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Ein Haus mit einer Baustellenabschrankung davor.

Das Haus an der Wallisellenstrasse besteht aus mehreren zusammengebauten Gebäudeteilen, die vor dem 20. Jahrhundert entstanden sind. Foto: Simon Grässle

Umbau mit Hindernissen

Ein uraltes Haus nur für junge Leute

In Dübendorf steht ein Haus aus dem Mittelalter, in dem man bald wieder wohnen kann. Doch wegen des Denkmalschutzes ist es nicht für alle geeignet.

Das Haus an der Wallisellenstrasse besteht aus mehreren zusammengebauten Gebäudeteilen, die vor dem 20. Jahrhundert entstanden sind. Foto: Simon Grässle

Veröffentlicht am: 27.01.2024 – 15.02 Uhr

Das wahrscheinlich älteste Bauernhaus in Dübendorf wird derzeit umgebaut. Dessen Geschichte reicht bis ins 15. Jahrhundert und damit ins Spätmittelalter zurück.

Das Gebäude an der Wallisellenstrasse erfülle «eine wichtige kommunale Zeugenschaft für den typischen bäuerlichen Vielzweckbau im ehemaligen Dorf Dübendorf», heisst es im Gutachten über die Schutzwürdigkeit der Liegenschaft.

Entsprechend heikel sind Umbauarbeiten an dem Objekt, das im Lauf der Jahrhunderte noch durch mehrere Häuserteile ergänzt wurde. Für die C. Vanoli Generalunternehmung AG, die im Auftrag der Bauherrschaft im Gebäude derzeit acht neue Mietwohnungen und drei Gewerbeeinheiten erstellt, hiess das, sich mit den Auflagen der Denkmalpflege und den Wünschen des Zürcher Heimatschutzes zu arrangieren.

Vanoli-Projektleiter Stefan Michel und Heinz Pantli, beauftragter Denkmalpfleger der Stadt Dübendorf, sind am Besichtigungstermin mit Züriost vor Ort. Beide betonen, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert hat. Dies habe aber Zugeständnisse auf beiden Seiten erfordert. Ebenfalls ein aktuelles Bild machen will sich Hans-Jörg Felder, einer der Bauherren.

«Fake»-Fenster, um Bild zu wahren

Michel nennt als Beispiel für einen Kompromiss die Oberlichter im Dach. «Diese machen ein Wohnen unter dem Dach möglich, ohne umfassend in das äussere Erscheinungsbild einzugreifen.» Auf die Bewahrung des äusseren Erscheinungsbilds sei beim Denkmalschutz besonders geachtet worden.

So sind alle Fenster noch an der gleichen Stelle wie ursprünglich. Mit der skurrilen Konsequenz, dass eine Küche in einer der Wohnungen nun neun Fenster hat. «In der ehemaligen Stube war einst ein Arbeitsraum für textile Heimarbeit. Die Leute brauchten viel Tageslicht für die Arbeit», sagt Pantli.

Für ältere Menschen sind die Wohnungen wegen der steilen Treppen nicht geeignet.

Hans-Jörg Felder

Bauherr

Etwas deplatziert kommt auch ein kleines Fenster in einem Korridor daher. Dieses war früher fürs WC gedacht. Doch nachdem dieses Zimmer entfernt wurde, wirkt es direkt neben einem grösseren Fenster ein bisschen verloren. Und an einer Stelle der Aussenmauer musste gar ein «Fake»-Fenster als Platzhalter herhalten. Denn diese Wandöffnung wird nicht mehr gebraucht und wurde bis auf eine kleine Aussparung zugemacht, weil dahinter ein Abstellraum ist. Von aussen sieht es nach Fertigstellung wie ein geschlossener Fensterladen aus.

Denkmalpfleger Heinz Pantli sagt, dass nicht nur er für den Erhalt des äusseren Erscheinungsbilds eingetreten ist, sondern auch der Zürcher Heimatschutz. «Hier liessen die Vorgaben des Zürcher Heimatschutzes nur wenig Spielraum.»

Als Folge dieser strengen Umsetzung bleiben den künftigen Mieterinnen und Mietern alte Futterluken erhalten. Durch diese wurden früher die Tiere im Stall gefüttert. Weil dahinter nun eine Mauer aufgezogen wurde, können die Luken als Stauraum gebraucht werden.

Auch sonst bergen die Wohnungen einige Überraschungen: weit ausladende Dachzimmer, Korridore mit Wänden, deren Gefache mit Flusskieseln ausgemauert sind, steile Holztreppen und stellenweise niedrige Raumhöhen.

Wohnungen nur für Junge

Bauherr Hans-Jörg Felder sagt: «Solche Wohnungen findet man sonst nirgends. Wahrscheinlich spricht das eher ein jüngeres, kreatives Publikum an.» Für ältere Menschen seien die Wohnungen wegen der steilen Treppen nicht geeignet.

Angeboten werden ein Loft (schon vermietet) und sieben Wohnungen mit drei bis vier Zimmern. Die Flächen variieren zwischen 90 und 130 Quadratmetern, die Miete beträgt 2740 bis 4000 Franken inklusive Nebenkosten.

Das sind stolze Mietkosten, selbst für eine boomende Stadt wie Dübendorf. Felder sagt dazu: «Die Preise sind nicht überrissen. Sie entsprechen den gängigen Mieten für diese Wohnungsgrössen in der Region, und es gibt auf dem Markt keine vergleichbaren Objekte.»

Dass erst zwei der insgesamt acht Wohnungen vermietet sind, die ab April bezugsbereit sein sollen, beunruhigt Felder nicht: «Die Nachfrage für die Wohnungen ist vorhanden.» Bei umgebauten Häusern komme in der Regel das Interesse erst nach Bauabschluss. «Die Leute wollen die Wohnungen sehen, wenn sie fertig sind.»

Felder ist überzeugt, dass er auch die Gewerberäume gut vermieten kann. Für einen der drei Räume habe er schon einen Mieter gefunden. Mit einer Fläche von rund 34 bis 105 Quadratmetern sind diese allerdings nicht riesig, reichen aber für ein Nagelstudio, ein Kleiderlädeli oder ein Büro. Die Räume seien vielseitig nutzbar, sagt Felder. Was nicht untergebracht werden könne, sei ein Gastrobetrieb. Dafür fehle die Lüftungstechnik, die sich hier auch wegen des Denkmalschutzes nicht realisieren lasse.

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