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Ein Haus.

Das Fällander Jugendhaus ist seit 2023 im Eigentum der Politischen Gemeinde. Seitdem die Gemeinde der Kirche das Gebäude abgekauft hat, haben die Jugendlichen mehr Platz. Foto: David Marti

Besuch im Jugendhaus

Wo die Jugend Lärm macht – und es für alle okay ist

Das neue alte Jugendhaus wird von den Fällander Teenies schon rege benutzt, wie ein Rundgang durch die Räume zeigt. Doch wieso steht da im Mädchen-WC ein Sofa?

Das Fällander Jugendhaus ist seit 2023 im Eigentum der Politischen Gemeinde. Seitdem die Gemeinde der Kirche das Gebäude abgekauft hat, haben die Jugendlichen mehr Platz. Foto: David Marti

Veröffentlicht am: 19.09.2024 – 14.33 Uhr

An Nina Nussbaumer geht niemand vorbei, ohne ihr die Hand zu schütteln. Für Small Talk mit der Jugendarbeiterin hat aber ein Mädchen an diesem Freitagabend grad keine Zeit. Sie sucht ihre Kollegin – es ist «dringend». «Hast du unten schon nachgesehen?», fragt Nussbaumer.

Dass sich «unten» im Jugendhaus Fällanden jemand verkriechen kann, ist neu. Vorher hatten die Kinder und Jugendlichen von Fällanden seit der Gründung der Jugendarbeit 1984 nur das Obergeschoss zur Verfügung. Nachdem die Reformierte Kirche das alte Schulhaus beim Sternenkreisel der Politischen Gemeinde auf Anfang 2023 verkauft hatte, stehen den jungen Leuten seit diesem Jahr alle drei Stockwerke zur Verfügung.

Der zusätzliche Platz wird auch gebraucht. Kurz vor 19 Uhr sind schon mehrere Dutzend Jugendliche auf allen drei Stockwerken verteilt. Die lautesten sind drei Jungs, die in einem winzigen Raum Fussball auf der Playstation 5 spielen. «Hey, Alter, spiel endlich ab du H…» Dazu wildes Gekreische.

Verständnis für Lärm

Nina Nussbaumer lächelt. «Unser Haus liegt direkt neben dem stark befahrenen Sternenkreisel. Der einzige Nachbar, der uns gelegentlich hört, ist sich Lärm wegen des Verkehrs gewohnt.» Dieser zeige zudem «viel Verständnis» für die Jungen, weil er selbst einst in dem Haus ein- und ausgegangen sei. «Dennoch versuchen wir, stets Rücksicht auf die Nachbarschaft zu nehmen.»

Nussbaumers Kollege Michael Felder hat gerade einen Beamer im Untergeschoss installiert. Neu dreht hier auch eine Discokugel an der Decke. In der Ecke sitzen ein paar Jugendliche auf mit Kissen bestückten Paletten und plaudern.

Was dereinst über den Beamer auf die Leinwand projiziert wird, entscheiden die Jugendlichen. Nina Nussbaumer weiss aber aus Erfahrung: «Sie schauen sich gerne Prank-Videos auf Youtube an.» Also Videos, in denen Leute veralbert werden.

Doch die jungen Leute fläzen nicht nur herum, sie haben auch selbst zur Verschönerung des Hauses beigetragen – etwa die Wände im Treppenhaus blau gestrichen oder mit Handwerkern eine Zwischenwand eingezogen.

Mit professioneller Hilfe haben sie ausserdem eine Abdeckung für den Billardtisch geschreinert, der so auch als Spiel- und Esstisch benutzt werden kann. Für zwei Mädchen ist Letzteres erst mal wichtiger. Sie sind hungrig und fragen Nina Nussbaumer, ob sie sich in der Küche etwas zu essen kochen dürfen – sie dürfen.

Das Sofa auf dem WC

Für Nina Nussbaumer sind auch darum die zusätzlichen Zimmer ein Segen. «Früher trafen alle Bedürfnisse aufeinander. Doch es fehlte der Platz, um sie zu erfüllen.» Ein Mädchentrio ist allerdings auch mit wenig zufrieden. Sein Lieblingsort ist das Sofa auf dem Damen-WC. Für die Mädchen ein ruhiger Ort, um miteinander zu plaudern.

Ebenfalls bescheidene Ansprüche hat ein Junge, der genügsam auf dem Fenstersims sitzt. Es sei sein Lieblingsplatz, sagt er. «Hier habe ich alles im Blick.»

Tag der offenen Tür

Die Jugendarbeit veranstaltet zum 40-jährigen Bestehen einen Tag der offenen Tür. Da das Nutzungskonzept der Jugendarbeit vorsieht, dass die Räume auch von der Bevölkerung gemietet werden können, soll der Anlass auch eine Gelegenheit sein, sich diese einmal anzuschauen. Das Fest beginnt am Samstag, 28. September, um 12 Uhr. Weitere Informationen sind unter www.vjaf.ch zu finden.

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