Vor einem Jahr wurde in der Stadt Zürich der erste wissenschaftlich begleitete Versuch im Kanton zum kontrollierten Cannabisverkauf gestartet. Nun hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine weitere Studie abgesegnet. Mit maximal 5000 Teilnehmenden ist sie mehr als doppelt so gross wie «Züri Can» und die schweizweit grösste Studie dieser Art.
Am 2. Mai werden beim HB Zürich, beim Winterthurer Hauptbahnhof, in Schlieren und in Horgen die ersten Verkaufsstellen aufgehen, wie der Verein Swiss Cannabis Research in einer Mitteilung schreibt. Weitere sollen folgen – teilweise als spezialisierte Verkaufsstellen unter dem Namen «Swiss Cannabis Center», teilweise in Apotheken.
Die Bewilligung des BAG für den Verkauf gilt auch für Uster, Dübendorf, Wädenswil und Adliswil. Teilnehmen können Einwohner aus 34 Gemeinden – gut zwei Drittel der kantonalen Bevölkerung.
Die Studie wird begleitet von einem Forschungsteam der Universität Zürich sowie der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Neben den 5000 Personen, die in den Verkaufsstellen legal Cannabis beziehen können, sollen auch 2500 Konsumierende ohne legalen Zugang als Kontrollgruppe untersucht werden. Die Bewilligung des Versuchs läuft bis Ende 2028 – länger als die Stadtzürcher Studie, die im Oktober 2026 endet.
Grundsätzlich kann sich jede volljährige Person, die in einer der teilnehmenden Gemeinden lebt und die bereits Cannabis konsumiert, unter swisscannabis-center.ch für die Studie anmelden. Schwangere sowie Menschen mit Vorerkrankungen, die bei Cannabiskonsum problematisch sein können, sind ausgeschlossen. Derzeit befinden sich gemäss Verein rund 3000 Personen auf der Warteliste.
Kein Verkaufsanreiz
Verkauft werden sechs verschiedene Sorten von Hanfblüten, zwei Sorten Hanf-Harze (Haschisch), THC-Öle sowie Extrakte zum Vapen, also Dampfen. Der THC-Gehalt beträgt zwischen 5 und 20 Prozent. Die Produkte hätten Schweizer Bio-Qualität, schreibt der Verein, und stammen von Produzenten aus den Kantonen Freiburg und Schwyz.
Die Verkaufsstellen hätten keinen Anreiz, möglichst viel zu verkaufen. «Unser Konzept soll die Teilnehmenden der Studie vielmehr unterstützen, massvoll und möglichst ohne Tabak zu konsumieren», sagt Paul-Lukas Good, Gründer und Vereinspräsident von Swiss Cannabis Research. Ein Teil der Einnahmen werde für die Suchtprävention verwendet.
Der Fokus der Studie liege auf den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Cannabislegalisierung. «Mehr als ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer haben in ihrem Leben bereits Cannabis konsumiert und gelten nach heutigem Recht als kriminell», sagt Good.
«Es kann nicht sein, dass wir in der Schweiz einerseits harmlose Konsumentinnen und Konsumenten kriminalisieren und andererseits den Handel kriminellen Drogenbanden überlassen.» Die Studie schaffe wissenschaftliche Grundlagen, um über die Regulierung von Cannabis zu sprechen.
Möglich geworden sind die Versuche zum kontrollierten Verkauf durch eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes im Jahr 2021. Gegenwärtig sind neben der neuen Studie schweizweit sechs Versuche in den Städten Zürich, Basel, Bern, Biel, Luzern, Lausanne, Vernier GE, Liestal und Allschwil BL vom BAG bewilligt. Good kündigt an, dass weitere Projekte des Vereins in Bern und St. Gallen geplant seien.