Es ist kein alltägliches Bild, wenn eine elf Meter hohe Nordmanntanne über dem Stadthausplatz in Dübendorf schwebt. Möglich gemacht haben dies am Montagmorgen die Förster der Holzkorporation Dübendorf. Sie transportierten die zwischen einer und vier Tonnen schwere Tanne – über das ungefähre Gewicht konnten sich die Förster nicht einigen – von Ebmatingen bis ins Stadtzentrum. Damit die Dübendorferinnen und Dübendorfer eine erleuchtete Weihnachtszeit mit einem romantischen Christbaum haben.
Dieses Jahr ist er besonders gross, grösser als alle Jahre zuvor. Deshalb hat die Holzkorporation externe Maschinen angefordert, einen Kran und einen Schwertransporter. Sie treffen sich früh am Morgen bei der Christbaumkultur von Urs Bolli in Ebmatingen.
Der Baum, um den sich die Arbeiter in der morgendlichen Kühle scharen, ragt über die meisten anderen Tannen hinaus. Zuerst wird er begutachtet. «Es rächts Bäumli», scherzt der Kranfahrer. Vor allem aber zählt die Meinung von Doris Meyer, Leiterin Finanzen und Liegenschaften in Dübendorf.
Sie sagt: «Früher hat die Stadt oft negative Rückmeldungen zum Christbaum bekommen. Einige Leute fanden den Baum zu kahl, zu krumm …» Seitdem geht sie mit den Förstern mit, um den schönsten Baum auszusuchen. «Die Rückmeldungen sind jetzt fast immer positiv», so Meyer.
Und: Sie ist zufrieden mit dem Baum, der in der Kultur genug Platz hatte, um ein dichtes Astwerk zu entwickeln. Also gehts los: Ein Förster klettert erst mit der Leiter, dann mit Händen und Füssen in die Baumkrone, um dort eine Schlaufe festzuziehen. Der Kran wird ausgefahren und der daran befestigte Haken an der Schlaufe fixiert.
Während am Horizont die Sonne aufgeht und den Himmel pastellrosa färbt, wirft ein Förster die Motorsäge an. «Zurückstehen!», ruft er. Dann gehts schnell: erst ein gerader Schnitt, dann ein schräger. Das Kreischen der Motorsäge durchschneidet die morgendliche Stille. Und schon hat die Säge den Stamm durchtrennt, und der Kran hebt die Tanne langsam aus der Baumkultur heraus.
Wie ein seltsames Flugobjekt, beinahe surreal, schwebt der Baum über die Wipfel der anderen Tannen. Landung macht der Baum auf dem Lastwagen hinter der Fahrerkabine, wo ein eingespieltes Team von Arbeitern den Stamm richtet. Dann wird er vorsichtig nach hinten zu den Hinterrädern gekippt, Tannenzapfen regnen herab.
Schon liegt die Tanne, schon ist sie befestigt, schon abfahrbereit. Was bleibt, ist ein feuchter Baumstumpf und zertrampelte Pilze rundherum. Ein Forstwart zählt im Stumpf 30 Ringe.
Als wäre er dort gewachsen
Jetzt muss das «rächte Bäumli» nur noch nach Dübendorf transportiert werden. Ein Förster fährt voraus, um den Kreisel in Fällanden zu sperren. Der Lkw fährt auf der falschen Seite durch den engen Kreisel, die Äste der Tanne hängen auf der Seite herunter, die Autofahrer müssen warten.
Dann haben sie es auf den Stadthausplatz geschafft. Hier ist genug Platz, also fährt der Kran wieder in Position, hebt die Tanne langsam vom Lastwagen und lässt sie über den Platz baumeln. Jetzt wird schnell gemessen: Passt der Stamm in den geöffneten Schacht? Langsam senkt der Kranführer den Baum ab. Ja, der Stamm passt.
Wieder braucht es Teamwork: Ein Forstarbeiter schaut, ob der Christbaum geradesteht, die anderen Förster schlagen so lange Pflöcke zwischen Stamm und Schachtwände, bis es stimmt. Und schon steht die Tanne so auf dem Stadthausplatz, als wäre sie dort gewachsen.