Wer das «Rossi» in der Überbauung Rossweid in Gockhausen das erste Mal betritt, wird gleich an ein hippes Zürcher Lokal erinnert. Doch dem ist nicht so. In diesem genossenschaftlich organisierten Restaurant wird nicht für Geld gearbeitet. Und beim Studieren der Menükarte wird schnell klar: Hier kochen unterschiedliche Köche.
Am letzten Dienstag waren es Cornelia und Monika, die Fleischvögel mit Nudeln zum Zmittag zauberten, und am Abend mixte Ueli seine Whiskeys Sours. «Ganz nach dem Credo: Nachbarn kochen für Nachbarn, und zwar das, auf was sie gerade Lust haben», sagt Petra Greykowski-Oberle, welche sich in der Betriebsleitung engagiert.
Eröffnet wurde das «Rossi» im März 2020. Die Geschäfte seien aber aufgrund der Corona-Pandemie defizitär gewesen. Die Genossenschafter hätten sich daher entschlossen, keinen neuen Betriebsleiter zu suchen, sondern das Restaurant selbst zu verwalten, sagt Vorstandsmitglied Res Strehle. Und das klappe auch erstaunlich gut, denn während der Öffnungszeiten habe bis jetzt niemand gefehlt, sagt Greykowski-Oberle.
Wenn Putzen spannend wird
«Wer Lust zum Kochen hat, der kocht, wer servieren möchte, der serviert, und wer überhaupt keine Gäste sehen will, spült Geschirr hinter der Kulisse oder putzt am Feierabend das Restaurant», erklärt Angelika Schnyder, Vorstandsmitglied und Mitglied der Betriebsleitung.
So stehe auch mal ein ehemaliger Zahnarzt in der Spülküche und wasche ab, oder einige putzten am Abend das Restaurant, obwohl sie zu Hause eine Putzkraft hätten, sagt Greykowski-Oberle.
Ein Tisch gegen die Einsamkeit
«Die Genossenschaft Rossi hat sich aber noch ein Ziel gesetzt: der Vereinsamung entgegenwirken», sagt Co-Betriebsleiterin Angelika Schnyder.
Dafür steht symbolisch der sechs Meter lange Holztisch mitten im Raum – oder «das Erfolgsrezept gegen Einsamkeit», wie sie es nennen. Wer sich an den Tisch setze, signalisiere, dass er oder sie Lust habe, sich mit jemandem auszutauschen, sagt Schnyder.
Im «Rossi» fänden die «Homeofficeler» Anschluss, die Alleinstehenden eine Abendunterhaltung.
«Rossi» soll Gemeinschaftszentrum werden
Strehle kann auch bereits über positive Feedbacks berichten. Ein 80-Jähriger habe ihm kürzlich gesagt, dass es noch nie so viele Möglichkeiten für Geselligkeit in Gockhausen gegeben habe.
Auch Zukunftspläne hat Strehle für das «Rossi»: «Es soll zu einem Gemeinschafts- und Kulturzentrum von Gockhausen werden.» Dafür will er sich bei der Stadt Dübendorf für einen Unterstützungsbeitrag für Vereine anmelden, der 10 Franken pro Person finanziert.
Am liebsten möchte Strehle das Gockhausen der 1950er und 1960er Jahre neu aufleben lassen. «Da war das Quartier die Ateliervorstadt von Zürich, wo viele Künstler und Künstlerinnen sowie renommierte Architekten wohnten und arbeiteten.»
Einmal pro Monat steht im «Rossi» Kultur auf dem Programm. So konnte man im Februar den Gockhauser Fotografen Hannes Schmid, den Erfinder des Malboro-Manns, antreffen. Oder im April die Schriftstellerin Angelika Waldis, die als Autorin des Kindermagazins «Spick» bekannt geworden ist und ebenfalls im Quartier wohnt.
Das Programm für 2024 stehe auch schon, sagt Strehle. Im Februar kann beispielsweise von einer Gockhauser Historikerin in Erfahrung gebracht werden, wie der Mensch auf den Hund gekommen ist, oder im Juni ein Ukulele-Kurs nach Hawaii-Art besucht werden.
Das «Rossi»
Geöffnet ist das «Rossi» jeden Dienstag und Donnerstag von 9 bis 21 Uhr. Gekocht wird ein Mittagessen, und am Abend gibt es Flammkuchen. Für Kuchen und frische Säfte sowie Suppen ist immer gesorgt.
Café Briochou
Am ersten und dritten Sonntag im Monat findet auch das Café Briochou statt. Ein gebürtiger Franzose, der eigentlich in der Finanzbranche arbeitet, backt aus Leidenschaft buttrige Croissants und Brioches.