Wenn der Haussegen an Weihnachten schief hängt oder niemand da ist, um besinnlich zu feiern, dann hat der Dübendorfer Cyrill Weiss eine Alternative parat. Sie heisst «Dini Wienacht» und ist eine offene Weihnachtsfeier, die am 24. Dezember stattfindet.
Entstanden sei die Idee vor fünf Jahren aus der Not heraus. «Manchmal hat man das Heu einfach nicht auf der gleichen Bühne wie mit einer einzelnen Mitfeiernden aus dem grösseren Familienkreis, und darauf hatte ich einfach keine Lust mehr», sagt der Familienvater, der von seiner Frau getrennt lebt und jeweils am Weihnachtstag mit seinen zwei Töchtern feiert.
Mit Plastik-Weihnachtsbaum
Aber Weihnachten ignorieren und allein zu Hause herumsitzen war für Weiss auch keine Option. «Warum eigentlich nicht mit Fremden feiern?», hat sich der Dübendorfer gefragt und Nägel mit Köpfen gemacht. Mit der Schützenstube Werlen in Dübendorf hat er eine passende Location gefunden: grosser Kamin, flauschige Schafsfelle auf den Stühlen – und nicht zu vergessen der kitschige Plastik-Weihnachtsbaum in der Ecke.
Dieses Jahr findet das Weihnachtsfest zum fünften Mal statt. Zwischen 8 und 30 Gäste haben jeweils am Fest teilgenommen. Wie viele es diesmal seien, wisse er nicht, denn eine Anmeldepflicht gebe es nicht. «Es soll eben spontan und unkompliziert bleiben», sagt Weiss.
Fremd und doch vertraut
Das Essen kocht Weiss dann auch gleich selber. Jedes Jahr gibt es ein Buffet mit Salat oder Suppe, Hauptgang und Dessert – in diesem Jahr steht Schinkli im Teig mit Härdöpfelsalat auf dem Menüplan. Ihm gehe es aber nicht primär um das Essen, sondern um das Zusammensein und den Austausch mit anderen Menschen. «Die Gäste haben keine Hemmungen, aufeinander zuzugehen, alle sind total locker drauf und reden über Gott und die Welt», sagt Weiss. «Nur Weihnachtslieder und Geschenke fallen bei uns weg.»
Bunt durchmischt sei das Publikum, mit der Tendenz 50 plus. Aber auch Familien seien schon dabei gewesen. Oder ein Musiker, der dann spontan sein Keyboard mitgebracht und für die Abendunterhaltung gesorgt habe. «Hier ist alles möglich, nur auf den Tischen getanzt, das haben wir noch nicht», sagt Weiss und lacht.
Spende wird zur Spende
Dass der Anlass für die Gäste keinen fixen Preis hat, ist für Weiss selbstverständlich. Er zähle dann eher auf eine kleine Spende am Schluss. «Jeder gibt so viel, wie er kann oder will.»
Bis jetzt sei die Rechnung immer aufgegangen. Kürzlich habe er sogar eine Spende vom Frauenverein erhalten. «Die finden meine Weihnachtsfeier gut, was mich natürlich sehr freut», sagt Weiss. Für ihn ist aber klar: Alles, was über die Fixkosten hinausgehe, werde er gleich weiter an die Schweizer Berghilfe spenden.
Zur Person
Der Dübendorfer Cyrill Weiss ist 49 Jahre alt und Vater von zwei Töchtern. 25 Jahre lang war er als selbständiger Grafiker tätig. Seit diesem Jahr arbeitet er als Gebietsverantwortlicher beim Hochbauamt der Stadt Dübendorf.
«Dini Wienacht» findet am 24. Dezember statt, dieses Jahr zum fünften Mal. Ab 17 Uhr startet die unkomplizierte Weihnachtsfeier in der Schützenstube Werlen an der Schützenhausstrasse 15 in Dübendorf. Willkommen sind alle. Eine Anmeldung per SMS (079 307 91 62) hilft dem Veranstalter beim Organisieren, ist aber kein Muss.