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Eine junge Frau hängt kopfüber an einem Fitnessgerät und lächelt leicht gequält.

Wir probieren verschiedene öffentliche Sportangebote im Glattal. Foto: Talina Steinmetz

Vitaparcours, Street Workout und Outdoor Gym

Verirrt und verschwitzt: Das sind die Outdoor-Fitnessangebote im Glattal

Für das Training von Kraft, Ausdauer und Koordination ist längst kein Fitnessstudio nötig. Diverse Gemeinden bieten öffentliche Fitnessanlagen an, um sich auszupowern. Wir haben sie getestet.

Wir probieren verschiedene öffentliche Sportangebote im Glattal. Foto: Talina Steinmetz

Veröffentlicht am: 12.09.2024 – 13.44 Uhr

Orientierungslos auf dem Vitaparcours

Zu Beginn war ich guter Dinge. Wirklich. Den Volketswiler Vitaparcours auf Arbeitszeit ablaufen? Hatte schon schlimmere Aufgaben.

Aktuell trainiere ich so oder so mehr oder minder regelmässig meine Kondition, da ich demnächst am Greifenseelauf teilnehme; der Parcours in Volketswil kommt mir als gelegene Abwechslung zum Radfahren und Rennen in Winterthur.

Doch jetzt gerade verfluche ich mich. Seit 15 Minuten jogge ich in der prallen Sonne über einen Feldweg, ohne Aussicht auf eine Rückkehr in den kühlen Wald oder eine Pause in Form eines Postens.

Ein Selfie vor einer Kreuzung.
Wohin denn nun? An dieser Kreuzung realisierte ich, dass ich mich auf dem falschen Weg befand. Foto: Talina Steinmetz

Die Haare kleben mir im Nacken, unter meinen Kopfhörern rinnt der Schweiss meine Schläfen hinab. An der zweiten Kreuzung reicht es mir. «Das kann doch nicht sein», schnaube ich. Ein Blick auf das von einem Schweissfilm überzogene Smartphone bestätigt meine Befürchtung: Ich bin komplett vom Weg abgekommen – über einen halben Kilometer bin ich gelaufen, seit ich hätte abbiegen müssen.  

Ich schnaube. Und trabe los, alles zurück bis zum letzten Posten – Nummer 8, wie ich noch glaube zu wissen. Dort, wo ich mich zwischen den Barren hin und her geschwungen habe, um meine Arme zu stärken. Und dort, wo ich den Pfeil, der die richtige Richtung anzeigt, komplett übersehen habe – weil ich zu beschäftigt war, Fotos des Parcours für diesen Artikel zu machen.

Mein Ärger verfliegt, ich muss laut über mich selbst lachen. Ich lache immer noch, als ich den restlichen Teil in Angriff nehme. Seit dem Start neben der Badi Waldacher in Kindhausen führt der Parcours durch den Wald. Folgt man dem richtigen Weg, gilt das für die gesamte Strecke – einladend, um auch im Hochsommer draussen Sport zu treiben.

Alle paar hundert Meter gibt es Sportposten, wo Übungen für Kraft, Geschicklichkeit oder Ausdauer vorgeschlagen werden. Liegestützen auf Balken, Balancieren auf Baumstämmen oder schnelles Heben der Füsse, aber auch einfache Dehnübungen für Rücken, Beine oder Arme – die Posten sprechen unterschiedliche körperliche Leistungen an. Und das Beste: Ich kann einen Posten komplett auslassen oder mir bei den Übungen so viel Zeit nehmen, wie ich möchte – ohne dass ich von einem Trainer oder Trainingspartner herumgescheucht werde.

Der letzte Abschnitt des Vitaparcours führt direkt an der Badi vorbei; ein wenig sehnsüchtig betrachte ich das kühle Nass, während ich auf der dunklen Seite des Stacheldrahts daran vorbeirenne und nach gut einer Stunde wieder beim Startpunkt aus dem Wald komme.  

