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Thomas Suter liebt das Naturerlebnis bim Biken.

Thomas Suter setzt sich ein für eine bessere Vernetzung der Biketrails im Oberland. Foto: PD

Für Orientierung und Sicherheit

Biker fordern endlich mehr offizielle Trails im Oberland

Es fehlt an Wegen für Bikende. Das sagt der Präsident des Vereins Zürioberland Biketrails. Unterstützung erhält er ausgerechnet von einer einflussreichen Wanderin.

Thomas Suter setzt sich ein für eine bessere Vernetzung der Biketrails im Oberland. Foto: PD

Veröffentlicht am: 16.10.2023 – 10.03 Uhr

Es ist zum Davonlaufen. Mountainbiker und Wanderer kommen sich immer häufiger in die Quere – auch im Oberland. Dies erhitzt die Gemüter und bringt die Scheibenbremsen der Mountainbikes zum Glühen. Der Ruf nach mehr Platz wird lauter, und der Nutzungsdruck auf die Naherholungsgebiete wächst.

Laut einer aktuellen Bedarfs- und Bestandserhebung, die vom Amt für Mobilität und dem Sportamt in Auftrag gegeben wurde, geht man von weit mehr als 300 inoffiziellen Mountainbike-Trails im Kanton Zürich aus.

Biker rufen nach offiziellen Wegen

Köpfe der Oberländer Biker-Szene sagen, dass es dringend mehr offizielle Trails brauche. Die aktuelle Situation sei ein Wildwuchs. Dieser führe zu Konflikten.

«Es braucht ein flächendeckendes Netz für Bikende», sagt etwa Thomas Suter. Der Biker ist Gründungspräsident vom Verein Zürioberland Biketrails. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, die Mountainbike-Infrastruktur im Zürcher Oberland zu verbessern. «Wenn wir mehr offizielle Wege haben, kann man Verbote, dort wo sie nötig sind, besser durchsetzen.»

Positive Erfahrungen

Wenn offizielle Wege vorhanden sind, seien die Erfahrungen sehr positiv. Dies zeige sich beispielsweise am Bachtel, wo es einen offiziellen Biketrail gibt. «Dort sind viele mit dem Mountainbike unterwegs. Es kommt zu weniger Konflikten als im Wildbachtobel in Hinwil, wo beispielsweise ein Fahrverbot gilt.»

Thomas Suter liebt das Naturerlebnis bim Biken.
Thomas Suter möchte die Infrastrukturen im Oberland besser vernetzen. Foto: PD

Suter schwebt vor, das Netz für Bikende im Oberland hauptsächlich auf bestehenden Wegen auszubauen. In der Nähe von Siedlungen seien aber neue Infrastrukturen nötig.

Getrennte Wege im Siedlungsgebiet

«Dort, wo es eine Entflechtung braucht, wo viele Wanderer unterwegs sind, müsste man neue Wege schaffen. Auch zeitliche Beschränkungen wären ein Lösungsansatz.»

Doch es gibt grosse Herausforderungen zu bewältigen. «Ein Trail führt oft durch mehrere Gemeinden. Viele wissen nicht, wie sie mit dem Thema Mountainbike umgehen sollen.»

Anders in Uster, dort hat man eine neue Infrastruktur realisiert. «Uster hat eine grosse Verwaltung und spezialisierte Fachkräfte. So ist es gelungen, einen für eine grosse Nutzergruppe attraktiven Biketrail zu erstellen.»

Aber das Beispiel Uster greift nicht für alle Gemeinden. «In Uster gehört der Wald der Stadt, das ist ein Vorteil. An anderen Orten gibt es viele Parteien, die involviert sind, da muss man alle Grundeigentümer ins Boot holen. Das erschwert das Unterfangen, ein Netz geordnet auszubauen.»

Rechtslage unklar

Laut Suter fehlt es generell an Rechtssicherheit. «Wenn man mit den Behörden über einen spezifischen Weg spricht, stellen sich häufig Sicherheits- oder Rechtsfragen.»

Ein Stück Wald ist abgesperrt.
Polizei und Jäger sperrten in Zumikon die Trails, welche Biker ohne Bewilligung errichteten. (Archiv) Foto: Sabine Rock

Es brauche endlich mehr Klarheit, was im Wald für Regeln gelten würden. «Es gibt viele attraktive Wege, die gut wären für Bikende im Oberland. Die aktuelle Rechtslage ist aber unklar.» Welche Wege befahren werden dürfen und welche nicht, sei häufig ein Rätsel.

