Die «Dübendorfer Nachrichten» waren vor 100 Jahren Teil des «Wochenblatts Bezirk Uster», das es seit 1890 gab. Die Zeitung kostete damals zwischen 16 und 18 Rappen, im Abonnement Fr. 11.50.
In der Ausgabe vom 12. Januar 1925 war unter der Rubrik «Eidgenossenschaft» ein Aufruf der Behörden zu finden: «Um Goldmünzen in Zirkulation zu bringen, sollen den eidgenössischen Beamten die Besoldungen am nächsten Zahltag in Gold ausgerichtet werden.» Der Bund forderte die Leute auf, kein Gold zurückzubehalten, sondern es in Umlauf zu bringen. Der Verfasser des Artikels wiederum machte die Banken für die Goldknappheit verantwortlich: «Erst wenn die Banken wieder mit dem Gold herausrücken, erst dann wird auch der Private seine Goldvögel wieder fliegen lassen, vorher nicht.»
Auch ein anderes Zahlungsmittel sorgte damals für Probleme. So wurde vor falschen 50er- und 100er-Noten gewarnt, die «gelegentlich noch immer» im Umlauf waren. Zu erkennen seien sie unter anderem am schlechten Papier oder an der unscharfen Zeichnung des Notenbilds. Der blaue 100er-Schein hatte damals Wilhelm Tell und das Jungfraumassiv als Motiv, der 50er-Schein ist nicht beschrieben.
Ebenfalls vermeldet wurde der Tod von Camille Decoppet (FDP), der von 1912 bis 1919 als Bundesrat amtete. Decoppet starb mit 62½ Jahren an einem Schlaganfall, wie es in den «Dübendorfer Nachrichten» hiess.
Gestrichen wurde ein Extrazug ins Tessin auf Weihnachten. Offenbar hatten sich zu wenige Personen für den Zug angemeldet. Tessiner Arbeiter verzichteten laut der Meldung auf die Reise, weil ihnen der Preis mit 30 Franken für Hin- und Rückfahrt «immer noch bedeutend» zu hoch gewesen sei.
Bauland und «prima» Heu
Ein Sammelsurium an landwirtschaftlichen Produkten fand sich auf den Inseratenseiten. Zu verkaufen gab es diverse Tiere. Ein Inserat lautete etwa: sechs Stück schöne Tafelschweine, bei H. Kuhn, Kriesbach, Dübendorf. Unverhohlen wurden auch «junge Metzkühe» angeboten.
Ab sechs Uhr abends «empfiehlt höflich» Metzger E. Gossweiler den Kauf von Blut- und Leberwürsten. Zum Inserat gab es eine Illustration eines Schweins im Frack, das auf den Hinterbeinen steht, während es eine Glocke läutet. Angepriesen wurden aus Dübendorf zudem «prima» Heu, Weizen, Roggen, Stroh, Runkelrüben oder ein 850-Liter-Jauchefass.
Ohne Preisangaben waren Wohnungen ausgeschrieben. Eine solche bot U. Rüede-Scherer bei der Bäckerei am Lindenplatz in Dübendorf an. Und, was heute unvorstellbar ist: 22 Aren Bauland an «schöner Lage in Dübendorf». Wo sich dieses schmucke Land befand, hatte der Verkäufer allerdings nicht im Inserat preisgegeben. «Billig zu verkaufen» gab es auch eine Schnapsbrennerei ohne Ortsangabe.
Fleissig gehandelt wurden zu der Zeit Arbeitskräfte. Freie Stellen gab es für Bauschreiner, Heupreller oder Magaziner. Immer wieder gesucht wurden junge Mädchen. Ein solches Inserat war an Mädchen für Wirtschaft und Mithilfe im Haushalt gerichtet, die «treu, willig und zirka 20 Jahre alt» waren. Die Dübendorfer Samenhandlung A. Rüberli bemühte sich um «intelligente Mädchen oder Knaben» zwischen 15 und 20 Jahren für leichte und auch schriftliche Arbeiten während dreier Monate.
Fotograf Heinrich Wild versprach unbegrenzt haltbare Bilder und Fotografien auch abends bei elektrischem Licht. «In der ‹stillen Zeit› lassen Sie am vorteilhaftesten Ihre Familie photographieren», heisst es im Inserat.
