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Ein Mann und seine Schlange.

Michael Kernen nimmt seine Schlange Kaa nur raus, wenn sie gut drauf ist. Foto: Marie Fredericq

Ich und mein Haustier

«Bei der Fütterung erschrecke ich jedes Mal»

In der mehrteiligen Serie stellen wir das Zusammenleben von Mensch und Tier vor. Heute erzählt Michael Kernen aus Dübendorf, weshalb sein Puls beim Füttern seiner Schlange Kaa nach oben schnellt.

Michael Kernen nimmt seine Schlange Kaa nur raus, wenn sie gut drauf ist. Foto: Marie Fredericq

Veröffentlicht am: 21.06.2024 – 08.51 Uhr

Michael Kernen aus Dübendorf: «Meine Schlange heisst Kaa, wie die im ‹Dschungelbuch›. Es ist eine Boa constrictor, die man auch Abgottschlange nennt (siehe Box). Wenn ich sie aus ihrem Terrarium nehme, schlängelt sie übers Sofa und legt sich manchmal auf mein Bein. Bemerkt sie den eingeschalteten Fernseher, verharrt sie kurz und fokussiert sich auf den Bildschirm, bis sie wieder das Interesse daran verliert.

Ich vergass auch schon, dass Kaa draussen war, worauf sie einfach zwei Tage unter dem Sofa lag. Als ich dann das Möbel wegräumen wollte, um für den Fernsehtechniker Platz zu schaffen, hatte sich Kaa dort versteckt und am Sofafuss festgeklammert. Weil sie so viel Kraft hat, konnte ich sie kaum davon lösen. Es hat glücklicherweise gerade noch gereicht, bevor der Installateur da war.

Ihre enorme Kraft habe ich schon zu spüren bekommen, als sie sich um meine Hand gewunden hatte und zudrückte. Zum Glück machte sie das nur kurz. So ist nichts passiert. Aber wenn ich Kaa auf meine Schultern lasse, ist meine Hand zur Sicherheit in der Nähe meines Halses, damit ich mich notfalls vor einer Attacke wehren kann.

Gemacht hat Kaa das in den zwölf Jahren, seit wir zusammenleben, jedoch noch nie. Ich spüre auch, wenn sie angespannt ist. An solchen Tagen lasse ich sie lieber in ihrem Terrarium. Sie mag es beispielsweise auch nicht, wenn sie am hinteren Teil des Schwanzes angefasst wird.

400 Gramm Znacht

Kaa war eine von vier Schlangen, die ich zu Beginn mit meiner Freundin hatte. Nach der Trennung war mir der Aufwand mit den vier zu gross, und ich habe drei weitergegeben. Es waren alles verschiedene Arten, die Boa wollte ich aber unbedingt behalten. Nachdem ich umgezogen war, habe ich für Kaa ein eigenes Terrarium gebaut. Sie sitzt dort gerne in der Ecke und gräbt sich unter den Stein. Etwa alle zwei bis drei Monate häutet sich Kaa.

Ich füttere meine Boa meistens einmal im Monat. Wie alle Schlagen kommt sie mit wenig aus. Dafür gebe ich ihr jeweils die grössten Ratten, die bis zu 400 Gramm schwer sind. Manchmal bekommt sie ein Meerschweinchen oder ein ‹Chüngeli›. Die Beutetiere verfüttere ich tot, so verlangt es das Gesetz. Wenn ich Kaa das Futter überreichen will, schnellt sie mit dem Kopf nach vorne, um danach zu greifen – ich erschrecke jedes Mal. Obwohl ich es mittlerweile weiss, steigt bei mir der Puls vor jeder Fütterung.

Ich liess sie in meiner alten Parterrewohnung manchmal während des Sommers im Garten laufen. In der Sonne wurde die Boa dann sehr aktiv. Sie jagte Krähen auf dem Rasen, die entwischten jedoch rechtzeitig.

Schlange dekoriert um

Obwohl Kaa oft passiv ist, kann ich mir nicht mehr vorstellen, ohne sie zu wohnen. Demnächst will ich ihr Zuhause mit zusätzlichen Pflanzen bestücken und es in einen Dschungel verwandeln. Schon jetzt habe ich eine Regenanlage fürs Terrarium, und mit einer Pumpe kann ich Sprühnebel reinspritzen. Und natürlich habe ich eine Wärmelampe für Kaa, denn als wechselwarmes Tier ist sie auf eine Wärmezufuhr von aussen angewiesen.

Beim Einrichten muss ich Äste festschrauben, denn wenn Kaa durchs Terrarium schlängelt, wählt sie oft ihre eigenen Wege. Will sie irgendwo durch, setzt sie ihren Körper ein – danach liegt alles wie Kraut und Rüben auf dem Boden.

Wenn Kollegen zu Besuch sind, die Kaa noch nie gesehen haben, sind sie erst mal von ihrer Grösse beeindruckt. Sie dürften die Boa rausnehmen, wenn sie wollten, doch die meisten haben zu viel Respekt.»

Über das Haustier

Die Boa constrictor ist als «Riesenschlange» bekannt und in Südamerika heimisch. Die Schlange ist bei ihrer Geburt 40 bis 60 Zentimeter lang und wächst danach schnell. Ausgewachsen kann sie eine Länge von zwei bis drei Metern und ein Gewicht von rund 20 Kilogramm erreichen. Oft sind die Männchen etwas kleiner als die Weibchen. Haut, Muskeln und Sehnen sind extrem dehnbar. Die Boa kann Beute fressen, die deutlich grösser ist als ihr Kopf.

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