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Ein als Ritter verkleideter Mann spricht mit Kindern, die einen Ritterhelm tragen.

Grossmeister San-Dro de Ordnas erklärt dem Nachwuchs, was es mit den Tempelrittern auf sich hat. Foto: Thomas Bacher

Tempelritter in Dübendorf

«Der Papst hat uns kein Geld gegeben»

Nach dem ersten Mittelalter-Event in Dübendorf spricht Organisator San-Dro de Ordnas über untreue Marktfahrer, die Sache mit der Finanzierung – und was dieses Wochenende besser wird.

Grossmeister San-Dro de Ordnas erklärt dem Nachwuchs, was es mit den Tempelrittern auf sich hat. Foto: Thomas Bacher

Veröffentlicht am: 15.03.2024 – 10.44 Uhr

Herr Puglisi, äh, Entschuldigung, wie spricht man einen Tempelritter eigentlich korrekt an?

Sandro Puglisi: In unserer Gruppe bin ich Grossmeister San-Dro de Ordnas, untereinander sprechen wir uns mit Bruder an.

Alles klar. Sie und Ihre Brüder haben dieses Wochenende neben der Eishalle Im Chreis den ersten Mittelalter-Event in Dübendorf durchgeführt. Von Besuchern wurden Sie dabei nicht gerade überrannt. Sind Sie enttäuscht?

Wir haben uns mehr erhofft, ja. Am Sonntag hatten wir dazu richtiges Wetterpech, das hat auch nicht geholfen. Es ist das erste Mittelalter-Fest, das wir selbst organisieren; sonst waren wir unter dem Namen Ordo Templi immer Teil von grösseren Mittelalter-Festivals. So gesehen hatten wir keine genauen Erwartungen, was die Besucherzahlen betrifft.

Haben es Tempelritter vielleicht nicht so mit der Werbung? Der Medienversand fand sehr kurzfristig statt.

Von der Zeit her war es tatsächlich knapp. Die Idee hatten wir im Dezember, und weil wir den ersten Mittelalter-Event im Jahr machen wollten, musste alles sehr schnell gehen. Gleichzeitig war die Organisation sehr aufwendig: Platzsuche, die Bewilligungen, der Kontakt zu den Marktfahrern – das alles macht man nicht mal eben in ein paar Tagen. Und tatsächlich hatten wir am Schluss kaum noch Zeit für Werbung.

Wir haben keine Verträge abgeschlossen, denn für mich gilt ‹ein Mann, ein Wort›.

San-Dro de Ordnas

Grossmeister des Templerordens Ordo Templi

Sind Sie, einmal abgesehen von den Besucherzahlen, zufrieden mit dem ersten Wochenende?

Für die Mittelalter-Freaks, die sich gerne gewanden, war es sicher ein guter Aufenthaltsort, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen und am Abend am Feuer zu plaudern; wir sind eine grosse Familie. Für ‹normale› Besucher hatte es aber sicher zu wenige Marktstände.

Was war der Grund dafür?

Mehrere Marktfahrer haben kurzfristig abgesagt oder sind einfach nicht erschienen. Wir haben keine Verträge abgeschlossen, denn für mich gilt «ein Mann, ein Wort». Aber für dieses Wochenende werden wir ein besseres Angebot haben, mittelalterliches Essen gibt es ebenfalls. Es wird auch ein Heerlager aufgebaut, das heisst, man kann bei Showkämpfen zuschauen. Wir haben sogar fliessendes Wasser und Seife, was zwar nicht sehr rittermässig ist, aber ein bisschen Hygiene schadet ja nicht. (Lacht.)

Als Ritter verkleidete Männer posieren für die Kamera.
Gruppenbild mit Tempelrittern am Mittelalter-Event in Dübendorf, rechts im Bild der Grossmeister San-Dro de Ordnas. Foto: PD

Droht ein finanzieller Verlust?

Das ist schwer einzuschätzen und hängt auch vom Wetter ab. Wir können glücklicherweise gewisse Fixkosten tief halten, weil der Anlass auf drei Wochenende verteilt ist und ich und meine fünf Brüder viel selbst erledigen. Dennoch wird das Ganze am Schluss um die 35'000 Franken kosten. Leider hat es nicht geklappt, Sponsoren zu finden. Auch da war am Ende die Zeitnot ausschlaggebend. Und der Papst hat uns auch kein Geld gegeben. (Lacht.)

Regelmässig berufen sich Rechtsextreme auf die Tempelritter, da diese einst mithalfen, die Mauren aus Spanien zu vertreiben. Stört Sie das nicht?

Doch, das stört mich. Deshalb zeigen wir auf, wer die Tempelritter waren und wie sie gelebt haben. Ich werde auch Referate halten. Kindern möchte ich spielerisch die Angst vom «bösen Ritter» nehmen, indem wir den Schwertkampf üben und mit Pfeilbogen schiessen.

Einer unserer Brüder ist reformiert, das ist kein Problem. Auch Muslime könnten mitmachen.

San-Dro de Ordnas

Grossmeister des Templerordens Ordo Templi

Muss man zwingend katholisch sein, um beim Ordo Templi mitzumachen?

Nein, einer unserer Brüder ist reformiert, das ist kein Problem. Auch Muslime könnten mitmachen, schliesslich haben muslimische Söldner, die Turkopolen, einst an der Seite der Tempelritter gekämpft.

Als Grossmeister werden Sie sich eingehend mit dem Orden der Tempelritter befasst haben, nehme ich an …?

Das Thema fasziniert mich seit vielen Jahren, deshalb habe ich mich intensiv darin vertieft. Es ist ein sehr spannender Teil unserer Geschichte mit positiven und negativen Seiten. Es ist aber nicht nur die Geschichte der Tempelritter, die wir den Leuten erzählen wollen. In der heutigen schnelllebigen Zeit, in der alle nur noch auf ihre Handys starren, möchten wir den Besuchern auch das einfache Leben im Mittelalter näherbringen.

Die Tempelritter

Der Ritterorden der Templer bestand von 1118 bis 1312. Gegründet wurde er im Königreich Jerusalem und war gemäss Wikipedia der erste Orden, der die Ideale des adligen Rittertums mit denen des Mönchtums vereinte. Der Orden war direkt dem Papst unterstellt. Die Templer waren während der Kreuzzüge und im Kampf gegen die Mauren auf der Iberischen Halbinsel eine militärische Eliteeinheit, ursprünglich wurde der Orden aber zum Schutz der Pilger ins Leben gerufen.

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