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Man sieht Rauch aus einem Fenster aufsteigen.

Reale Bedingungen: Offenbar wurden auch Nachbarn auf den Rauch aufmerksam. Foto: Karin Sigg

Hurra, die Schule brennt!

Dübendorfer Schüler und Lehrer haben die Feuerprobe bestanden

Die Schule steht in Flammen! Ein Horrorszenario. Unter nahezu realen Bedingungen wurde diese Situation an der Schule Högler in Dübendorf durchgespielt – als Übung.

Reale Bedingungen: Offenbar wurden auch Nachbarn auf den Rauch aufmerksam. Foto: Karin Sigg

Veröffentlicht am: 13.03.2024 – 15.32 Uhr

Über der Dübendorfer Schulanlage Högler steigt eine dicke Rauchwolke zum Himmel. Aus den Lautsprechern ertönt ein Alarmsignal, und eine Computerstimme mahnt in der Endlosschleife: «Dies ist ein Evakuierungsalarm. Verlassen Sie sofort das Gebäude und begeben Sie sich mit Ihrer Klasse zum Sammelplatz.»

Von allen Seiten strömen Kinder mit ihren Lehrpersonen aus den verschiedenen Schulhaustrakten. Einige Schüler wirken ängstlich, eingeschüchtert, doch bei vielen ist ein freudig-erregtes Gefühl im Sinne von «Hurra, die Schule brennt!» spürbar.

Schnellen Schrittes, aber ruhig und kontrolliert peilen alle die grosse Wiese neben dem Fussballplatz an. Ein Mädchen, das auf den Rollstuhl angewiesen ist, wird von seiner Lehrerin sicher über die Treppe getragen und erreicht den Besammlungsplatz als Erste.

Um es vorwegzunehmen: Niemand ist wirklich in Gefahr. Wir befinden uns mitten in einer unangekündigten Notfallübung. «Eingeweiht waren nur Karin Zulliger, Leitung Bildung der Primarschule Dübendorf, und die Schulleiterin eine Stunde vor der Übung sowie die leitenden Personen von Polizei und Feuerwehr», erklärt Fabienne Schälchli, «so konnten wir eine möglichst authentische Evakuierung simulieren.»

Langwierige Planung für reale Bedingungen

Schälchli gehört zum Team von Dimedio. Die Ustermer Kommunikationsagentur hat die Primarschule Dübendorf bei der Umsetzung des neu eingeführten Krisenkonzepts unterstützt. «Solche oder ähnliche Sicherheitstests organisieren wir rund drei- oder viermal pro Jahr, häufig an Schulen.» Die Planungs- und Vorbereitungsarbeiten für diese knapp einstündige Übung seien sehr aufwendig gewesen.

Diverse Beobachter von Dimedio, den Einsatzkräften sowie vom Hausdienst des Höglers waren an diesem Dienstagmorgen an verschiedenen Standpunkten platziert. Sie machen sich Notizen zu verschiedenen Sicherheitsaspekten, unter anderem, ob der Alarm auf dem ganzen Areal hörbar ist oder wie schnell eine Übersicht über die Vollzähligkeit der Kinder vorliegt. Ziel dieses Spektakels ist, zu sehen, was in einer Notfallsituation gut klappen würde und wo Verbesserungspotenzial steckt.

Das Problem mit dem Pfosten

Inzwischen ist die Feuerwehr mit einem Löschfahrzeug eingetroffen. Die Zufahrt zum Schulhaus erweist sich als Knackpunkt: Der Absperrpfosten lässt sich nicht entriegeln, da die Schrauben mit Kaugummis verklebt sind. «Im Ernstfall würden wir den Pfosten einfach umfahren», sagt Michel Elmer, Leiter Bevölkerungsschutz der Stadt Dübendorf, «durch die Sollbruchstelle wäre das kein Problem für das Fahrzeug.»

Als die Durchfahrt frei wird, wimmelt es auf dem Schulplatz von Rettungskräften. «Wo brennts?», fragt einer der Feuerwehrleute. «Der Rauch kommt aus dem Kopierraum», antwortet ihm ein Kollege, der die Lage bereits erkundet hat.

Doch weder Wasserschlauch noch Ventilator kommen zum Einsatz. Der Einsatzleiter muss nur die beiden Nebelmaschinen abstellen. Was wie Rauchschwaden anmutete, war lediglich Disco-Rauch, der völlig ungefährlich und rückstandslos eingesetzt werden kann.

Auf dem Evakuierungsplatz indes werden die Kinder langsam ungeduldig. «Die meisten Lehrpersonen haben ihre Schüler offenbar dazu angeleitet, ihre Jacken und Schuhe mitzunehmen», sagt Michel Elmer. Er lobt diese vorausschauende Reaktion, würden bei einem echten Brand die Löscharbeiten doch mehrere Stunden in Anspruch nehmen. «Es wurde offenbar bereits darüber diskutiert, ob die Kinder in einem gesicherten, warmen Raum untergebracht werden könnten.»

Man sieht Schüler und Lehrpersonen auf dem Evakuierungsplatz.
«Fällt die Schule heute aus?» Ausnahmezustand auf der grossen Wiese vor dem Schulhaus. Foto: Karin Sigg

Einige wenige Schüler sind zu sehen, die kurze Sportbekleidung tragen – sie sind direkt aus der Turnstunde geläutet worden und frieren nun verständlicherweise. Doch da wird auch schon zum Rückzug geblasen. Genauso diszipliniert, wie die Kinder die Schulhäuser verlassen haben, kehren sie nun in ihre Zimmer zurück.

«Entgegen vielen Vorurteilen sind Kinder viel disziplinierter als wir», resümiert Oliver Schürch, Leiter Sicherheit und Kommandant der Stadtpolizei Dübendorf. «Es sind eher Erwachsene, die bei einer Evakuation nochmals umkehren oder zu früh in das Gebäude stürmen.»

Erstes Fazit ist positiv

Beim anschliessenden Debriefing werden die Verantwortlichen ihre Schlüsse ziehen und Optimierungsmöglichkeiten besprechen. Michel Elmers vorläufiges Fazit sieht positiv aus: «Die Ströme zum Sammelplatz waren vorbildlich, die Einsatzleiterin konnte schnell bestätigen, dass alle Personen evakuiert sind.»

Die Schulleiterin Patricia Ehrensperger-Schär übernahm in dieser vermeintlichen Krisensituation die Funktion der Einsatzleiterin. «Alle Lehrpersonen meldeten ihr, ob ihre Klassen komplett sind», erklärt Elmer, «es wurde festgestellt, dass zwei Kinder fehlen – doch nach kurzer Überprüfung war schnell klar, dass sie krank sind.»

Die Nachhaltigkeit einer solchen Übung ziehe sich über mehrere Monate oder gar Jahre. In unregelmässigen Abständen würden Evakuierungen an verschiedenen Dübendorfer Schulen geprobt. Diese realistisch inszenierte Übung im Högler bezeichnet Elmer als eher aussergewöhnlich, aber durchaus nachahmenswert.

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