Wandernde Kantonsrätin hilft Bikern

Ausserdem fehle es an kantonalen Richtlinien, sagt Suter. Genau da will Kantonsrätin Judith Stofer (AL) aus Dübendorf ansetzen. Sie ist Mitunterzeichnerin einer Motion, die diesen Monat eingereicht wurde. Im Vorstoss wird der Regierungsrat aufgefordert, zu handeln. «Die fehlende Infrastruktur führt vermehrt zu Konflikten mit anderen Erholungssuchenden im Wald», betont Stofer.

Die Politikerin wandert selbst aus Leidenschaft, regelmässig kommen ihr Bikerinnen und Biker in die Quere. «Es soll eine von gegenseitiger Toleranz geprägte Koexistenz aller Erholungssuchenden angestrebt werden.»

Frau mit Brille sitzt in einem roten Sessel vor einem Büchergestell und schaut in die Kamera.
Judith Stofer (AL) will mehr getrennte Wege für Bikende und Wandernde. Foto: Annette Saloma

Wütend auf die Biker ist Stofer aber nicht. «Ich fahre selbst gerne Velo, nur weniger sportlich als die Kolleginnen und Kollegen auf dem Mountainbike.»

So setzt sich die Wanderin im besagten Vorstoss auch für die Waldsportler auf dem Zweirad ein. «Das aktuelle MTB-Trail-Angebot kann die steigende Nachfrage bei Weitem nicht decken.» Es brauche mehr Infrastruktur, und auch Stofer ist der Meinung, dass es klarere Richtlinien braucht. «Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sollen dem Mountainbike-Sport ein legales und attraktives Angebot bieten wie auch die Anliegen von Erholungsuchenden und Waldbesitzenden berücksichtigen.»

Die Situation ist aktuell so, dass Bikende manchmal Wege vorfinden, die durch Äste versperrt sind.

Thomas Suter

Präsident Verein Zürioberland Biketrails

Gemäss dem kantonalen Waldgesetz ist das Radfahren im Wald nur auf Strassen und Wegen erlaubt. Ausserdem dürfen laut dem Strassenverkehrsgesetz Wege, die sich für den Verkehr mit Motorfahrzeugen oder Fahrrädern nicht eignen, nicht befahren werden.

Im Wald werde das Gesetz von den verschiedenen Interessensgruppen immer wieder unterschiedlich ausgelegt, sagt Suter. «Die Situation ist aktuell so, dass Bikende manchmal amateurhaft angebrachten Verbotstafeln begegnen oder Wege vorfinden, die durch Äste versperrt sind.»

Es sei besonders für nicht Ortskundige häufig nicht ersichtlich, ob sie umdrehen müssten oder weiterfahren dürfen. «Es ist für sie oft unklar, ob das Verbot offiziell ist oder ob es willkürliche Verbote oder Barrikaden von Privatpersonen sind.»

Lichtung im Gesetzesdschungel

Doch das Gesetzeswirrwarr scheint sich zu lichten. Vielleicht muss man auch von nicht passenden Gesetzen sprechen, denn die Möglichkeiten auf dem Fahrrad haben die Gesetzestexte wohl schlicht überholt.

Ein Biker macht einen Sprung über einen Hügel.
Biker suchen die technische Herausforderung in der Natur. Foto: PD

Nun hat aber das Bezirksgericht Affoltern 2022 in einem wegweisenden Urteil festgehalten, dass sich die Frage der Eignung nicht mehr stellt, weil versierte Mountainbiker heute praktisch jeden Weg befahren können.

Sie erinnern sich, laut Strassenverkehrsgesetz dürfen Wege, die sich für den Verkehr mit Motorfahrzeugen oder Fahrräder nicht eignen, nicht befahren werden. Diesen Gesetzestext hat das Gericht jetzt so interpretiert, dass für Bikende im Wald praktisch alle Wege offen stehen.

Rückenwind für Biker

Das Urteil gibt den Velosportlern Rückenwind. Dazu kommt, dass der Bund seit Anfang dieses Jahrs Kantone und Gemeinden dazu verpflichtet, den Freizeitveloverkehr sicher zu gestalten und, wo nötig, weitergehende Regelungen zu treffen (Art. 6 Bst. Velogesetz VWG).

Das heisst, der Regierungsrat des Kantons Zürich ist gefordert. Ob eine waghalsige Fahrt auf einem offiziellen Weg wirklich sicher zu haben ist, ist dann eine andere Frage. Suter will Biker sensibilisieren, Rücksicht zu nehmen. «Gegenseitiger Respekt ist mir wichtig. Wenn ich bike, reduziere ich das Tempo, wenn ich einen Wanderer sehe, um ihm den Vortritt anzubieten.»

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