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Mann am Tisch mit Pilzen in der Hand.

Heinz Eisele kontrolliert seit 28 Jahren Pilze in Volketswil. Aktuell ist die Saison eröffnet, aber die grossen Funde lassen noch auf sich warten. Foto. Isabelle Piccand

Pilzkontrolle in Volketswil

«Sicher, dass diese Pilze nicht vom Coop sind?»

Sein Pilzwissen bewahrt viele vor Bauchweh und Schlimmerem. Obwohl Heinz Eisele Experte ist, mag er nur die auserlesensten Pilze.

Heinz Eisele kontrolliert seit 28 Jahren Pilze in Volketswil. Aktuell ist die Saison eröffnet, aber die grossen Funde lassen noch auf sich warten. Foto. Isabelle Piccand

Veröffentlicht am: 22.09.2023 – 05.40 Uhr

Noch fünf Minuten bis zur Pilzkontrolle – gähnende Leere vor dem Lokal Im Chappeli in Volketswil. Kurz darauf kommt eine Frau mit zwei Pilzkörben daher. Geniessbar oder nicht – diese Frage wird ihr heute Abend Heinz Eisele beantworten.

Eine weisse Tischdecke, eine kleine Waage, ein Sackmesser und grelles Licht – mehr braucht der Volketswiler Pilzkontrolleur nicht. Seit 28 Jahre ist Eisele in dieser Funktion für die Gemeinde tätig. Dass die diesjährige Saison schlecht gestartet habe, sei spürbar. «Seit Mitte August ist niemand zur Kontrolle gekommen – zu heiss», sagt er. «Aber jetzt hat es ja geregnet, mal schauen wie sich das auswirkt.»

Die Frau, die vor dem Lokal gewartet hat, hat die Pilze mit ihrem Enkel gefunden. Der Fund kommt nun auf den Tisch: Ein Kilogramm Eierschwämme und zwei riesen Steinpilze – der grösste wiegt stolze 338 Gramm. «Sicher, dass die nicht vom Coop sind?», witzelt Eisele und gibt grünes Licht: «Geniessbar».

Einfach keine Würmer bitte

Welchen Pilz er denn gerne esse, fragt die Frau. «Ich esse keine Pilze – die sind einfach zu schwer verdaulich», antwortet Eisele und lacht. Gesteht dann aber doch: «Ich habe gerne Mischpilze wie Täublinge oder Röhrlinge. Die anderen kaufe ich lieber im Laden – die haben weniger Würmer.»

Korb mit grossen Steinpilzen und Kartonschachtel mit Eierschwämmen.
Trotz Hitzewelle gibt es bereits Steinpilze und Eierschwämme in der Region in Volketswil. Foto: Isabelle Piccand

Zwischenzeitlich kriechen kleine Würmer auf der Tischdecke herum– bis die nächste Sammlerin im Türrahmen steht.

Pilze zum Znacht

«Ich habe keine Ahnung, was das für ein Pilz ist, vielleicht ein Schwarzblauender Röhrling», sagt die Volketswilerin und überreicht Eisele das Exemplar.

«Das ist ein Hexen-Röhrling, kein Schwarzblauender Röhrling», klärt er die Frau auf. Trotz Fehleinschätzung der Sammlerin, sind die Röhrlinge geniessbar. Eisele gibt diese frei und die Frau freut sich auf ihre «Pilzrahmsauce mit Toast zum Znacht».

Zum Abschied gibt Eisele noch einen Ratschlag: «Pilze immer lange genug kochen und keine Pilze roh essen – das gibt nur Bauchweh.»

Kein falscher Sammlerstolz

Der nächste Sammler ist auch schon da. In seiner lila Box sind zwei ungeniessbare Pilze drin: «Weg damit, in den Abfall?», fragt Eisele.

Grundsätzlich sei es so, dass das Gefundene dem Sammler gehöre. Eisele habe auch schon erlebt, dass der Sammlerstolz ausgeprägter sei, als die Tatsache, dass der Pilz ungeniessbar oder sogar giftig ist.

Die Sammler trennen sich nur ungern von ihrem Fund. «Für mich ist das unverständlich, aber Hauptsache der Kontrollzettel ist ausgefüllt und unterschrieben. Was die Leute dann mit den ungeniessbaren Pilzen machen, liegt in ihrer Verantwortung.»

Die giftigste Art, die Eisele während seiner ganzen Kontrolltätigkeit in der Hand hatte, war ein Knolleblätterpilz. Tödliche Giftpilze hatten die Sammler diesmal jedoch nicht im Gepäck.

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