Wer am Dienstagvormittag in Dübendorf unterwegs war, dem fielen sie vielleicht auf: die orange gekleideten Männer, die bei strömendem Regen an den Strassenrändern knieten. Unbeirrt vom Wetter gruben sie mit ihren Händen in der feuchten Erde, um genauso flink wie behutsam Pflanzen zu setzen.
Manche der Passanten hielten kurz inne und schauten dem geschäftigen Treiben zu. «Wir haben einen dankbaren Job», sagt Kurt Lutz. Er ist Leiter der Dübendorfer Stadtgärtnerei. Zweimal jährlich, im Mai und im Oktober, bepflanzen er und seine Mitarbeiter die Rabatten neu. «Viele Leute bedanken sich beim Vorbeigehen oder schreiben uns sogar extra an», freut er sich. Eigentlich hätte Lutz, der seit 32 Jahren bei der Stadtgärtnerei Dübendorf arbeitet, das Pensionsalter erreicht. Doch er hat ein zusätzliches Jahr angehängt, bevor er in Rente geht.
Seit über 50 Jahren sei man in der Stadt für die farbenprächtig angelegten Rabatten besorgt. Und weit über die Stadtgrenze hinaus bekannt. «Ein Passant meinte, das seien wohl die schönsten Rabatten der ganzen Schweiz», erzählt der Gärtner schmunzelnd.
Doch bis die Blumen in ihrer ganzen Pracht bestaunt werden können, dauert es noch ein paar Wochen. «Wir pflanzen sie ein, bevor sie blühen», so Lutz. Und sein Stellvertreter Heiri Bösch ergänzt lachend: «Anfangs wurden wir darauf angesprochen, ob wir Salat pflanzen würden.»
Die 3000 Pflanzen wurden bereits am Pfingstmontag angeliefert. Seit die Stadtgärtnerei im Bauhof untergebracht ist, können die Dübendorfer Gärtner ihre Pflanzen nicht mehr selbst kultivieren. Die Bestellung für den benötigten Sommerflor musste Kurt Lutz bereits im letzten September bei einer externen Gärtnerei aufgeben. So kann diese jeweils den entsprechenden Platzbedarf einplanen. Wie viele Pflanzen er benötigt, errechnet der Stadtgärtner mittels einer Tabelle. «Mit 15,5 Pflanzen pro Quadratmeter erreichen wir eine schön dichte Bepflanzung.»
Abwechslung ist Trumpf
Die Erfahrungswerte und der persönliche Geschmack entscheiden, welche Blumen bestellt werden. «Seit einigen Jahren setzen wir beim Sommerflor auf Mischungen statt starre Muster», so Lutz. Das wirke natürlicher und vereinfache die Arbeit. «Die Robustheit und die Langlebigkeit spielen ebenso eine Rolle bei der Pflanzenauswahl.» Entsprechend experimentiert der Fachmann gerne, probiert mal diese, mal jene Sorte aus. «Das bringt auch Abwechslung in die Rabatten.»
Jeder der zehn Standorte erhält einen Plan, auf dem die benötigten Pflanzen aufgelistet sind. Je nach Rabattengrösse werden mehr oder weniger Sorten eingeplant. Aber auch Sicherheitsaspekte müssen berücksichtigt werden: «Bei einem Fussgängerstreifen dürfen wir nicht zu hoch wachsende Pflanzen verwenden, für die Sicht und die Sichtbarkeit von Kindern.»
Am Dienstagmorgen machten sich Kurt Lutz und Heiri Bösch ans Richten der Ladungen auf den Lieferwagen, welche die Blumen dann zu den Rabatten brachten. Das Setzen der frischen Pflanzen solle möglichst schnell vonstattengehen, erklären die Profis. Deshalb wurden mehrere Teams losgeschickt.
Erst mal musste die Herbstbepflanzung weichen, um dem Sommerflor Platz zu machen. Um die Erde zu lockern, wurden die Rabatten maschinell umgegraben und anschliessend mit einem Rechen planiert. Nach dem Ausstreuen von Dünger räumten die beiden Vorbereitungsteams das Feld für die Bepflanzungsleute.
Die Pflanzteams verteilten den unterschiedlichen Sommerflor provisorisch auf der Rabattenfläche. Jeder Mitarbeiter schnappte sich eine Sorte, verteilte diese und wiederholte den Prozess mit der nächsten Sorte. «So wirkt die Anordnung willkürlich und locker», erklärt Lutz. Sobald die Anordnung passte, wurden Kniekissen hervorgeholt, und es ging ans Einpflanzen. «Dank der Lockerung des Bodens durch das Vorbereitungsteam geht diese Arbeit leicht von der Hand.»
Das regnerische Wetter bezeichnet Lutz für diese Arbeit als ideal. «Bei diesem feuchten Boden müssen wir nur noch gering angiessen.» In anderen Jahren hatte allerdings die Bepflanzung auch schon unterbrochen werden müssen, weil der Boden zu nass war: «Die Erde klumpte und klebte, und die Pflanzen wollten nicht im Boden halten.»
Die Arbeit geht weiter
Die Pflege der Rabatten gehört mitsamt dem Jäten von Unkraut und dem Auflockern des Bodens ebenfalls zur Verantwortung der Stadtgärtnerei. Gerade im Sommer macht das Wässern einen grossen Teil des Unterhalts aus: Zweimal pro Woche sind drei Personen jeweils für vier bis fünf Stunden mit den Schlauchwagen unterwegs. Ab fünf Uhr morgens, versteht sich: «Dann sind die Strassen noch ruhiger, und die Blumen liegen noch nicht in der prallen Sonne.»
Auch einige Blumenkisten bepflanzt das Team von Kurt Lutz im Auftrag der Stadt, unter anderem bei der Glattbrücke an der Usterstrasse. Durch deren Sanierung falle dies jedoch aktuell weg. Und die Brücke an der Bahnhofstrasse werde aufgrund von Vandalismus nicht mehr bepflanzt: «Leider wurden viele Blumen aus den Kisten gerissen und in die Glatt geworfen.» Glücklicherweise würden die Rabatten von Vandalismus bisher weitestgehend verschont. Die Dübendorfer scheinen ihre blumige Stadt wirklich zu schätzen.