nach oben

Anzeige

Gesellschaft
abo
Eine Frau vor einem Polizeiauto.

Leila Gerber ist Chefin des Dienstkreises Dübendorf. Seit vier Jahren arbeitet sie im Polizeiposten an der Wilstrasse 66. Foto: David Marti

Kapo in Dübendorf

«Wir müssen über Internetbetrüger stetig auf dem Laufenden sein»

Seit 50 Jahren ist die Kantonspolizei im gleichen Dübendorfer Gebäude stationiert. Im Interview verrät Postenchefin Leila Gerber, welche Verbrechen zurzeit Sorgen bereiten und was Polizisten am liebsten essen.

Leila Gerber ist Chefin des Dienstkreises Dübendorf. Seit vier Jahren arbeitet sie im Polizeiposten an der Wilstrasse 66. Foto: David Marti

Veröffentlicht am: 14.10.2024 – 05.48 Uhr

Frau Gerber, Sie sind die Chefin des Dienstkreises Dübendorf. Wie kommt es, dass Sie nicht uniformiert sind?

Leila Gerber: Zu Bürozeiten sind wir in Zivilkleidern unterwegs. Während der Spät- und Nachtdienste tragen wir die Uniform.

50 Jahre ist die Kantonspolizei schon in diesem Posten in Dübendorf stationiert. Gibt es zum Jubiläum eine Party?

Nein, bei uns ist kein Fest vorgesehen. Bei meinem Team ist das Jubiläum kein Thema. Wir arbeiten ganz normal weiter.

Vor ein paar Jahren hat der Bezirkschef Uster gegenüber dieser Zeitung gesagt, dass er sich einen grösseren Polizeiposten wünscht, der näher im Zentrum liegt. Sie auch?

Ja, wir sind auf der Suche nach einem idealeren Standort.

Der Polizeiposten in Dübendorf

Seit 1974 ist die Kantonspolizei an der Wilstrasse 66 in Dübendorf präsent. Noch heute ist der Polizeiposten an der gleichen Adresse zwischen einer Pizzeria und einem Geschäft für chinesische Medizin eingebettet. Neben Dienstchefin Leila Gerber arbeiten elf Mitarbeitende und Diensthund Raichu in dem Gebäude.

1999 hat dann die Dübendorfer Mannschaft mehr Platz erhalten. So konnte die Kapo einige Räume einer ehemaligen Physiotherapiepraxis übernehmen.

Was wäre denn ein idealerer Ort für die Kantonspolizei?

Dübendorf wächst und damit auch unsere Postenmannschaft. Ein geräumigerer Standort, welcher zu Fuss wie auch mit dem ÖV gut erreichbar ist, wäre deshalb ideal. 

Vorhin wurde ich aus dem Empfangsraum nach draussen geschickt, weil eine Frau gerade eine Meldung machte. Draussen wartete zudem ein Paar, um eine Anzeige aufzugeben. Der Platzmangel scheint bei Ihnen ein akutes Problem zu sein.

Es kann vorkommen, dass mal jemand draussen warten muss, wenn mehrere Personen unabhängig voneinander gleichzeitig beim Polizeiposten erscheinen. Problematisch ist es zwar nicht, doch grössere moderne Polizeistationen haben speziell eingerichtete Zonen. Dort sind Anzeigebüros eingerichtet, sodass Leute in Ruhe eine Anzeige aufgeben können. Weil uns das fehlt, werden in einem solchen Fall Personen aus Diskretionsgründen gebeten, draussen zu warten.

Noch mal zurück zur Standortfrage: Wenn Sie frei wählen könnten, wo würde der Polizeiposten in Dübendorf stehen?

Wie bereits erwähnt, wäre ein Standort in Bahnhofnähe sicher vorteilhaft.

Etwas Profaneres: Wir sitzen hier im Pausenraum der Polizei. Machen Polizisten eigentlich eine Znünipause wie Handwerker?

Wenn es die Auftragslage zulässt, ist eine Kaffeepause sicher eine gute Gelegenheit für den Austausch untereinander. Auch während der Pause ist der Polizeiposten zu Bürozeiten durchgehend geöffnet.

In den Genuss zu vieler Pausen wird Ihre Mannschaft wohl nicht kommen, oder?

Nein, wir haben genug zu tun. Mit der wachsenden Bevölkerung steigt auch die Zahl der Einsätze. Das spüren wir.

Ein altes Bild mit Autos und Häusern
Die Wilstrasse im Jahr 1974, als die Kantonspolizei den Posten in Dübendorf frisch bezogen hatte. Foto: PD

Haben wir in Dübendorf schon städtische Probleme, die vergleichbar mit Zürich sind?

Eher wie Dietikon. In Dübendorf beschäftigen uns dieselben polizeilichen Themen wie in anderen Städten der gleichen Grössenordnung. Dies sind beispielsweise Vermögensdelikte und Einbrüche. Tendenziell ist Dübendorf immer noch eine Agglomerationsgemeinde. Die Polizisten sind mit einem Stadt-Land-Mix konfrontiert, wobei hier das Städtische immer mehr durchdrückt.

