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Ein Holzhaus

Die Kita Pippi’s Blockhus in Pfaffhausen mit der Holzverschalung, die den Betreibern missfällt. Foto: David Marti

Steiniger Weg zum Holzbau

Eine Blockhaus-Kita mit einem Wermutstropfen

Barbara Wirth wollte eine Blockhaus-Kita in Pfaffhausen, was die Gemeinde in dieser Form nicht duldete. Deren Auflagen haben der Betreiberin Ärger und hohe Kosten beschert.    

Die Kita Pippi’s Blockhus in Pfaffhausen mit der Holzverschalung, die den Betreibern missfällt. Foto: David Marti

Veröffentlicht am: 17.10.2024 – 05.39 Uhr

Die Kita Pippi’s Blockhus in Pfaffhausen wird überschwemmt von Anfragen für einen Betreuungsplatz. Entsprechend zufrieden zeigt sich Barbara Wirth, die Betreiberin der einzigen Kinderkrippe im Fällander Ortsteil: «Es läuft sehr gut.» Sie seien bis nächsten Sommer ausgebucht. «Eigentlich könnten wir gut eine zweite Kita eröffnen.»

Doch so heiter war die Stimmung vor zwei Jahren noch nicht, als es um den Bau des Holzgebäudes ging. Die Gemeinde wollte kein Blockhaus in dem Quartier. Der damalige Gemeinderat Pierre-André Schärer (parteilos) sagte gegenüber dieser Zeitung: «Ein Blockhaus ist quasi ein kanadisches Bärenjägerhaus, das für die Schweiz völlig untypisch ist.»

Die Behörden verlangten, dass an der Aussenfassade eine Isolationsschicht und horizontal liegende Bretter angebracht werden.

Die Verschalung mit Brettern sei auch Inhalt ihres Baugesuchs gewesen, erinnert sich Wirth zurück. Glücklich war sie nie mit dieser Lösung. «Wir gingen damals davon aus, dass eine traditionelle Blockhausfassade keine Chance bei der Gemeinde hat.»

Bauen ohne Bewilligung

Später haben sie und Bauleiter Marcel Wunderli jedoch Mut aus den Rückmeldungen der Anwohner geschöpft. «Auch die Eltern und die Anwohner hätten lieber eine Blockhausfassade gesehen.» Unterstützung habe es auch von Naturschützern gegeben, die sich in den Ritzen und Spalten der Stämme einen Lebensraum für Insekten oder Vögel erhofft hätten.

Also versuchte die Bauleitung das Ruder mit einem Wiedererwägungsgesuch herumzureissen, um doch noch die ersehnte Fassade verwirklichen zu können.

Ein Holzhaus
So sah die Kita an der Baumgartenstrasse im Mai 2022 aus. Damals noch ohne Holzverschalung. Foto: David Marti

Doch die Gemeinde spielte nicht mit. Gemäss Pierre-André Schärer hätten die Kita-Verantwortlichen eine Änderung der Rechtslage oder des Sachverhalts im Gesuch darlegen sollen, was nicht der Fall gewesen ist.

Das stritten die Verantwortlichen auch nicht ab, sie bauten das Haus aber dennoch mit der gewünschten Traumfassade, was den Gemeinderat vollends auf die Palme brachte. Das sei ein «Buebetrickli» und gegen «Treu und Glauben», sagte Schärer damals.

Sisyphusarbeit am Dach

Das Ganze endete vor dem Baurekursgericht. Die Folge für die Kita-Betreiberin: Sie musste die Aussenhülle des Gebäudes im vergangenen Herbst verschalen lassen, wie von der Gemeinde verlangt. 67’000 Franken hat das gekostet.

Damit nicht genug. Zwar haben die Kita-Verantwortlichen bei der Zwischendachkonstruktion vor Gericht recht bekommen. Sie mussten nicht wie vom Gemeinderat verlangt ein Ziegeldach erstellen, sondern konnten ihr Glasdach realisieren.

Allerdings mussten sie, nachdem die Dacharbeiten abgeschlossen waren, wieder von vorne beginnen. Die Gemeinde beanstandete ein zu steiles Gefälle des Dachs. Laut Wirth flatterte diese Verfügung nur wenige Tage nach der Fertigstellung ins Haus. Also musste das Dach noch mal runter und im April 2023 neu aufgebaut werden.

Kostenpunkt: rund 14’000 Franken. Über private Kontakte musste sich Barbara Wirth Geld leihen, um die Mehrkosten begleichen zu können.

Wirth ärgert dabei, dass das Bauamt so lange für diese Verfügung gebraucht hat. «Dabei wusste die Gemeinde, dass das Zwischendach in den Herbstferien gebaut werden musste.» Dies, weil der Betrieb wegen der Bauarbeiten für die Kinder zu gefährlich gewesen wäre.  

Widerstand zähneknirschend aufgegeben

Wie Gemeindeschreiberin Leta Bezzola auf Anfrage mitteilt, sind diese Arbeiten vor der Erteilung der Baubewilligung ausgeführt worden. «Wäre die Bewilligung abgewartet und wären die Auflagen darin beachtet worden, hätte das Dach nicht nochmals zurückgebaut werden müssen.»

Weiter gerichtlich gegen die Gemeinde anzukämpfen, kam für das Team rund um Barbara Wirth aber nicht mehr infrage. Dies hängt auch mit dem überraschenden Tod ihres Bauleiters Marcel Wunderli zusammen. Für ihn sprang dessen Sohn, von Beruf Architekt, ein.

Dieser habe den Widerstand als aussichtslos eingestuft und den juristischen Weg des Vaters nicht fortführen wollen, sagt Wirth. «Wir haben danach gemeinsam entschieden, den Forderungen der Gemeinde nachzugeben.»

Barbara Wirth muss deswegen heute mit der schlechteren Version der Kita-Fassade leben. «Das Haus hat mit der Verschalung an Charme verloren.»

Ihr sei bewusst, dass ihr damals schlicht die Erfahrung für ein solches Bauprojekt gefehlt habe. «Heute würde ich von Anfang an für die schönere Blockhausfassade kämpfen.»

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