Schüsseln mit Sugus, selbst gebackene Zimtschnecken, Gummibärchen und Jo-Jos – wüsste man es nicht besser, würde man meinen, an der Kinderfasnacht zu sein. Und um Kinder geht es hier auch: Denn an der Stellenmesse für Lehrpersonen treffen die zusammen, welche die Zukunft der jungen Zürcherinnen und Zürcher aktiv mitgestalten.
Dutzende Schulen stellen an diesem Mittwochnachmittag ihre Institution vor, so auch aus dem Oberland, dem Tösstal und dem Glattal: Unter anderem Wetzikon, Wildberg , Zell, Gossau, Volketswil, Egg, Illnau-Effretikon und Dübendorf haben einen Stand an der Stellenmesse. Das Ziel: vor allem geeignete Lehrpersonen zu finden. Denn auch im Kanton Zürich ist der Fachpersonenmangel in Schulen und Kindergärten omnipräsent.
Bereits zum zweiten Mal findet die Messe statt, vergangenes Jahr wurde diese im Valley im Kempttal organisiert. «Dieses Jahr sind schon viel mehr Leute hier. Ich freue mich auf noch mehr spannende Gespräche und den Austausch», sagt Andrea Haas, Schulleiterin der Primarschule Esslingen, die hier die Schulgemeinde Egg vertritt. Auch sie habe noch ein paar freie Stellen, doch darauf liege nicht zwingend ihr Augenmerk.
Rot und blau – das passt!
Mithilfe verschieden farbiger Bändel wird gleich klar, wer hier wohin gehört. Denn Vertreter von Schulen, Schulleiter, Lehrpersonen und Hilfspersonal, tragen einen roten Bändel um den Hals. Besuchende wie Stellensuchende oder Interessenten an einem Quereinstieg tragen blau. So finden sich die zwei Parteien auf Anhieb – wie beim Speeddating.
Der Kündigungstermin für Lehrpersonen endete am 31. März, weshalb die Messe am 10. April stattfindet. «Das Timing ist perfekt», so Haas. Nun könnten sich rot und blau in Ruhe finden. Auch frischgebackene Abgänger von der pädagogischen Hochschule und Lehrpersonal ohne Diplom tummeln sich in der Dübendorfer Halle.
«Ich bin gelernter Bauingenieur, komme aber aus einer Lehrerfamilie», erzählt Robert Entlesberger. Er interessiert sich dafür, in den Beruf einzusteigen und sieht in der Messe die perfekte Gelegenheit mit Fachpersonen zu sprechen und Informationen zu sammeln. Denn die pädagogischen Hochschulen informieren vor Ort über die Möglichkeiten, als Quereinsteiger den Beruf zu erlernen.
Mehr als ein Stellenportal
Berufsinteressierte hat es an dieser Messe genügend – die blauen Bändel gehen weg wie heisse Weggli. Auch Barbara Jones, Schulleiterin in Wildberg, hält die Augen nach passenden Kandidaten für zwei zu besetzende Stellen offen. Zum ersten Mal geht sie dafür auch an die Messe und nicht über den klassischen Weg des Bewerbungsverfahrens.
«Es gibt einfach mehr Stellen als Fachpersonen, das ist nichts Neues. Deshalb ist es nicht immer einfach, eine passende Lehrperson zu finden», erklärt sie. Doch auch wenn sie an diesem Nachmittag niemanden finden würde, der auf Anhieb passt, lohne sich der Anlass – denn man sei sichtbar.
Vielen Schulen geht es bei der Messe nicht nur darum, passende Kandidatinnen und Kandidaten für offene Stellen zu finden. «Wir zeigen Präsenz, können mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt kommen. Und wenn wir dieses Jahr dank der Messe keine Stelle besetzen können, dann vielleicht nächstes Jahr», sagt Claudio Bischoff, Primarschulleiter an der Schule Birchlen in Dübendorf.
Eine Win-Win Situation
Ein solches Angebot ist im Kanton Zürich neu. Der Kopf hinter der Idee der Messe ist Angela Jetter, die das Event vergangenes Jahr zum ersten Mal realisiert hat. «Es gibt sonst nichts derartiges, wo sich Schulen so positionieren können – und das nicht nur bei potentiellen Stellenanwärtern, sondern auch bei den anderen Schulen», so Jetter. Das «Networking» sei in anderen Branchen Gang und Gebe – nicht aber bei der Volksschule. Umso mehr erfreue sie die Rückmeldung, dass die Schulen auch gegenseitig miteinander in Kontakt kommen und davon profitieren.
Jetter hat das Event im Auftrag des Kantons aufgezogen, in Kooperation mit verschiedenen Organisationen wie dem Lehrerverband, den Pädagogischen Hochschulen, dem Volksschulamt und dem Amt für Jugend und Bildung. Ihr Anliegen ist es, den Bewerbungsmarkt im Bereich der Schule aufzupäppeln und zu modernisieren. «Es geht um den Menschen, da ist ein persönlicher Kontakt wichtig», erklärt sie.
Bereits zuvor hatte sie Stellen vermittelt und Job-Speeddatings angeboten – da fiel ihr auf, wie gut der niederschwellige Kontakt zwischen Schulen und Stellensuchenden ankäme. «Gerade für Personen ohne Diplom ist es schwierig, eine Stelle zu finden. Oft erhält man gar keine Chance, dabei würde es ja vielleicht passen, wenn man sich persönlich trifft.»
Ja, das Zwischenmenschliche muss passen – und das steht an dieser Veranstaltung im Vordergrund. Doch auch die Kultur, das Mitspracherecht und die Benefits wie beispielsweise Vergünstigungen, interessieren die Besucher. «Potentiellen Lehrpersonen ist es wichtig zu wissen, was für ein Klima an der Schule herrscht und was sie beispielsweise mitgestalten können», erklärt André, Leiter Schulpersonal in Illnau-Effretikon.
Organisatorin Angela Jetter hofft, mit der Messe die richtigen Menschen zusammenzubringen, und damit dem Fachkräftemangel insofern entgegenzuwirken, als das zumindest die offenen Stellen passend besetzt werden können – eine optimale Ressourcennutzung. Gerade dieses schnelllebige Setting vor Ort sei sehr aufschlussreich, für beide Parteien. «Man merkt schnell, ob es passt oder nicht. Das ist bei der Stellensuche nicht anders als in der Liebe.»