Zwei Junioren des EHC Dübendorf träumen von der NHL

Eigentlich sind der noch zwölfjährige Leandro Merlo aus Dübendorf und sein Teamkollege, der eben 13 Jahre alt gewordene Diego Jenni aus Uster, zwei ganz normale Teenager. Gemeinsam verbindet sie dabei ihre grosse Leidenschaft für das rassige Spiel mit dem Puck. Die beiden Sekundarschüler investieren viel in ihr Hobby. Nicht weniger als sieben Trainings bestreiten sie wöchentlich.

Die zwei Teamkameraden stehen beide auf dem Eis, seit sie dreieinhalb Jahre alt sind. Seit vielen Jahren spielen sie, nach Absolvierung der Dübi-Eishockeyschule, bereits im gleichen Team in den Farben des EHC Dübendorf.

Während Diego eher zufällig über einen Bekannten der Familie zum Eishockey Zugang gefunden hat, erhielt Leandro das Eishockey-Gen quasi in die Wiege gelegt. Der Schwiegervater von Mutter Gabriela Merlo agierte nämlich einst als Goalie im Fanionteam des EHC Dübendorf. Leandros Vater Alessandro Merlo spielt auch heute noch mit Begeisterung gerne Eishockey und fungiert zudem als Assistenztrainer im U13-Eliteteam seines Sohns.

Um ein derart intensives Trainingspensum bewältigen zu können, ist eine ausgeklügelte Organisation unabdingbar. Diego Jenni besucht die erste Klasse der Sekundarschule an der Kunst- und Sportschule Uster. Er hat frühmorgens auf dem Weg zur Schule nicht nur Schulmaterial dabei, sondern auch eine grosse Tasche mit der Sportausrüstung.

«Diego ist selbständig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und absolviert seine Trainings mal in Zürich, Dübendorf oder Küsnacht», erzählt Mutter Vera Jenni. Der an die Trainingsbedürfnisse der jungen Sportler angepasste Stundenplan lasse eine hohe Frequenz an Trainings zu.

Leandro besucht derweil die erste Klasse der Sekundarschule in Dübendorf. Mutter Gabriela Merlo übernimmt jeweils den «Taxidienst». «Ohne diese Unterstützung käme Leandro nach Unterrichtsende nicht pünktlich zum Training», sagt sie.

Nun haben die beiden Jungs mit Jahrgang 2012 in ihrer noch jungen Sportlerkarriere bereits etwas geschafft, wovon andere weiter träumen müssen: Sie gehören einer kantonalzürcherischen Juniorenauswahl an, die im Februar für zwei Wochen nach Kanada reisen wird.

In Quebec nimmt das Team Zürich U13 des Kantonal Zürcher Eishockeyverbands am prestigeträchtigen Eishockey-Juniorenturnier namens Pee Wee teil. Dies ist eine riesige Bühne, die sich für das Team erschliesst. Am Turnier nehmen 120 Teams aus 15 Ländern teil.

Diego und Leandro haben sich nach mehreren Sichtungstrainings im Frühjahr 2024 gegen gleichaltrige Konkurrenz durchsetzen müssen. Aus rund 300 U13-Akteuren aus den Eishockeyvereinen des Kantons konnten letztlich nur gerade 16 Feldspieler und zwei Goalies berücksichtigt werden. Leandro wusste offenbar mit seinen schlittschuhläuferischen und offensiven Qualitäten auf sich aufmerksam zu machen, Diego mit seinen guten Pässen aus der Defensive.

Dass diese Nomination keinesfalls eine Selbstverständlichkeit ist, hat die Reaktion der beiden Jungs nach dem Aufgebot gezeigt. «Leandro hat sehr emotional reagiert und sich mit Tränen über dieses erste Highlight in seiner noch jungen Karriere gefreut», erinnert sich Mutter Gabriela Merlo.

Auch der lebhafte Diego sei kurz ausgeflippt, berichtet die Mutter, er habe sich dann sofort darangemacht, auf Sponsorensuche zu gehen. Die Teilnehmer müssen diesen Kanada-Trip und den Aufenthalt vor Ort nämlich selber berappen. «Diego hat auch einen Vortrag vor dem Rotary Club Uster gehalten, dabei viel gelernt und einige Geldgeber gefunden, auch aus den Reihen des Lions Clubs Uster», erzählt Vera Jenni. Nach seiner Rückkehr werde Diego bei beiden Klubs über seine Erfahrungen berichten.

Auf der Hinreise nach Kanada am 11. Februar darf etwas ganz bestimmt nicht im Reisegepäck der beiden Jungs fehlen: das Shirt des Kantonal Zürcher Eishockeyverbands. Was den Jungs ebenfalls nicht fehlen wird, ist die Nähe zur Familie. Die Eltern und sogar Leandros ältere Schwester Alessia machen die Reise nach Kanada nämlich mit. «Wir freuen uns auf diese Familienferien», sagt Gabriela Merlo.

Leandro und Diego werden in Gastfamilien leben. Während sich Diego durchaus darauf freut, seine Französischkenntnisse zu vertiefen, gibt sich Leandro skeptischer. Aber auch er hat in seiner noch jungen Sportlerkarriere bereits gelernt, dass es nie schaden kann, gewisse Hindernisse zu überwinden. Zudem hat er einen Translator mit im Gepäck.

Die Nähe zum nordamerikanischen Eishockey wird bei beiden Jungs wohl auch ihre Sportlerträume weiterleben lassen. Beide träumen von einem Aufgebot als Nationalspieler und dem Sprung in Nordamerikas «Edelliga», der National Hockey League (NHL). Bevor es aber so weit ist, eifern sie noch den Schweizer Cracks nach. Leandros Vorbild ist zum Beispiel der aktuelle ZSC-Akteur Sven Andrighetto, Diego drückt dem ZSC den Daumen und sieht sich deshalb des Öfteren im Konflikt mit Mutter Vera Jenni, die Anhängerin des SC Rapperswil-Jona ist.