Seit der Mensch in grösseren Siedlungen lebt, wird er von Tieren begleitet, die sich von den Abfällen ernähren. Ein Beispiel für einen solchen Kulturfolger ist der Fuchs. Wie in der ganzen Schweiz ist der Fuchs auch in Dübendorf ein etablierter Stadtbewohner. Was normalerweise als friedliche Koexistenz funktioniert, hat in Dübendorf und Umgebung in den vergangenen Jahren vermehrt zu Problemmeldungen geführt.
Seit 2018 kamen getötete Hühner, Löcher und Kot in Gärten sowie aufgerissene Abfallsäcke immer häufiger vor. Später erkrankte in Dübendorf sogar ein Mann an der Fuchsräude.
Zu verdanken sind diese Vorfälle einer Überpopulation der Füchse. Und diese wiederum ist auf den Menschen zurückzuführen. «Der Fuchs profitiert von optimalen Bedingungen im Siedlungsraum», sagt Andreas Schori, ein Jäger von der Jagdgesellschaft Dübendorf. In menschlichen Siedlungen würden sich die Füchse von weggeworfenen Essensresten, Katzen- und Vogelfutter und Hühnern ernähren. Dazu komme gezielte Fütterung. «Durch dieses vom Menschen verursachte, fast unbegrenzte Nahrungsangebot nimmt die Fuchspopulation unkontrolliert zu», erklärt der Jäger.
Das führt nicht nur zu vermehrten Konflikten mit dem Menschen, sondern auch zu Fuchsräude-Erkrankungen. Schori sagt: «Da der Fuchs grundsätzlich ein Einzelgänger ist, bedeutet eine hohe Fuchsdichte auch Stress für ihn, und Stress wirkt sich auf das Immunsystem aus – der Fuchs wird anfälliger für Krankheiten.» Deswegen hat sich die Krankheit unter den Füchsen in den letzten Jahren stark ausgebreitet.
Eigentlich reguliert die Natur Überpopulationen durch die Beute-Räuber-Beziehung selbst. Schori erklärt das so: Gibt es mehr Räuber, gibt es weniger Beute. Gibt es weniger Beute, gibt es auch wieder weniger Räuber. Aber: «Der Mensch schafft dem Fuchs ideale Bedingungen und überlistet damit die Natur.»
Funktioniert die Beute-Räuber-Beziehung nicht, um eine Überpopulation zu reduzieren, hat die Natur noch mehr in petto: tödliche Krankheiten. Aber auch hier: «Allein durch Krankheiten wäre es wegen des urbanen Umfelds nicht zu einem ‹gesunden› Fuchsbestand gekommen – das Nahrungsangebot und somit die Bedingungen für eine Vermehrung des Fuchses sind einfach zu gross», sagt Schori.
Er ergänzt: «Zudem ist, an einer Krankheit zu verenden, ein qualvoller und langsamer Tod.» Vor allem bei der Fuchsräude: Die die Haut befallenden Milben lösen einen starken Juckreiz aus, wodurch sich die Tiere selbst wundkratzen und so offene, infizierte Hautstellen entstehen.
«Hier nehmen wir als Jäger unsere Verantwortung wahr und korrigieren dort, wo eine Überpopulation von Tieren zu deren eigenen Schaden stattfindet, aber auch zum Schaden anderer Tiere wie Hasen oder Vögeln, die am Boden brüten, führt», so Schori.
Das heisst: Ab 2019 hat die Jagdgesellschaft Dübendorf begonnen, den Fuchsbestand durch das Erlegen von vorwiegend kranken Tieren mittels Abschuss zu dezimieren. «Mit grossem Zeitaufwand, in unserer Freizeit und auf eigene Kosten, haben wir wieder einen gesunden Fuchsbestand erreicht», sagt der Jäger. Heute werden die Füchse aufgrund der gesunden Populationsgrösse kaum noch bejagt.
Der Einsatz der Jäger zeigte Wirkung: «Mittlerweile haben wir keine Beschwerden mehr wegen der Füchse.» Aber Andreas Schori weiss: «Die Fuchspopulation wird über kurz oder lang erneut ansteigen, und dann werden wir wieder vermehrt regulieren müssen.» Trotzdem blickt er positiv in die Zukunft: «Ich denke, dass wir auch in der nächsten Jagdpachtperiode bis 2033 einen gesunden Fuchsbestand erhalten können.»