wir einfach alle Dübendorfer Kunstschaffenden erreicht, die sich für das Atelier interessieren könnten.

Bedauern Sie das?
Das Atelierstipendium sollte jedes zweite Jahr exklusiv an Dübendorfer Künstlerinnen oder Künstler vergeben werden; Vertreterinnen und Vertreter der hiesigen Kunstszene waren mit diesem Vorschlag an uns herangetreten. Die Grundidee ist gut, aber zuletzt gab es immer weniger Interessierte. Das gilt es so zu akzeptieren.

Ich finde es toll, wenn wir nationale oder internationale Kunstschaffende im Atelier haben.

Nun wurde die Eingabefrist für Bewerbungen um einen Monat bis Ende Dezember verlängert und das Angebot auf nationale wie auch internationale Künstlerinnen und Künstler ausgeweitet. Hat sich die Sache damit für die lokalen Kunstschaffenden erledigt?
Es können sich nach wie vor auch Künstlerinnen und Künstler aus Dübendorf bewerben. Ich werde etwa die 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kunstausstellung Art Forum Dübendorf auf die Möglichkeit hinweisen, ein halbes Jahr im Dübendorfer Atelier arbeiten zu können. Ich persönlich finde es aber toll, wenn wir nationale oder internationale Kunstschaffende im Atelier haben und so die Welt nach Dübendorf holen. Andere Mitglieder der Kulturkommission definieren das Atelierstipendium eher auch als Sprungbrett für Dübendorfer Kunstschaffende.

Auswärtige Künstlerinnen und Künstler haben aber auch automatisch einen weniger starken Bezug zur Stadt, und gemäss Ausschreibung ist ausdrücklich «die Bereitschaft und Lust erwünscht, sich mit der Stadt Dübendorf und ihrer Bevölkerung aktiv auseinanderzusetzen». Wie geht das zusammen?
Ich weise die Kunstschaffenden jeweils auf diesen Wunsch der Kulturkommission hin. Ich bin Ansprechpartner für die Stipendiatinnen und Stipendiaten, aber kein Polizist, der die Umsetzung kontrollieren will.

Künstlerinnen und Künstler sind dann am stärksten, wenn man sie ihr Ding einfach machen lässt.

Dennoch: Künstlerinnen und Künstler wie Brigitte Fries, Mark Baskett oder Simone Etter waren in der Stadt spürbar, andere wiederum nahm man überhaupt nicht wahr. Wäre es da nicht angebracht, diesen Wunsch mit ein wenig mehr Nachdruck anzubringen?
In den meisten Fällen war eine öffentliche Besichtigung des Ateliers möglich, die Werke konnten ausserdem in aller Regel im Rahmen einer Ausstellung besichtigt werden. Persönlich finde ich, dass Kunstschaffende durch zu viele Vorgaben auch gebremst werden können. Das sehe ich immer wieder in meiner Arbeit für andere Wettbewerbe: Künstlerinnen und Künstler sind dann am stärksten, wenn man sie ihr Ding einfach machen lässt. Und wenn ein Stipendiat etwas zur Entwicklung beiträgt, ist das eine gute Sache, die auch auf Dübendorf zurückfällt.

Denken Sie da an eine spezielle Person?
Ein Beispiel ist Olga Titus. Sie war vor acht Jahren in Dübendorf Stipendiatin, heute stellt sie weltweit aus und hat den Kunstpreis des Bündner Kulturvereins erhalten. Und so tragen Künstlerinnen und Künstler, die später bekannt werden, in ihrer Biografie den Namen Dübendorfs in die Welt hinaus. Kunst ist eben auch ein gutes Instrument für ein erfolgreiches Standortmarketing.

*Daniel Schmid ist Mitglied der Kultur- und Sportkommission Dübendorf und als Verantwortlicher Bildende Kunst die Ansprechperson für Stipendiatinnen und Stipendiaten, welche im städtischen Kunstatelier arbeiten. Der Gestalter arbeitet für eine Privatsammlung, welche eine grosse Auswahl zeitgenössischer Schweizer Kunst umfasst.

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