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Spieler auf dem Eis.

Rinkball ist wie Eishockey, nur jagen die Spieler keinem Puck nach, sondern einem Ball. Dass dieser bunt ist, passt bei dem Nebel auf dem Eis ganz gut. Foto: Seraina Boner

Rinkball in Dübendorf

Wie Eishockey, aber komplett anders

Zweimal die Woche kurven auf der Kunsteisbahn Dübendorf Menschen in Eishockeymontur herum, um ein völlig unbekanntes Spiel zu spielen.

Rinkball ist wie Eishockey, nur jagen die Spieler keinem Puck nach, sondern einem Ball. Dass dieser bunt ist, passt bei dem Nebel auf dem Eis ganz gut. Foto: Seraina Boner

Veröffentlicht am: 21.10.2023 – 14.30 Uhr

Es ist bereits spät, halb zehn, auf der Kunsteisbahn Dübendorf. Zwölf Spieler auf Schlittschuhen kurven in voller Eishockeymontur über das Eis.

Nebelschwaden schweben durch das Flutlicht auf dem Aussenfeld. Es ist warm – die Spieler schwitzen. Die Pässe sind gezielt, die Angriffe schnell. Nur die Schläger scheinen etwas zu kurz geraten, und der Puck sieht ganz anders aus. Ist das überhaupt Eishockey?

Kein Bodycheck erlaubt

Nein, Rinkball. Der Puck ist kein Puck, sondern ein runder blauer Ball. Die Sportart ist eine Mischung aus Unihockey und Eishockey. Die Regel Nummer eins: kein Körperkontakt, das heisst – keine Bodychecks. Wild wird es beim Rinkball nicht, dafür aber schnell, denn der Ball bringt Tempo ins Spiel.

Simon Dietrich, Präsident des Vereins Rinkball Dübendorf, ist Feuer und Flamme für seinen Sport. Eishockey habe er früher mal gespielt. Aber dreimal Training die Woche und Meisterschaftsspiele am Wochenende, das sei sehr zeitaufwendig gewesen. Mit dem Wechsel zum Rinkball ist das Training weniger ein Muss. «Hier steht vor allem der Spass am Spiel im Vordergrund», meint Dietrich.

Ein pinker Ball liegt auf einem dicken Handschuh.
Um diesen Ball geht es beim Rinkball. Foto: Seraina Boner

Bei den Dübendorfer Rinkballern gibt es auch keinen Trainer, keine Spielstrategiebesprechungen und auch keinen Schiedsrichter. «Wir helfen uns gegenseitig mit Tipps, jeder, wie er will», erklärt Dietrich. Aber trotz aller Lockerheit: Er fühle sich nach jedem Training sehr vital, denn es werde eine Stunde nur gespielt, es gebe keine mühsamen Übungen, und man sei an der frischen Luft.

Schweizweit nur zwei Klubs

Und wer sind die Gegner? «Niemand, wir spielen keine Wettkämpfe, denn ausser uns gibt es in der Schweiz nur noch eine Mannschaft im Jura», erklärt der Präsident. Man splitte sich jeweils in jedem Training in zwei Gruppen auf: Team Weiss gegen Team Blau. «Diejenigen, die auf der rechten Seite der Glatt wohnen, sind Team Weiss, und die auf der linken Seite gehören zu Team Blau», erklärt er. Diese Aufteilung habe im Klub schon lange Tradition.

Wer aber ambitioniert ist, hat immer die Möglichkeit, sich der Schweizer Nationalmannschaft anzuschliessen. Da es nicht viele Rinkballer in der Schweiz gebe, stünden die Chancen hoch, in die Nati aufgenommen zu werden, sagt der Präsident. Für Dietrich ist das aber keine Option, er bevorzugt ausschliesslich sein Dübendorf Rinkball.

Saisonstart gespickt mit Ehrgeiz

Zum Saisonbeginn starten die Rinkballer nun ihr erstes Trainingsspiel auf dem Aussenfeld Im Chreis. Bei einigen bewahrheiten sich die zuvor geäusserten Bedenken zu ihrer Kondition – sie sind ausser Puste. Sprüche wie «Bist du im Sommer zu lange auf dem Liegestuhl gesessen?» sind zu hören. Das Schwitzen unter dem Helm macht das auch nicht leichter. Die Rinkballer nehmen es aber mit Humor. Die Kondition steigere sich ja schnell, meint ein Spieler zuversichtlich.

Halbzeit: Das Team Weiss führt klar – Team Blau kassiert ein Goal nach dem anderen. «Zum Glück haben wir den Finnen», meint ein Spieler aus Team Blau.

«Der Finne», Jari Koponen, ist in der Schweizer Nationalmannschaft dabei und zum zweiten Mal bei den Dübendorfer Rinkballern im Training. Sein Spielstil sticht hervor durch Schnelligkeit, Treffsicherheit und Kampfgeist. «It’s not over until it’s over!», motiviert er sein Team Blau, nachdem er ein Tor geschossen hat.

Sport wäre schliesslich nicht Sport, wenn die, die im Rückstand sind, nicht zusammen weiterkämpften.

Gründung und Regeln:

Der Mannschaftssport Rinkball stammt ursprünglich aus Schweden. Die Tore sind gleich gross wie im Eishockey, die Schläger kürzer und gespielt wird nicht mit einem Puck, sondern mit einem Vollgummiball von zirka 7 Zentimeter Durchmesser.
1970 brachte ein Dübendorfer den Sport auf die Kunsteisbahn Im Chreis. 2011 wurde der Rinkball Verein Dübendorf gegründet.

Die wichtigsten Spielregeln sind:

  • Keine Bodychecks
  • Schläger und Ball dürfen nicht über die Kniehöhe angehoben werden

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