Elf Herren stehen mit weisser Schürze im Kochzimmer des Schulhauses Grüze. An einem Abend im Monat kochen die Männer des Vereins Freie Hobby-Chöch einen Dreigänger. Sie tun das bereits zum 266. Mal. Anders als die Schüler dürfen die Herren sich hier ein Gläschen Wein zwischendurch genehmigen.
Frauen sind hingegen unerwünscht. Bei den Freien Hobby-Chöch dürfen ausschliesslich Männer kochen. «Das steht explizit in den Statuten», sagt Präsident Daniel Woodtli.
Gérard Morf steht daneben. Der 75-Jährige ist der Gründer des Vereins und sagt, wie es zu dessen Entstehung kam: «Meine Frau hatte damals eine Kochschule, bei der immer mehr Männer mitmachen wollten. Also habe ich einen Kochklub für Männer gegründet.»
Auf dem Menüplan steht heute ein mastiges Käse-Weisswein-Süppchen als Vorspeise, gefolgt von einem panierten Poulet-Schnitzel als Hauptgang, begleitet von einem grasgrünen Rucola-Risotto, und als Dessert gibt es eine Orangencrème mit viel Rahm.
Bitte keine Profi-Köche
«Das ist kein anspruchsvolles Gericht», stellt Armin Schmid fest und fängt an, die Blutorangen für die Dessertcrème auszupressen. Sein Kochstil ist gemächlich. In der einen Hand hält er den Rezeptzettel und liest ihn akribisch, mit der anderen Hand rührt er mit dem Schwingbesen im Orangensud.
«Dass wir so eine entspannte Gruppe sind, war nicht immer so», sagt Schmid. In seinen 20 Jahren beim Verein habe er schon ab und zu mal einen berufstätigen Koch erlebt. Der etwas raue Umgang der Profi-Gastronomen hat den Hobby-Chöch jedoch nicht gepasst.
Obwohl die Köche alle die Ruhe in Person sind, kommt zwischendurch doch auch mal Hektik auf. «Verflixt, wo ist die Schüssel?», ruft einer der Köche und öffnet verzweifelt jede Küchenschranktür. Er wird von allen hier nur als «Dessertfreak» bezeichnet. «Wir nennen ihn so, weil er konsequenterweise immer das Dessert macht», klärt Daniel Woodtli auf.
Der Neue muss sich beweisen
Neben Woodtli steht an diesem Abend auch ein potenzielles neues Mitglied. Der Niederösterreicher ist auch leidenschaftlicher Koch und will dem Verein beitreten. An diesem Abend muss er sich aber zuerst beweisen. «Bei uns gilt: Wer überhaupt nicht kochen kann, dem sagen wir ab», sagt Woodtli.
Er hat aber keine Zweifel am Handwerk des Anwärters: «Wenn einer aus Österreich kommt, dem Land des Kaiserschmarrens und des Wiener Schnitzels, muss er einfach kochen können.»
Der Neue nimmt es gelassen. Sein Rucola-Risotto brennt auf jeden Fall nicht an. «Mach ruhig viel Weisswein rein – mehr noch», lautet die Anweisung eines Teamkollegen. Gesagt, getan, und schon ist der ganze Inhalt der Flasche Mont-sur-Rolle im Risotto. Die Herren sind unisono begeistert. «Der kann kochen.»