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Ein Mann mit Pfeilen.

Thomas Junghans hat als Teenager mit Dart angefangen und hat kürzlich an der Dart-Weltmeisterschaft in London teilgenommen. Foto: Marcel Vollenweider

Dartspieler im Glattal

Von den ersten Pfeilwürfen im Keller bis zur WM

Im Schwerzenbacher Club 86 wird Dart gespielt, und zwar sehr erfolgreich. Mehrere nationale Titel zeugen davon, und ein Dübendorfer Mitglied war gar bei der WM dabei.

Thomas Junghans hat als Teenager mit Dart angefangen und hat kürzlich an der Dart-Weltmeisterschaft in London teilgenommen. Foto: Marcel Vollenweider

Veröffentlicht am: 30.03.2024 – 13.57 Uhr

Mittwochabend in einem mehrgeschossigen Gebäude an der Ifangstrasse 12 in Schwerzenbach. Mit dem Aufzug gehts hoch zu den Räumen des Clubs 86. Dieser Name steht nicht etwa für ein zwielichtiges Etablissement, sondern für pure Leidenschaft am Dartspiel. «Bei der Namensgebung haben wir die Zahl 86 gewählt, weil wir so den Namen auch bei einem Ortswechsel nicht gleich ändern müssten», erklärt Sven Gut. Die Zahl 86 steht dabei für die ersten beiden Ziffern der Postleitzahl von Schwerzenbach, aber auch von Dübendorf, wo der Verein beheimatet ist. Gut führt den Dübendorfer Rangers Dart Club seit dessen Gründung im Jahr 2016.

Das sogenannte Public-Training läuft. In mehreren Räumen halten sich sowohl Dübendorfer Dartspieler als auch solche vom Dart Club Zurich Rebels auf. Insgesamt bietet der Club 86 rund 45 Dartspielerinnen und -spielern eine Heimat. Man stelle mit Erstaunen fest, dass es offenbar in der ganzen Stadt Zürich kein einziges Dartspiel-Trainingslokal gebe.

Rund zwei Dutzend Spielerinnen und Spieler frönen an diesem Abend ihrem Lieblingssport. Das Treiben an den insgesamt sieben Dartboards ist unaufgeregt. Pro Durchgang werden drei Pfeile geworfen, dabei steht jeweils auch ein Getränk auf einem nahen Tisch. Es soll ja irgendwie auch authentisch sein, wenn der «Pub-Sport» Dart hier im Trainingslokal zelebriert wird.

In Spiellokalen habe ich dann ziemlich ‹auf die Schnauze› gekriegt …

Thomas Junghans

Dart-WM-Teilnehmer

Sven Gut steht derweil an der Bar. Es gibt zwei Ausschanktresen. Im vergangenen Jahr hat er zusammen mit drei Freunden die eine bereits bestehende Bar in der Liegenschaft übernommen. «Jetzt stehe ich halt an den Trainingsabenden meistens an der Theke, und das Training kommt zu kurz», sagt Gut.

Doch aufgepasst: Der Captain des Teams, das sich dieses Wochenende den dritten Schweizer-Meister-Titel in Serie gesichert hat, holt sich den letzten Schliff für eine optimale persönliche Vorbereitung auf eine Meisterschaftsrunde in der Nähe des eigenen Waschkellers. «Man muss sich eben zu helfen wissen», betont der 40-Jährige.

WM-Teilnehmer über die Schultern schauen

Rund zwei Dutzend Spielerinnen und Spieler haben sich an diesem Trainingsabend eingefunden. Im Duell treiben sie sich zu Höchstleistungen an. «Du musst auch im Training gefordert werden, damit du dann in der Meisterschaft abliefern kannst», weiss Gut.

Thomas Junghans hat es sich in der Zwischenzeit in der Nähe eines Dartboards bequem gemacht. Der 47-jährige Deutsche ist eine Koryphäe: Gegenwärtig dürfte er von der Spielstärke her schweizweit die Nummer zwei sein und für seinen Verein somit eine massgebende Teamstütze. Im World-Ranking nehme er wohl eine Position in den ersten 20 ein, erläutert Junghans. Zuletzt hat er im Januar an den Dart-Weltmeisterschaften in London teilgenommen – nicht etwa als Profi- oder Halbprofispieler, sondern als reiner Amateur.

Im Keller angefangen

Der heute als Aussendienstmitarbeiter tätige Junghans wird im kommenden September auf 30 Jahre Erfahrung als Dartspieler zurückblicken können. Er habe als 16-Jähriger zu Hause im Keller die ersten Dartpfeile auf das Board geworfen, erinnert sich der gelernte Automechaniker. Mit einem Kollegen habe er sich dann in einer Garage erste inoffizielle Wettkämpfe geliefert. «In Spiellokalen habe ich dann ziemlich ‹auf die Schnauze› gekriegt, doch dies hat meinen Ehrgeiz geweckt», erzählt der in Spreitenbach wohnhafte Dartcrack.

Junghans hat sich in der Zwischenzeit unter die Weltbesten seines Metiers emporgearbeitet. Routiniert schiesst er die drei Pfeile auf die im Durchmesser 13 Zoll messende Scheibe, die auf einer Höhe von 1,73 Metern über dem Boden an einer Wand befestigt ist. Er weiss genau, wohin er aus einer Distanz von 2,37 Metern treffen will – für einen Anfänger sieht das alles kinderleicht aus. Ein gesunder Mix aus eingespielter Technik, Erfahrung, Optimismus, Lockerheit und Ruhe mache es aus, sagt Junghans.

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