«Welcome to the show, let everybody know» – damit startet nicht nur Nemos Siegerlied, sondern auch gleich die Vorfreude auf den nächsten Eurovision Song Contest (ESC), der dank Nemos diesjähriger Erstplatzierung in der Schweiz stattfinden wird. Im Mai 2025 werden sich die Vertreter der europäischen Länder also in unserem kleinen Land zusammenfinden und gesanglich messen.
Mit Nemos Sieg im schwedischen Malmö vor rund 9000 Besuchern in der Halle und geschätzten 150 Millionen Zuschauern rund um den Globus ist nicht nur die Freude gross, sondern auch der Fragenkatalog. Denn das vergleichsweise kleine Heimatland des Musiktalents aus Biel bietet gleich mehrere Städte, welche für die Austragung des ESC 2025 infrage kommen: so unter anderem Bern, Basel, Genf oder Zürich.
Deshalb verwundert es nicht, dass sich eingefleischte ESC-Fans unmittelbar nach Nemos Sieg um eine entsprechende Schlafmöglichkeit fürs nächste Jahr bemühten. Und das spüren nicht nur die Hotels der potenziellen Austragungsstädte, sondern auch diejenigen im Speckgürtel – und dies, obwohl weder Austragungsort noch das genaue Datum bekannt sind.
Die geografische Nähe zu Zürich scheint den Glattaler Hotels also in die Karten zu spielen. Kein Wunder: Von Dübendorf aus ist das Hallenstadion, einer der potenziellen Austragungsorte, in wenigen Minuten mit dem öffentlichen Verkehr zu erreichen.
«Das kann kein Zufall sein»
«Bereits wenige Stunden nach Nemos Sieg haben wir ein erhöhtes Aufkommen an Buchungen für den nächsten Mai bemerkt», erzählt Carmen Rothmund, Direktorin des Sorell Hotels Sonnental in Dübendorf. Mit 101 Zimmern ist das «Sonnental» zwar ein relativ grosses Hotel – doch bereits jetzt sei offensichtlich, dass ein solcher Ansturm ein Jahr im Voraus nicht der Norm entspricht. Obwohl man es nicht genau wisse, führe man die Buchungen schon auf den ESC zurück – das sei naheliegend.
Auch Carmen Alonso, Rezeptionsmitarbeiterin des kleineren Hotels Dihei (32 Zimmer), vermeldet ein «überdurchschnittliches Buchungsaufkommen» für Mai 2025.
Das Hotel ZwiBack, das zur Stiftung Altried gehört, betreibt 14 Zimmer. «Das Wochenende vom 10. Mai sind wir schon fast ausgebucht, das darauffolgende Wochenende ebenso – und Ende Mai hat jemand 80 Prozent der Zimmer gebucht», sagt Wayne van Rooyen, Bereichsleiter Gästebetreuung und Dienste im «ZwiBack». «Und das ein Jahr im Voraus – das kann kein Zufall sein.»
Gut Ding will Weile haben
Mindestens doppelt so lange braucht man von Uster nach Oerlikon – und das macht sich bemerkbar. Denn während in Dübendorf die Hotels bereits an die Grenzen ihrer Kapazitäten stossen, ist es im Oberland noch ruhig. «Bisher haben wir noch nichts Aussergewöhnliches registriert», sagt Marcel Mitscha, Rezeptionist des 60-Zimmer-Hotels Illuster. Trotz Nähe zum Bahnhof und Direktverbindungen nach Zürich scheint das ESC-Buchungs-Echo nicht bis nach Uster zu hallen.
Ähnlich sieht es im Restaurant und Hotel Ochsen in Uster sowie im Hotel Schweizerhof in Wetzikon aus – nur aus anderen Gründen. Beide haben nämlich die Buchungen für Mai 2025 noch gar nicht aufgeschaltet.
Nurtene Nuredini, Managerin des «Schweizerhofs», öffnet die Buchungen immer ein Jahr im Voraus – bis Mitte Mai 2025 hat sie ein reguläres Buchungsaufkommen verzeichnet. Sie ist jedoch zuversichtlich, ihre 18 Zimmer auch noch an den Mann und die Frau zu bringen: «Sollte der ESC in Zürich stattfinden, werden wir das sicher auch merken. Nachdem die Hotels in unmittelbarer Nähe zum Austragungsort ausgebucht sind, ist man oft auch bereit, grössere Distanzen auf sich zu nehmen. Und mit unserer Bahnhofsnähe sind wir dafür attraktiv.»
Buchen, buchen, buchen, stornieren
Auch Urs Badertscher, Besitzer des Ustermer Hotels und Restaurants Ochsen, hat es nicht eilig. Er schaltet die Buchungen für Mai 2025 im Herbst frei – bis dahin wird wohl auch der Austragungsort des ESC bekannt sein. Er kann aber nachvollziehen, dass Zürcher Hotels bereits heute den Ansturm bemerken: «Die Menschen sind mit den Stornierungsmöglichkeiten oft auf der sicheren Seite, können in mehreren Städten Hotelzimmer buchen und dann wieder stornieren, sobald die Infos über Austragungsdatum und -ort bekannt sind.»
Damit läge es eigentlich nahe, für solche Grossevents wie den ESC entsprechende Richtlinien in den Buchungsprozess einzubauen – so beispielsweise höhere Übernachtungspreise oder erschwerte Stornierungsbedingungen. «Das finde ich aber unsympathisch», sagt Wayne van Rooyen vom Dübendorfer Hotel ZwiBack.