Regentropfen fallen in das 50 Meter lange Schwimmbecken der Badi Hinwil. Das Wasser hat angenehme 22 bis 23 Grad, die Luft ist etwas kühler. Über der Wasseroberfläche steigt Dampf hoch. Das Aufprallen der Regentropfen auf den Blättern der Bäume ist gut hörbar. Die Sonnenstrahlen vermögen nicht durch die dichten Wolken durchzudringen. Ein typischer Juni-Tag in diesem Sommer.
Das schlechte Wetter hält sich seit dem Anbruch des Frühlings wacker. Die sonnigen Tage liessen bisher auf sich warten. Dementsprechend selten lud das Wetter zum Baden ein. Die Auswirkungen spüren nun die Freibäder im Zürcher Oberland.
«Bisher läuft es schon eher harzig», sagt Thomas Krauer, Bereichsleiter Bäder und Sportanlagen der Stadt Wetzikon. Auch bei Michael Müller, dem Chefbademeister des Schwimmbads Hinwil, lief es bisher schlecht: «Ich mag mich nicht daran erinnern, wann der Start in eine Badi-Saison in den letzten Jahren so schlecht gelaufen wäre.»
Auch die Schwimmbäder Waldacher in Volketswil-Kindhausen und Neuguet in Turbenthal, die Badi am See in Pfäffikon und das Strandbad sowie das Dorfbad in Uster machen dieselbe Erfahrung: Seit dem Start in die Badi-Saison Anfang Mai läuft es so schlecht wie schon lange nicht mehr.
Das bestätigt auch Colette Keller, Strandbadleiterin der Badi am See in Pfäffikon, wo die Gäste in einem Schwimmbecken und im Pfäffikersee schwimmen können: «Es hat andauernd geregnet. Wir hatten gar Überschwemmungen am See.» Der Steg war zeitweise durch den hohen Wasserspiegel geflutet. «Das lockte dafür ein paar Leute an, die ein paar Fotos davon schossen.»
Der Regen und die Hartgesottenen
Wie der Jahresvergleich auf Meteo Schweiz zeigt, war bereits der Mai wetterbedingt auffällig. Es regnete im Mai fast doppelt so viel, als es durchschnittlich der Fall wäre. Zudem schien die Sonne im letzten Monat um gut 46 Stunden weniger. Der Mehrjahresvergleich für den Juni ist erst am Ende des Monats möglich.
Die meisten Badis hatten trotz dem schlechten Wetter offen. «Je nach Wetter wurden die Bäder teilweise früher geschlossen oder später geöffnet», sagt Jennifer Post, Co-Leiterin Sportförderung Stadt Uster. Das Schwimmbad Neuguet in Turbenthal hatte wegen der Gewitter und des Starkregens an zehn Tagen geschlossen.
Dementsprechend kamen weniger Besuchende in die Badis. «An regnerischen Tagen verirren sich nur vereinzelte Gäste ins Schwimmbad. Hauptsächlich sind es Stammgäste, die ihre Schwimmroutine beibehalten wollen», sagt Cornelia Oelschlegel, Präsidentin der Betriebskommission der Badi Neuguet in Turbenthal. Ins Schwimmbad Meierwiesen in Wetzikon kommen auch Schulklassen für ihre Stunden vorbei – oder Besuchende, die auf die Rutschbahn wollen. In Uster am Strandbad sind es zusätzlich Volleyballklubs, die auf dem Sand trainieren.
Die Arbeit wird weniger
Neben der Aufsicht über die Badegäste kümmern sich die Mitarbeitenden um den Unterhalt der Anlagen. «Die Bademeister schneiden die Hecken, mähen den Rasen, kontrollieren die Wasserqualität», so Hatem Gaaloul, Betriebsleiter des Schwimmbads Waldacher. Zudem prüfen sie die Defibrillatoren und die Erste-Hilfe-Ausrüstung oder reinigen die Umkleidekabinen, Duschen sowie Toiletten. Zugleich kümmern sie sich um administrative Aufgaben. Ist weniger Betrieb, hat das Personal mehr Zeit für nicht dringende Arbeiten.
Und dennoch, mittlerweile haben die Badis das meiste davon erledigt. «Man kann auch nicht die ganze Zeit die Wasserqualität messen», sagt Müller vom Schwimmbad Hinwil. Ebenso klingt es bei der Badi am See in Pfäffikon. Anfangs habe es noch mehr Arbeiten gegeben, mittlerweile sei man damit aber auch durch. Wenn es zu wenig zu tun gibt, werden weniger Mitarbeitende aufgeboten. Das ist zumindest bei jenen möglich, die Angestellte im Stundenlohn beschäftigen.
Kaum eine Badi rentiert
Die Badis sind vor allem auf sonnige Wochenenden angewiesen. An diesen Tagen nehmen sie am meisten Geld ein, wie mehrere Badbetreiber erklären. Abgesehen von den Eintritten in die Schwimmanlagen erzielen die Bäder mit den Gastrobetrieben Einkünfte. Neben den Wochenenden gehören die Mittwoche zu den wichtigsten Tagen für die Schwimmbäder. Allerdings regnete es in diesem Jahr genau an diesen Tagen häufiger.
Die Schwimmbäder in der Region sind nicht auf Gewinn ausgerichtet. Die meisten legen Ende Jahr drauf. Dafür sind der Betrieb und der Unterhalt zu teuer. «Die Fixkosten fallen bei Regen genauso an wie bei prächtigem Badewetter», so Oelschlegel vom Schwimmbad Neuguet.
Wie Jennifer Post von der Stadt Uster sagt, ist es nicht möglich zu sagen, wie viele Tage ein Freibad geöffnet haben muss, damit es rentiert. Gemäss Michael Müller vom Schwimmbad Hinwil benötigt man jetzt schon drei bis vier sehr gute Wochenenden, um das Defizit aufzuholen. «Die Einnahmen werden diese Saison voraussichtlich tiefer ausfallen», so Oelschlegel. Für ein Fazit ist es jedoch zu früh; die Saison dauert noch gut drei Monate.
Wann kommt der Sommer?
Die Schwimmbäder benötigen dringend einen heissen Sommer. Mit Blick auf das kommende Wochenende müssen sich die Badis allerdings nochmals in ihrer Geduld üben. Gemäss Meteo Schweiz soll es dann wieder regnen. Wenigstens die Temperaturen steigen auf zirka 25 Grad.
«Die Menschen warten sehnsüchtig auf die Badesaison», sagt Cornelia Oelschlegel vom Schwimmbad Neuguet. Hatem Gaaloul vom Schwimmbad Waldacher befürchtet, dass die Leute bei schlechten Wetteraussichten eher ins Ausland in die Ferien gehen. Es brauche deshalb endlich schönes Wetter.