Im Januar 1950 hiess das amtliche Publikationsorgan «Anzeiger der Gemeinde Dübendorf». Die Wochenzeitung erschien jeweils am Freitagmittag im Dübendorfer Verlag W. Eckinger, den es heute nicht mehr gibt. Der Abonnementspreis betrug 2 Franken jährlich.
In mehreren Ausgaben schwor das «Dü-Ba-Fa-Komitee» die Bevölkerung auf die nahende Fasnacht ein. «Nach einem Unterbruch von mehreren Jahren ist es fast ein Gebot der Pflicht», so die Organisatoren, «dass sich unser Dorf wieder einmal zu einer solchen Kraftprobe aufrafft und damit beweist, dass die Tradition einer währschaften Bauern-Fastnacht noch immer lebendig ist.» Jeder einzelne humorbegabte Dübendorfer solle in seinem Hirnstübchen nach geeigneten Ideen für den Umzug herumstöbern.
Geschlechtergetrennte Anlässe bewarb die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Dübendorf-Schwerzenbach. In der ersten Januarausgabe pries sie den «Männerabend» an, der im Restaurant Hecht stattfand.
«Diese Veranstaltungen erfreuten sich stets eines grossen Zuspruchs von Seiten unserer Männerwelt», hiess es im Veranstaltungshinweis. Mittelpunkt dieses Anlasses waren Vorträge «bedeutender» Referenten zu einem aktuellen Thema. Für den 12. Januar sollte ein Professor über «Naturwissenschaft und Glaube» referieren.
Doch die Kirchgemeinde hatte auch einen Abend nur für Frauen. Im «Naturkundezimmer des neuen Schulhauses» fand ein sogenannter Mütterabend zum Thema «Wie gestalten wir Frauen unsere Freizeit?» statt.
Publiziert wurden auch die «gesetzlichen Tanztage im Bezirk Uster». Damit waren Daten gemeint, an denen gemäss Gesetz öffentliche Tanzveranstaltungen gebührenfrei und ohne Bewilligung erlaubt waren. Darunter fielen der «Bauernfastnacht-Sonntag» am 26. Februar oder der «Ernte-Sonntag» am 27. August.
Das Kino Ad Astra zeigte den Film «Im Todeslager von Auschwitz». Filmvorführungen waren zu der Zeit auch ausserhalb des Kinos angesagt. So luden die SBB und der Verkehrs- und Verschönerungsverein Dübendorf zum dokumentarischen Film «Geheimnisse des Rangierbahnhofs» ins Hotel Bahnhof ein. Im «Hecht» gab es eine «Tour de Suisse-Filmvorführung» mit einem Vortrag des Rad-Weltmeisters Hans Knecht. 55 Rappen kostete der Eintritt.
Einziges sportliches Highlight war das Eishockeyspiel im «Eisfeld Kreis» zwischen Dübendorf I und Zürich Blau-Weiss am 29. Januar.
Als «eine der schwersten Katastrophen seit langer Zeit» bezeichnete ein Autor ein Unglück vom 20. Januar. Im Beitrag hiess es: «Beim Eckhaus der Familie Häberli an der Meierhofstrasse war durch einen unvermutet auftauchenden Riss das Gas entronnen und neben der Wasserleitung in die Küche gedrungen, was den Tod von Vater Häberli sowie des Ehepaars Bischoff zur Folge hatte.» Danach folgte ein Ausschnitt der Trauerrede des damaligen Präsidenten des FC Dübendorf. Eines der Opfer war im Vorstand aktiv und ein Ehrenmitglied des Klubs.
Bauplatz an sonniger Lage
Auf den Inseratenseiten findet sich im «Anzeiger der Gemeinde Dübendorf» ein breites Spektrum an Angeboten. Ein W. Lischer bot für den 8. Januar «Skifahrten» nach Engelberg für Fr. 12.50 und nach Wildhaus für 12 Franken an. Dazu passend war im Januar gerade Saisonausverkauf im Schuhgeschäft Steinmann an der Usterstrasse 8, der auf «Après-Skischuhe» 10 bis 50 Prozent Rabatt versprach. Damenschuhe bot Steinmann ab 18, Herrenschuhe ab 19 und Kinderschuhe ab 9 Franken an.
An der Wallisellenstrasse 8 im zweiten Stock wurden Radioapparate gewartet. Mehrere verschiedene Inserate wiesen auf diese Adresse hin. In einem hiess es: «Darf ich Sie erinnern, dass ein Radio-Apparat alle zwei bis drei Jahre dem seriösen Fachmann zur Kontrolle und Reinigung übergeben werden sollte.»
Ein Inserent bot im Quartier Meiershof-/Zürichstrasse Bauland an. «An sonniger ruhiger Lage, neun Bauplätze in diversen Grössenordnungen für Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser verwendbar.» Heute ist es zumindest entlang der stark befahrenen Zürichstrasse nicht mehr so ruhig.
Geburt des Bahnhofs Dübendorf
Auch vor 75 Jahren publizierte die Lokalzeitung ortsgeschichtliche Beiträge. Ein Verfasser erwähnte ein Gesuch von 1853, das die Gemeinde Dübendorf an die Kreispostverwaltung Zürich stellte. Damit sollte das Briefporto zwischen Zürich und Dübendorf von 10 auf 5 Rappen herabgesetzt werden. Ob dies gelang, wird im Beitrag nicht erwähnt. Im selben Artikel stand geschrieben, dass Dübendorf 1856 in den Besitz des Bahnhofs gekommen war. Die sogenannte Glattallinie reichte damals nur gerade von Wallisellen bis Uster.
Wohnungsbau auf dem politischen Tapet
Politisch tanzte bereits im frühen Jahr der Bär. Auf Ende Januar war die eidgenössische Vorlage «Massnahmen zur Förderung der Wohnbautätigkeit» zur Abstimmung angesetzt. Für ein Ja warb der Mietverein Dübendorf in einem Inserat mit den Argumenten, dass Mieterfamilien wegen gewinnsüchtiger Liegenschafts- und Bodenspekulationen auseinandergerissen würden oder die Arbeitslosigkeit im Baugewerbe damit ansteige.
Das Wohnungsthema ist heute wieder aktuell und wurde zuletzt mit der Volksinitiative «Dübendorf für alle» aufgegriffen, ausserdem sind derzeit mehrere Initiativen auf kantonaler Ebene hängig. Die Vorlage von 1950 war allerdings ein Bundesbeschluss, gegen den das Referendum ergriffen wurde. Das Stimmvolk sprach sich schliesslich mit 53 Prozent gegen die Förderung der Wohnbautätigkeit aus.
Zudem standen in dem Jahr die Erneuerungswahlen bevor. Dübendorf war damals noch eine Versammlungsgemeinde, und so waren sieben Mitglieder des Gemeinderats zu wählen sowie je neun Mitglieder der Primar- und der Sekundarschulpflege.
Serie «Aus dem Archiv»
Im «Glattaler» und in seinen Vorgängerzeitungen wurde schon vor über 100 Jahren über die Region berichtet. In einer kleinen Serie zeigen wir Ausschnitte aus den Jahren 1925, 1950, 1975 und 2000. Archiviert und unterhalten werden diese Zeitungen von der Ortsgeschichtlichen Dokumentationsstelle VVD in Dübendorf.