Eine grosse Anzeige schaltete der Dübendorfer Coiffeur Rudolf Scheurer, der im Hotel Bahnhof soeben sein Geschäft eröffnet hatte. «Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, die titulierte Kundschaft durch einen prompten, sauberen Service zu bester Zufriedenheit zu bedienen.»
Eine Frau Wägeli warb für ihre Badanstalt in Dübendorf, die freitags und samstags geöffnet war. Die Gäste konnten sich offenbar in Fichtenmilch-, Sool-, Teer- und Schwefelbäder legen.
Unterführung und Überfremdung
Politisch ging es damals bereits im Januar zur Sache. In den «Dübendorfer Nachrichten» stand ein grosser Hinweis zur Einladung für die «ordentliche Zivilgemeinde-Versammlung». Traktandiert waren die Voranschläge über das Zivilgut, das Elektrizitätswerk und das Gaswerk. Ebenfalls Thema war die Erstellung einer Transformatorenstation im «Sonnental». Zur Versammlung lud auch die Schulgemeinde Wil-Berg für Sonntagnachmittag, 25. Januar, um ein Uhr ein. Entschieden wurde etwa über das Budget.
Und der Gemeinderat kündigte das Projekt einer Personenunterführung zur Wangenstrasse an, wo sich noch heute eine solche befindet. Dem Projektbeschrieb zufolge unterschied sich der Bau aber von der heutigen Unterführung. Gleichzeitig mit der Ankündigung dieser Pläne wurde auch bekannt, dass die «Alte Wangenstrasse» künftig Alpenstrasse heissen soll.
Gross angekündigt war zudem die Einführung des Grundbuchs für die Gemeinde Dübendorf. Im Gasthof Hecht fand am 18. Januar ein Vortrag von Regierungsrat Oscar Wettstein (DP) zum Thema «Massnahmen gegen die Überfremdung» statt. Den Anlass hatten die Bauernpartei Dübendorf, der Demokratische Gemeindeverein Dübendorf und die Sozialdemokratische Mitgliedschaft Dübendorf organisiert.
Kinoprogramm und Turnstunde
Für kulturelle Abwechslung sorgte damals das Kino Ad Astra in Dübendorf. Dort lief vom 15. bis 18. Januar der Film «Söhne der Nacht» – und eine Woche später «Reise um die Welt in 18 Tagen».
Im Hotel Bahnhof war zu der Zeit offenbar einiges los. Neben der Neueröffnung eines Coiffeurgeschäfts war für den 1. Februar ein «Frei-Konzert» des Musikvereins Harmonie zur Einweihung des neuen Saals und des Restaurants angesetzt.
Wenig turbulent ging es in Dübendorf in sportlicher Hinsicht zu und her. Immerhin machte die Männerriege Dübendorf im Januar 1925 schon auf ihr Programm aufmerksam. «Wiedereinstieg der Turnstunden am Donnerstag, den 15. Januar in der Turnhalle. Neueintretende sind immer herzlich willkommen. Zahlreicher und pünktlicher Besuch wird erwartet.» Genau wie heute fanden die Turnstunden an einem Donnerstag statt. Allerdings ist im Inserat keine Uhrzeit dazu angegeben.
Auch Eingesandtes aus der Leserschaft wurde damals abgedruckt. In einem Beitrag mit dem Titel «Eitelkeit der Frau» heisst es: «Hütet euch vor der Schlampigkeit, ihr Frauen! Es braucht keinen grossen Kittel, um gut auszusehen. Es braucht nur einen guten Geschmack und etwas Zeit, um sich ordentlich und vorteilhaft zu kämmen und zu kleiden, dann ist der Zweck schon erfüllt.» Geschrieben hat den Beitrag eine Frau.
Zu den Nachrichten gehörte die Bekanntgabe der Einwohnerzahl Dübendorfs. Diese wurde auf 3850 Personen beziffert. In den vier Jahren zuvor war die Bevölkerung um 472 Personen gewachsen.
Serie «Aus dem Archiv»
Im «Glattaler» und in seinen Vorgängerzeitungen wurde schon vor über 100 Jahren über die Region berichtet. In einer kleinen Serie zeigen wir Ausschnitte aus den Jahren 1925, 1950, 1975 und 2000. Archiviert und unterhalten werden diese Zeitungen von der Ortsgeschichtlichen Dokumentationsstelle VVD in Dübendorf.