Was sind denn häufige Probleme, die hier gemeldet werden?

Wir beschäftigen uns mit ähnlichen Fällen wie auf anderen Polizeiposten. Aktuell ist es vor allem die Cyberkriminalität. Die ist im stetigen Wandel. Für uns heisst das, stetig über neue Phänomene im Internet und die Vorgehensweisen der Internetbetrüger auf dem Laufenden zu sein.

Haben Sie gerade ein aktuelles Beispiel?

Beispielsweise Bestellbetrug, bei dem die Identität einer Person verwendet wird, um im Internet Waren zu bestellen. Die Päckli werden dann vom Betrüger an der Lieferadresse abgefangen.

Was raten Sie den Betroffenen, um sich dagegen zu schützen?

Generell ist es wichtig, wachsam zu sein, kritisch zu sein und zu hinterfragen. Wenn jemand Opfer eines solchen Delikts geworden ist, kann die Person beim Polizeiposten vorbeikommen, um eine Anzeige zu erstatten. Selbstverständlich kann sich auch jede Person an uns wenden, die Fragen zu Betrugsmaschen oder allgemein zu Kriminalität hat.

Graffiti sind ebenfalls ein immer wiederkehrendes Ärgernis in Dübendorf.

Ein Problem, das wir mit der Kampagne «Dübi schaut hin» angegangen sind und bei der wir mit der Stadtpolizei und der Stadt Dübendorf zusammengearbeitet haben. Das ist sicherlich nicht eine Thematik, die allein von der Kantonspolizei gelöst werden kann. Auch hier ist eine gute Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern wichtig.

Vor rund 15 Jahren schoss sich ein Polizist im Polizeiposten Dübendorf mit einer Heckler & Koch P30 selbst ins Knie. Die Waffe hatte offenbar keinen mechanischen Sicherungshebel. Sind solche Unfälle heute noch denkbar?

Die Dienstwaffe ist immer noch die gleiche. Der Vorfall wurde untersucht, und im Rahmen der Ausbildung sowie von regelmässigen Einsatztrainings sind Erkenntnisse darüber eingeflossen.

Gibt es bei Einsätzen eigentlich auch mal unklare Zuständigkeiten zwischen Kapo und Stadtpolizei?

Das Polizeiorganisationsgesetz gibt die Zuständigkeiten klar vor. Vergehen und Verbrechen werden von uns bearbeitet. Übertretungen und vereinfacht gesagt alles, was mit einer Busse bestraft wird, werden sowohl von der Kantonspolizei wie auch von der Stadtpolizei Dübendorf bearbeitet. Allerdings fährt bei einer Meldung erst mal die Patrouille hin, die am nächsten am Ort des Geschehens ist. Dies können auch die Kolleginnen und Kollegen der Stadtpolizei sein.

Apropos Kollegen. Ich habe vorhin einen Polizisten mit einem Hund rauslaufen sehen.

Ja, das ist Raichu von den Welfen, unser fünfjähriger Diensthund.

Den mögen sicher alle.

Er ist fester Bestandteil des Teams.

Und der beliebteste Mitarbeiter?

Würde ich schon sagen.

Sie haben aber kein Problem damit, dass Raichu allenfalls beliebter ist als Sie?

Raichu mache ich gerne Platz.

Eine Frau und ein Polizeihund vor einem Polizeiauto.
Diensthund Raichu von den Welfen ist fester Bestandteil des Polizeiteams. Leila Gerber überlässt dem treuen Gefährten gerne den Platz im Vordergrund. Foto: David Marti

Wie lange bleiben seine menschlichen Kollegen eigentlich in Dübendorf stationiert: Mehrere Jahre – oder ist hier das Personal jeweils nur kurz im Einsatz?

Im Schnitt sind unsere Polizistinnen und Polizisten zirka fünf Jahre hier. Es ist wichtig, dass sie das Gebiet sowie ansässige Partnerorganisationen, Behörden und die Bevölkerung kennenlernen. Die Polizisten sollen Ansprechperson und Allrounder sein. Die dienstälteste Mitarbeiterin ist jetzt seit acht Jahren in Dübendorf. Ich selbst bin seit vier Jahren hier.

Und wo geht die Polizei am liebsten essen?

Wir gehen praktisch nie in Restaurants, sondern essen meist hier im Posten zusammen zu Mittag. Manchmal gibt es ein gemeinsames Menü, wenn jemand Lust zum Kochen hat (lacht). Momentan ist eine grosse Salatschüssel unser gemeinsamer Favorit.

Haben Sie nach dem Gespräch immer noch keine Lust für eine Party zum Jubiläum?

Sie haben mich schon fast so weit.

Anzeige

Anzeige