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Im Wellplayed in Dübendorf kann man nicht nur Spiele kaufen, sondern auch ausprobieren.

Jeden Donnerstag bis Sonntag treffen sich im Wellplayed Gleichgesinnte, um Spiele zu spielen. Foto: Marie Fredericq

Bis zu 1000 Stunden Spielfreude

Dieser Dübendorfer Hinterhof ist ein wahres Spieleparadies

Nicht nur kaufen, sondern gleich vor Ort ausprobieren: Im Wellplayed in Dübendorf steht alles im Zeichen einer gemeinsamen Leidenschaft, dem Spielen.

Jeden Donnerstag bis Sonntag treffen sich im Wellplayed Gleichgesinnte, um Spiele zu spielen. Foto: Marie Fredericq

Veröffentlicht am: 01.08.2024 – 13.52 Uhr

Würfel kullern über den Tisch, Karten werden gezogen, Figuren von Feld zu Feld gerückt.

Unweit des Dübendorfer Bahnhofs befindet sich der Spieleladen Wellplayed: Dieser ist zwar von aussen recht unscheinbar, doch im Innern finden sich wahre Schätze für all jene, die Drachen bezwingen, versteckte Kostbarkeiten finden und altertümliche Siedlungen bauen wollen.

Über 600 verschiedene Spiele lassen sich im kleinen, aber feinen Ladenlokal durchstöbern. «Wir verkaufen Spiele hier vor Ort und über unseren Onlineshop wellplayed.ch – dort findet man rund 3500 Produkte», sagt Florian Widmer, der mit seinem Kollegen Mischa Szeker den Laden führt.

Ein Treffpunkt für 12- bis 60-Jährige

Viel mehr noch als ein Fachhandel für Spiele ist der Standort in Dübendorf aber ein Treffpunkt für all jene, die für ein paar Stunden in eine fantasievolle Welt eintauchen wollen. «Jeden Donnerstag bis Sonntag kommen Spielbegeisterte hierher und spielen gemeinsam neue und alte, komplexe und zeitintensive Brettspiele.»

Stammgäste, aber auch neugierige Neulinge tauschen sich aus und probieren neue Spiele aus. «Wir haben Kunden im Alter von schätzungsweise 12 bis 60 Jahren», erzählt der 36-Jährige.

Es habe sich mit der Zeit eine richtige Community gebildet: «Neben Gästen aus Dübendorf und Zürich haben wir viele Expats, die noch keinen festen Freundeskreis haben, um Spiele zu spielen. Sie finden hier Anschluss – und neue Freunde.» Auch Gäste aus Basel und Deutschland würden regelmässig in diesem Hinterhof der Bahnhofstrasse 57 vorbeischauen.

Vom Gast zum Spieleproduzent

Teils bringen die Gäste nicht nur Spiele mit, die sie gerne ausprobieren wollen, sondern präsentieren auch ihre Eigenkreationen. Ab und an ist sogar ein Spielescout anwesend: «Wir hatten auch schon Abende, wo jemand letztlich dazu kam, sein Spiel professionell produzieren zu lassen», erklärt Widmer.

Das sei ein Glücksgriff – normalerweise würden selbst erfundene Spiele vor allem über Crowdfunding-Seiten finanziert. «Da die Kosten, ein Spiel zu produzieren, relativ hoch sind, braucht es die Community», so Widmer.

Wer gerne ein bestimmtes Spiel spielen wolle, könne sich im Vorhinein in der Online-Community austauschen. «Rund 800 Personen sind dort Mitglied.» Wer nach Mitspielern suche, würde dort so gut wie immer fündig. «Oder man kommt einfach vorbei und spielt mit.» Besonders beliebt seien Partyspiele für mehr als vier Teilnehmer. «Wir haben aber auch solche, die man allein spielen könnte.»

Aus Europa, Asien und den USA

Aktuell seien vor allem Sammelkartenduelle im Trend. Dabei kauft man sich Packungen mit Karten und stellt sich damit ein individuelles Spieldeck zusammen. Aber auch sehr komplexe Games, die ein mehrere Dutzend Seiten dickes Regelwerk umfassen und bis zu 1000 Stunden Spielzeit erfordern, seien im Kommen. «Und natürlich sind die Evergreens wie Azul, Siedler von Catan, Zug um Zug oder Unlock sehr beliebt», sagt Widmer.

Oft kämen Kunden vorbei, weil sie nach einem spezifischen Spiel suchen. «Wir haben uns vor allem auf englischsprachige spezialisiert, die wir von Lieferanten aus Europa, Asien und den USA kaufen.» Die seien nämlich in den gängigen Onlineshops nur schwer zu finden.

«Obwohl ich mich ein bisschen auskenne und mich mit Kunden und Stammgästen austausche, bleibe ich manchmal auf den Produkten sitzen», sagt er lachend. Diese würden dann halt zum Spielen benutzt – und oft weckt das die Begeisterung, wodurch die Ladenhüter dann doch verkauft würden.

Vom Konzept zum zweiten Standort

Seit 2022 führen Florian Widmer und Mischa Szeker das Wellplayed in Dübendorf, das sie während der Pandemie übernommen haben. Das Wellplayed gibt es aber bereits seit 2014. Angefangen hat die Reise bereits 2019 mit dem Spiele-Café «Du Bisch Dra» in Zürich. 

Nun stehe aber bald eine Veränderung an: «Im Keller werden wir mehr Platz haben für Miniaturen und Rollenspiele», sagt Widmer. Denn ein Grossteil des Lagers würde bald nach Zürich in einen zweiten Laden zügeln. Das kleine Geschwisterchen soll dann ebenfalls Onlinehandel, Geschäft und Spieletreff vereinen. «Hier fehlt uns die Laufkundschaft. Das soll sich in Zürich ändern.»

Er sieht in der Kombination von Onlineshop, Ladenlokal und Treffpunkt das Alleinstellungsmerkmal seines Konzepts: Während Internetshops einen bitteren Preiskampf führen würden, sterben traditionelle Spieleläden aus. Kunden können online bestellen, vor Ort abholen oder liefern lassen. «Dank der Option, die Spiele bei uns ausprobieren zu können, kommen viele hier vorbei und man kommt ins Gespräch. Das wird auf Dauer den Unterschied machen», so Widmer.

Im Wellplayed in Dübendorf kann man nicht nur Spiele kaufen, sondern auch ausprobieren.
Das Schwingenschlag ist eines seiner aktuellen Lieblingsspiele: Florian Widmer ist der Besitzer vom Wellplayed in Dübendorf. Foto: Marie Fredericq

Auf die Idee ist er während seines Studiums gekommen. «Ich musste ein Businesskonzept schreiben und habe mich für ein Spiele-Café entschieden.» Anschliessend habe er viele Rückmeldungen bekommen, dass seine Idee wirklich gut sei und er diese doch realisieren sollte. «Und hier sind wir jetzt», sagt er und blickt grinsend durch seine meterhohen Regale, die bis oben mit Spielen gefüllt sind.

Eigenkreationen mitbringen und neue Spiele kennenlernen

Weil auch die kniffligsten Spiele irgendwann durchgespielt sind, veranstaltet Wellplayed regelmässig Abende, an denen Spielbegeisterte und Tüftler ihre selbst gemachten Spiele in den Laden mitbringen können. Interessierte sind eingeladen, auszuprobieren und Inputs zu liefern. Der Eintritt pro Abend kostet 8 Franken, Getränke und kleinere Snacks können vor Ort gekauft werden. Weitere Infos unter www.dubischdra.ch.

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