Ein Zaun, dahinter ein Rasen und eine Ecke eines Pools.
So nah und doch so fern: Der letzte Teil des Vitaparcours führt an der Badi Waldacher in Volketswil vorbei. Foto: Talina Steinmetz

Gemäss Internet beträgt die reine Rennstrecke in Volketswil 2,9 Kilometer und die Leistungsstrecke, die 15 Übungsposten eingerechnet, 3,4 Kilometer. Ich hingegen spulte ganze 4,67 Kilometer ab, meinem Abstecher aufs offene Feld sei Dank.

Etwas belustigt über meinen Umweg, aber sonst zufrieden mit meiner Leistung, mache ich mich auf den Weg nach Hause. Und hoffe, dass der See mir am Greifenseelauf Wegweiser genug sein wird.

Das Fazit

Spassfaktor: 8/10. Gäbe eine 9, wenn ich mich nicht verlaufen hätte. Die Abwechslung zwischen Laufen und Kraftübungen bringts.

Funktionalität: 10/10. Alles schön ausgeschildert (wenn man richtig lesen kann), angenehmer Untergrund, Posten in gutem Zustand, gute Beschreibungen der Übungen.


Instagram-Sport auf dem Pausenplatz

Calisthenics ist gerade der letzte Schrei auf Instagram. Zumindest in meiner Bubble. Dabei handelt es sich um ein Fitnesstraining, das mithilfe von Barren, Stangen oder ähnlichen Geräten ausgeführt wird. Während im Fitnessstudio Gewichte gedrückt, gezogen oder gehoben werden, um die Muskeln zu stählern, setzen Calisthenics-Athleten auf ihr eigenes Körpergewicht, um Kraft aufzubauen.

So auch ich an diesem heissen Donnerstag. Der Street-Workout-Park in Dübendorf geniesst eine 4,1-Sterne-Bewertung auf Google. Eine davon lautet «Bi 2 mol gsi und etz scho chashte». Meine Erwartungen sind also hoch.

Ein Platz mit verschiedenen Stangen.
Die Ruhe nach dem Sturm: Vor wenigen Minuten tobten hier noch Schulkinder herum. Jetzt bin ich dran mit einem Workout. Foto: Talina Steinmetz

Ich tue mich schwer, den richtigen Moment für mein Training zu erwischen. Der Park befindet sich auf dem Gelände einer Primarschule – und ist dementsprechend häufig von kleinen Knöpfen besetzt. Ich beschliesse, später wieder zu kommen.

Beim zweiten Anlauf finde ich den Park verlassen vor – nur ich und das Gestänge. Vorbereitung ist das A und O, wenn man in so einer Anlage trainieren will; ohne Coach oder Trainingsgruppe muss man sich die Übungen selber im Voraus zusammenstellen. Nach kurzem Einwärmen rufe ich den Trainingsplan für Calisthenics-Anfänger auf meinem Handy auf. «Drei Sätze Liegestützen, 8 bis 15 Wiederholungen», steht da. Ich schnaube, bevor ich loslege.

9,75 Liegestütz später gebe ich auf. Den Rest mache ich auf den Knien. Nach weiteren zwei Sätzen im gleichen Muster absolviere ich noch drei Sätze Kniebeugen und dreimal eine Minute Plank. Zuletzt stehen die Klimmzüge auf dem Plan – und ich mache zum ersten Mal überhaupt Gebrauch von den Stangen. Für richtige Klimmzüge reicht meine Kraft nicht aus. Für «falsche», also mit den Füssen am Boden, aber schon.

Eine Frau zieht sich an einer Stange hoch.
Richtige Klimmzüge kann ich nicht. Unterstützte schon. Foto: Talina Steinmetz

Am Ende bin ich verschwitzt, durstig und spüre, wie der Muskelkater in meinen Körper kriecht. Dass ich schon «chashte» bin, bezweifle ich. Eher ein etwas schief hängendes Chuchichäschtli. Da ist also definitiv noch Luft nach oben – zum Glück bleibt noch ein zweiter öffentlicher Sportplatz in Dübendorf.

