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Aussenansicht eines Gebäudes mit Holzfassade.

Anfang Juni eröffnete das Restaurant La Vita im neu erstellten Teil des Alters- und Pflegezentrums In der Au. Foto: Thomas Bacher

Speiselokal im Alterszentrum Volketswil

Restaurant La Vita – das ist die Bilanz nach einem halben Jahr

Das Restaurant La Vita im Volketswiler Alters- und Pflegezentrum In der Au will nicht nur die Bewohner verköstigen, sondern auch ein Treffpunkt der Generationen sein. Ist das gelungen?

Anfang Juni eröffnete das Restaurant La Vita im neu erstellten Teil des Alters- und Pflegezentrums In der Au. Foto: Thomas Bacher

Veröffentlicht am: 23.11.2023 – 10.56 Uhr

Es waren ehrgeizige Ziele, welche die Verantwortlichen des Restaurants La Vita im Volketswiler Alters- und Pflegezentrum In der Au verkündeten. Nicht nur eine gutbürgerliche, regionale und saisonale Küche wolle man anbieten. «Das Restaurant La Vita soll ein Treffpunkt für alle Volketswilerinnen und Volketswiler, für Jung und Alt werden», sagte Daniel Durrer, Geschäftsführer der Vita Futura AG, die hinter dem Alters- und Pflegezentrum steht, in den «Volketswiler Nachrichten».

Doch was ist aus dieser Absichtserklärung sechs Monate nach der Eröffnung geworden?

Die Konstanz fehlt – typisch für die Agglo

Bei einem Testbesuch Anfang Woche ist von «Jung» wenig zu sehen, der Altersdurchschnitt liegt deutlich über dem Pensionsalter. Gleichwohl kommt man sich auch dank der herzlichen Begrüssung des Personals selbst als junger Mittfünfziger nicht wie ein Fremdkörper vor.

Wurde also nichts aus dem erhofften Treffpunkt der Generationen? «Wir sind diesbezüglich auf gutem Weg, unser Angebot spricht sich herum», sagt Alexandra Henzler, stellvertretende Restaurationsleiterin des Restaurants und Bistro La Vita. Die meisten Gäste seien Personen, die in Alterswohnungen auf dem Areal lebten, oder die in den neu eröffneten Studios wohnten und dabei das Angebot «Wohnen mit Service» in Anspruch nähmen. Häufig sässen auch Angehörige mit am Tisch.

«Dass wir gar keine auswärtigen Gäste haben, ist die Ausnahme», sagt Henzler. Oft seien mehrere Tische des 70 Personen fassenden Restaurants besetzt – mit Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung, Quartierbewohnern oder auch Angestellten von Betrieben in der Nähe, die ihre Mittagspause hier verbrächten.

Bei auswärtigen Gästen fehle noch die Konstanz, räumt Henzler ein. Diese Unbeständigkeit sei aktuell typisch in der Gastronomie, auch herkömmliche Betriebe, vor allem in der Agglomeration, hätten damit zu kämpfen. An einem Mittag werden im «La Vita» zwischen 30 und 60 Essen serviert.

Achtung, heisse Teller!

An diesem Tag gibt es zum Tagesmenü für Fr. 18.50 einen Salat vom üppig bestückten Büffet. Oder ein Petersiliensüppchen, das anscheinend gut ankommt: Am Nachbarstisch wird gleich ein Nachschlag geordert. Tatsächlich ist die Suppe sämig und würzig zugleich, und bei dem Wetter sowieso genau das Richtige.

Tellerservice gibt es heute nicht, denn es wird ein «Schweizer Buffet» aufgetragen. Im Angebot: Rindsstroganoff, die nicht so leicht verdaulichen Paprikastreifen und Pilze separat serviert, ausserdem Spätzli, Polenta, Blumenkohlmedaillons, deftige Walliser Rösti, Ghackets mit Hörnli, grüne Bohnen, glasierte Karotten.

Doch die Sache mit der Selbstbedienung ist nicht in Stein gemeisselt. Der umtriebige Chef de Service kennt seine Klientel und übernimmt auf Wunsch auch gerne den Gang zum Buffet. Doppelter Vorteil: So verbrennen sich die Gäste an den durchaus gut temperierten Tellern und Schöpfkellen nicht die Finger.

Seufz, diese Spätzli …

Es scheint zu munden, denn kaum haben die Gäste ihr Essen vor sich, wird es deutlich ruhiger im Lokal. Dabei ist man durchaus kritisch. «Heute deucht es mich wieder besser als gestern», sagt eine Frau am Nebentisch zu ihrem Gegenüber. Und am Büffet meint ein Gast mit Blick auf die butterglänzenden Spätzli, dass ihm das Essen manchmal zu fettig sei, das vertrage er nicht mehr so gut.

Trotz Grossküche: Einen Vergleich mit einem herkömmlichen Restaurant mit Mittagskarte braucht das «La Vita» nicht zu scheuen. Im Gegenteil, die Rindfleischwürfel sind auch nach längerer Zeit unter der Wärmelampe noch butterzart und saftig, die gescholtenen Spätzli eben gerade wegen der Butter ein Gedicht. Auch die Gemüsebeilage fällt nicht ab.

Die holde Samtigkeit

Henzler ist sich der kritischen Kundschaft durchaus bewusst und ist auch froh um Rückmeldungen, denn nur so könne man sich verbessern. Für das «La Vita» wird nicht gesondert gekocht, alle Bewohnerinnen und Bewohner im Alters- und Pflegezentrum bekommen das gleiche Essen, wobei es Ausnahmen gibt bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder verordnete Diäten. «Und wenn jemand mal eine Omelette oder ein Spiegelei möchte, ist das auch kein Problem», sagt Henzler.

A la carte gibt es aber nur im Restaurant, und da inklusive Dessertoptionen. Am Testtag empfiehlt die Bedienung einen Coupe Nesselrode, und da kann man ja eigentlich nicht Nein sagen. Schon der Auftritt ist gelungen, mit Brombeeren und Himbeeren zwar nicht mehr ganz so regional und saisonal, dafür umso besser geeignet, andere Menschen auf Instagram neidisch zu machen.

Auch der zweite Eindruck passt: Das Marronipüree schmeckt edelkastanig-nussig und zergeht in seiner holden Samtigkeit regelrecht auf der Zunge. Einzig ein Schlückchen Kirsch hätte dem Ganzen noch gutgetan. Aber ja, da ist man halt heutzutage in der Gastronomie zurückhaltender als früher.  Selbst der Kaffee, der mit einem Gläsli Wasser, Guetsli und Zuckersäckchen in Herzform daherkommt, scheint förmlich zu rufen: Fotografiere mich!

Bald auch am Abend?

Aktuell ist das Restaurant von 9 bis 19 Uhr geöffnet, warme Küche gibt es von 11.45 bis 18.15 Uhr, wobei am Nachmittag von einer reduzierten Karte bestellt werden kann. Laut Henzler gibt es derzeit Überlegungen, das Restaurant auch abends zu öffnen. Man werde wohl ab Frühjahr die Öffnungszeiten versuchsweise auf den Abend ausdehnen – zumindest am Freitag und Samstag. «Denn dann hat man Zeit für ein feines Essen und ein Glas Wein.»

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