Im Jahr 2000 liefen die lokalen News und amtlichen Publikationen genau wie heute im «Glattaler». Grosses Thema der ersten Januarausgabe war die ausgebliebene Computerkatastrophe, die auf den Jahreswechsel hin befürchtet wurde. Unter dem Titel «Millennium-Bug hielt Winterschlaf» ging ein Redaktor der Frage nach, ob eine Gemeindeverwaltung, eine Blaulichtorganisation oder eine Firma nach Neujahr von einem Totalabsturz betroffen war, weil Computer statt aufs Jahr 2000 auf 1900 schalteten. Doch im Glattal war das nirgends der Fall. Aber auch gesamtschweizerisch wurde kein grösserer Fall einer Panne bekannt.
Gross angekündigt wurde das Flugfestival, das Mitte Juni stattfinden sollte. Der Aero-Club Zürich und der Flugplatz Dübendorf feierten mit dem Festival ihr 90-jähriges Bestehen. Besonders stolz zeigten sich die Organisatoren, weil es ihnen gelungen war, eine der letzten noch fliegenden Boeing B-17 für den Anlass zu gewinnen.
Während des Zweiten Weltkriegs landeten in Dübendorf Dutzende dieser als «Flying Fortress» bekannten amerikanischen Maschinen und blieben bis Kriegsende dort abgestellt. Überliefert ist beispielsweise die Geschichte der letzten Landung einer Boeing B-17, die am 20. April 1945 mit Motorschaden Dübendorf als rettenden Hafen erreichte, nachdem sie über dem Brennerpass von der deutschen Fliegerabwehr getroffen worden war.
Das Festival war einerseits ein grosser Erfolg: 90'000 Menschen kamen, um sich die Flugshow anzusehen. Doch andererseits auch ein finanzielles Debakel für die Organisatoren. Trotz weit übertroffener Besucherzahl stand der Aero-Club Zürich vor einem Schuldenberg in sechsstelliger Höhe. Nur weil einige Gläubiger letztlich auf ihr Geld verzichteten, konnte gut die Hälfte der ausstehenden Beträge zurückbezahlt werden.
Weltumrundung – Russland sagt «Njet»
Ein noch grösseres mediales Interesse erzeugte der Flugplatz am 11. Januar, als die «Tante Ju» zu einer Weltumrundung von Dübendorf startete. In knapp vier Monaten wollte die Crew mit der dreimotorigen Ju-52 mit Baujahr 1939 die Erde umrunden. Zwei Piloten, zwei Flight-Assistants und ein Techniker sollten abwechslungsweise auf den 57 etappierten Teilstrecken unterwegs sein.
Allein für den ersten Teil der Weltumrundung bis Tokio musste die «Tante Ju» 26 Flughäfen anfliegen. Ein Schweizer Uhrenhersteller war der finanzielle Rückhalt dieses Abenteuers.
Doch der Flug rund um die Welt scheiterte. Russland hatte die bereits erteilte Landegenehmigung für die Insel Sachalin zwischen Japan und Alaska «aus politischen und moralischen Gründen» zurückgezogen.
Die 180 Stundenkilometer langsame Oldtimermaschine hat trotz Zusatztanks nur eine Reichweite von maximal 1500 Kilometern und hätte zwingend die Zwischenladung in Russland einlegen müssen. So blieb der Crew nichts anderes übrig, als den Rückweg Richtung Westen nach Dübendorf anzutreten.
Karate-Weltmeisterin und brutaler «Lothar»
Auch die Nachwehen, die der Orkan «Lothar» am 26. Dezember in der Region hinterlassen hatte, waren im Januar noch Thema. Ein Förster warnte davor, gewisse Stellen im Wald zu betreten. Das Wurzelwerk vieler Bäume sei gelockert. Schon bei mässigem Wind könnten sie umstürzen.
Schlagzeilen machte im «Glattaler», dass eine amtierende Karate-Weltmeisterin Mitglied der Dübendorfer Stadtpolizei wird. «Harte Zeiten für Ganoven», so titelte der Verfasser des Artikels, in dem er die damals 36-jährige Polizei-Aspirantin Elisabeth Walker vorstellte.
