Es ist wohl die schweizweit grösste Versammlung von schwarz gekleideten Menschen. Nur einige gelbe Warnwesten leuchten aus der Menge schwarzer Ledergilets, -jacken und -kombis auf dem Flugplatz in Dübendorf heraus. Rund 5500 Biker und Schaulustige kommen am ersten Sonntag im Mai zusammen, um Geld für muskelkranke und beeinträchtigte Menschen zu sammeln.
Das Highlight des alljährlich im Mai stattfindenden Benefiz-Events Love Ride ist das sogenannte «Ride Out». Hunderte Biker haben sich mit ihren Trikes und ihren Motorrädern mit oder ohne Seitenwagen auf einem Platz versammelt. Sie machen sich bereit, um mit 150 beeinträchtigten Menschen als Beifahrer eine Tour durchs Zürcher Oberland zu fahren.
Der loyalste Beifahrer
Über vielen Maschinen schweben angebundene orange Ballone. Das heisst: «Ich habe noch keinen Beifahrer!» Die beeinträchtigten Menschen schlängeln sich mit ihren Betreuern durch die Menge und suchen sich eine Mitfahrgelegenheit aus.
Für Raymund Stillhard erübrigt sich das Suchen. Der 94-jährige Rollstuhlfahrer mit einem kultigen rot-weissen Lederkombi und einer Piloten-Sonnenbrille fährt nämlich schon seit 1993 mit demselben Fahrer am Ride Out mit. Seit der Gründung im gleichen Jahr hat der Nürensdorfer keine Ausfahrt verpasst.
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm das Ride Out im Jahr 2018: «Als wir durch Kyburg gefahren sind, hat es angefangen zu schneien», sagt er und lacht. Sein Fahrer ergänzt: «Ich konnte kaum noch durch das Visier sehen.»
Früher war Stillhard selbst im Vorstand des Love Ride. Jetzt ist er das nicht mehr, mit dabei ist er aber trotzdem jedes Mal: «Ich komme immer wieder, weil ich dann all meine alten Freunde wiedersehe», sagt er.
Einige Minuten vor elf Uhr, bevor die Ausfahrt losgeht, werden die Motorräder angelassen. Die meisten Beifahrer sitzen schon längst auf ihrem Platz, voller Vorfreude. Die Motoren knattern, es riecht nach Treibstoff, und alle paar Sekunden ertönt ein fröhliches Hupen. Dann geht es los: Die Biker samt Mitfahrern machen sich unter den Zurufen und dem Winken der Schaulustigen auf den Weg. Wenn sie Glück haben, entgehen sie dem aufziehenden Regen.
Welcher Betrag gespendet werden kann
Gemäss einer Mitteilung der Veranstalter wird sich die Spendensumme voraussichtlich auf rund 200’000 Franken belaufen. Die genaue Summe konnte direkt nach Ende des Anlasses noch nicht beziffert werden, da die elektronischen Zahlungen noch nicht definitiv bekannt waren. Der erzielte Betragkommt vollumfänglich muskelkranken und beeinträchtigten Menschen zugute.