Das Fazit

Spassfaktor: 6/10. In einer Gruppe oder mit einem Coach würde mir das Training auf diesem Platz definitiv mehr Spass machen. Allein fühlte ich mich etwas verloren und überfordert mit den nackten Stangen.

Funktionalität: 7/10. Da geht sicher mehr, wenn man mit einem ausgearbeiteten Trainingsplan auf den Platz kommt und weiss, wie man die verschiedenen Stangen voll ausnutzen kann. Dafür braucht es aber ein bisschen Übung und Routine. Für einige Kraftübungen, integriert in eine Joggingrunde zum Beispiel, lohnt sich ein Besuch im Street-Workout-Park aber dennoch. Die Stangen sind sauber und voll intakt.


Pumpen mit Aussicht

Statt Stangen erwarten mich im zweiten öffentlichen Sportpark in Dübendorf, dem Outdoor-Fitness Urba-Fit, richtige Fitnessgeräte – und eine wunderbare Aussicht auf die Glatt und das Grün um sie herum.

Nach einer kurzen Dehnsession wähle ich als Erstes den Crosstrainer, um mich aufzuwärmen. So richtig warm werden aber weder das Gerät noch ich: Der Crosstrainer hätte dringend mal wieder eine Ladung Schmieröl nötig. Die Gelenke sind verklemmt, der Bewegungsablauf nur stockend möglich. Bitz mühsam, wenn ich ehrlich bin.

Nach knapp fünf Minuten gebe ich auf und wechsle auf den Air Walker. Ein Gerät, auf dem die Füsse auf zwei beweglichen Tritten stehen und die Beine hin und her geschwungen werden. Gehen in der Luft, wie der Name schon sagt. Ich lache über mich selber, wie ich dabei wohl aussehe – muss aber zugeben, dass die Dehnung und Muskelbelastung in den Beinen angenehm sind.

Die nächsten Geräte sind für den Muskelaufbau gedacht. Bei allen zieht oder drückt man das eigene Körpergewicht in die Höhe; eine simple, aber doch effektive Art und Weise, Krafttraining an Geräten an der frischen Luft zu ermöglichen. Vor allem, weil die Übungsabläufe an allen Geräten genaustens erklärt sind, mit Hinweis darauf, ob man eher die Muskelkraft, Koordination, das Gleichgewicht oder die Beweglichkeit trainiert.

Eine Nahaufnahme der Gebrauchsanweisung eines Fitnessgeräts.
Die Übungen sind auf allen Geräten genau beschrieben. Foto: Talina Steinmetz

An der Klimmzugstange scheitere ich jedoch kläglich. Nicht (nur) wegen der fehlenden Kraft – sondern meiner Grösse. Die Griffe sind sehr weit oben und sehr weit auseinander für meine Körpergrösse; ich schaffe es kaum, mich richtig daran festzuhalten. Nach einigen Sekunden Rumhängen plumpse ich auf den Boden; elegant wäre definitiv anders.

Eine Frau hängt an einer Klimmzugstange.
Hängen statt ziehen: Die Klimmzugstange ist zu weit oben und die Griffe einen Ticken zu weit auseinander. Foto: Talina Steinmetz

Damit beende ich mein Workout – und auch meine sehr objektive Testreihe einer Auswahl von öffentlichen Sportplätzen in der Region.

Das Fazit

Spassfaktor: 7/10. Der Urba-Fit-Park stellt eine schöne Abwechslung zu einem normalen Gym-Besuch dar; vor allem an einem schönen Sommertag. Dennoch würde mir längerfristig die Freude vermutlich vergehen, da die Geräte und somit auch die Übungen ziemlich begrenzt sind.

Funktionalität: 7/10. Hier und da ein bisschen Öl wäre nicht schlecht. Ansonsten funktionieren die Geräte einwandfrei und sind für Personen jeden Alters geeignet. Ein grosser Pluspunkt: die Location direkt an der Glatt. So kann Jogging, Dehnen und leichtes Kraft- oder Koordinationstraining verbunden werden, ohne sich selbst Übungen dafür ausdenken zu müssen.

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