Auch dem damaligen Polizeichef Bruno Romano waren offenbar die fernöstlichen Kampfkünste nicht fremd. So liess er sich zitieren: «Auch ich musste schon manchmal meine Karate-Kenntnisse im Dienst einsetzen.» Vor allem bei Schlägereien und Ehestreitigkeiten müsse man als Polizist eingreifen und sich zu verteidigen wissen. «Die Stadtpolizei wird aber nicht zur Schlägertruppe», versicherte Romano.
Der Polizeichef quittierte übrigens kurz darauf den Dienst und übernahm die Führung der Stadtpolizei der Walliser Gemeinde Brig.
Stadtpräsident Heinz Jauch (EVP) hielt eine Neujahrsrede mit einem positiven Blick in die Zukunft: «Ich bin zuversichtlich, dass sich die Wirtschaftslage weiter entspannen und verbessern wird.»
Stadtratssitze unter Beschuss und Ende des LdU
An der ersten Gemeinderatssitzung im neuen Jahr beantragte die SVP, die Anzahl der Stadträte von neun auf fünf zu reduzieren. Doch die Motion von Hans-Felix Trachsler scheiterte, wenn auch mit 16 zu 17 Stimmen äusserst knapp. Im Februar des darauffolgenden Jahrs stiess das Parlament dennoch eine Verkleinerung der Exekutive von neun auf acht Sitze an, was im Juni 2001 von der Stimmbevölkerung abgesegnet wurde. Heute umfasst der Stadtrat nur noch sieben Sitze.
Nicht mehr Teil der politischen Landschaft Dübendorfs war ab dem 20. Januar der Landesring der Unabhängigen (LdU). Die Sektion löste sich zusammen mit dem LdU des Kantons Zürich auf.
Die Partei war 1936 vom Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler gegründet worden. In Dübendorf war der LdU bereits 1998 aus dem Gemeindeparlament ausgeschieden. Ihre Blütezeit hatte die Partei 1967, als sie 16 Nationalrats- und 31 Kantonsratssitze innehatte.
Zahlreiche Wohnungsanzeigen waren vor 25 Jahren noch Teil der Inserateseiten. Für 1500 Franken inklusive Nebenkosten bekam man noch eine 4-Zimmer-Wohnung an der Glärnischstrasse. Teuerungsbereinigt wären das heute rund 1700 Franken, was für Dübendorf immer noch sehr günstig ist.
Politikum «Hecht»
Zum Verkauf ausgeschrieben war der «Hecht». Die Stadt Dübendorf hatte das Restaurant 1978 für 900'000 Franken in einem sanierungsbedürftigen Zustand erworben. Danach wurde die Liegenschaft zu einem langwierigen Politikum. Das Gebäude stand unter Denkmalschutz, verfiel aber zunehmend.
Alle bisherigen Sanierungs- und Verkaufsbemühungen lehnten entweder Stimmbürger oder Parlament ab. Im Sommer 2000 war eine konsensfähige Lösung gefunden. Der Zürcher Bauingenieur Urs Räbsamen und Martin Glarner, gebürtiger Dübendorfer und damals Geschäftsleiter der Sparkasse Zürcher Oberland in Hinwil, kauften anschliessend den «Hecht» und sanierten das über 300 Jahre alte Gebäude.
Im Januar zeigte sich die Glattaler Stadt wieder mal als nicht zu unterschätzende Wintersportmacht. So gewann der Dübendorfer Jürg Schaufelberger mit seinem Team an den Schweizer Viererbob-Meisterschaften in St. Moritz die Silbermedaille. Damit qualifizierten sich die vier für die Europameisterschaft.
Auch der Handballclub war erfolgreich unterwegs. Mit einem Sieg gegen Flawil übernahmen die Dübendorfer die Tabellenspitze in der 1. Liga.
Serie «Aus dem Archiv»
Im «Glattaler» und in seinen Vorgängerzeitungen wurde schon vor über 100 Jahren über die Region berichtet. In einer kleinen Serie zeigen wir Ausschnitte aus den Jahren 1925, 1950, 1975 und 2000. Archiviert und unterhalten werden diese Zeitungen von der Ortsgeschichtlichen Dokumentationsstelle VVD in Dübendorf.