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Zwei Frauen stehen vor einem Gebäude in einem Innenhof und schauen in die Kamera.

Daniela Kunz (links) und Doris Graf gründen die Viadukt Schule in Dübendorf. Foto: Annette Saloma

Private Sekundarschule

Zwei Frauen gründen Privatschule in Dübendorf

Im August 2024 öffnet beim Bahnhof Stettbach die Viadukt Schule für Sekundarschüler. Für 30’000 Franken im Jahr ist man dabei.

Daniela Kunz (links) und Doris Graf gründen die Viadukt Schule in Dübendorf. Foto: Annette Saloma

Veröffentlicht am: 15.09.2023 – 13.10 Uhr

Daniela Kunz war die Lehrerin der zwei Kinder von Doris Graf am Freien Gymnasium Zürich. So haben sich die beiden Frauen kennengelernt. «Sie fiel mir durch ihr Engagement auf», erzählt Doris Graf. «Wie sie ihre Aufgabe und ihre Verantwortung für die Schüler wahrnahm, hat mich beeindruckt.»

Als sie sich später trafen und über das Schulsystem sprachen, merkten beide, dass sie auf der gleichen Wellenlänge sind. Eine Sekundarschule nach ihren Vorstellungen müsste es geben. Was sie an der Volksschule stört, wollen sie nicht darlegen. Schliesslich will man niemandem auf die Füsse treten. Jedenfalls schickten beide ihre inzwischen fast erwachsenen Kinder an Privatschulen.

«Das neue Oerlikon»

Wie dem auch sei: Aus einer Idee vor drei Jahren wurde bald Ernst. Die beiden schrieben ein Konzept, suchten eine Liegenschaft und wurden kurz vor Weihnachten 2021 fündig – in Dübendorf, gleich neben The Hall und dem Bahnhof Stettbach.

«Es war Liebe auf den ersten Blick», sagt Graf. «Die Vibes stimmten sofort.» Stettbach sei gut erschlossen und cool. «Hier ist das neue Oerlikon», findet Kunz. «Und gleichzeitig ist es so grün.»

Bild von einem Gebäude mit Innenhof und viel Grün.
In diesen Räumlichkeiten werden ab August 2024 auf 1500 Quadratmetern Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Foto: Annette Saloma

Die Viadukt Schule soll für Schülerinnen und Schüler mit Niveau A «und etwas darüber hinaus» sein, wie die beiden künftigen Schulleiterinnen erklären. Von einer herkömmlichen Sekundarschule soll sich die Viadukt Schule grundsätzlich unterscheiden.

«Heute sind Fähigkeiten wie Kommunikation, Kreativität, Kollaboration und kritisches Denken gefragt», sagt Daniela Kunz. «Diese vier K wollen wir an unserer Schule vermitteln.» Statt dumpfes Fächer-Pauken soll «Out of the Box»-Denken gefördert werden, also die Bereitschaft, etwas aus einer anderen Perspektive anzuschauen.

Klassenzimmer, Medienraum, Lernstube

Damit das keine leeren Floskeln bleiben, sind auf den rund 1500 Quadratmetern Fläche, die die Schule in Anspruch nimmt, nicht nur Klassenzimmer geplant. Das Arbeiten im sogenannten Makerspace mit Lasercutter, Plotter und 3-D-Drucker soll ebenso dazugehören wie ein eingerichteter Medienraum mit Greenscreen.

«Reale Settings schaffen» nennt sich das, wenn beispielsweise eine Wettervorhersage auf Französisch gefilmt wird und die Teenager nicht nur die Sprache lernen, sondern auch gleich noch andere Kompetenzen wie Auftreten, Präsentation und am Schluss den Schnitt der Aufnahmen.

Wir schaffen einen Ort, an dem wir Jugendliche stärken, damit sie selbstsicher in die Berufswahl gehen.

Doris Graf

Schulleiterin Viadukt Schule

Auch eine Lernstube ist vorgesehen, wo man nach der Schule zusammen büffeln kann. Das soll Spass machen. «Wir wollen das Lernen positiv konnotieren», sagt Graf. «Die Schüler sollen sich als Unternehmer begreifen, die etwas erreichen wollen.» Statt auf den Schwächen herumzureiten, will man Stärken fördern. «Wir schaffen einen Ort, an dem wir Jugendliche stärken, damit sie selbstsicher in die Berufswahl gehen.»

Bildung läuft vorwiegend über Beziehung, davon ist Kunz überzeugt. Deshalb wird an der Viadukt Schule grosser Wert darauf gelegt, dass alle Lehrpersonen mit den Schülerinnen und Schülern genügend Zeit verbringen. Dies geschieht in der Schule, im Klassenlager und auf Exkursionen.

Schulbeginn ist jeweils um 8.30 Uhr – «alles andere ist pädagogischer Unsinn», sagt Kunz. Bis 18 Uhr können die Schüler zum Lernen in der Schule bleiben. Schulglocken seien nicht geplant, «damit man sich richtig in etwas vertiefen kann».

30’000 Franken pro Schuljahr

Wer sich für die Viadukt Schule anmeldet, muss bereit sein, etwas zu leisten. Ziel ist der Übertritt ins Gymnasium, an die Fachmittelschule oder in eine Berufslehre mit Berufsmatur.

Dafür müssen die Eltern tief in die Tasche greifen. 7475 Franken kostet die Schule pro Quartal, das sind rund 30’000 Franken im Jahr. Zusätzlich fallen einmalige Kosten von 1000 Franken für ein Tablet, Lizenzen und einen Online-Zugang an.

Dass die Schule damit nicht allen offensteht, bedauern die Schulleiterinnen. «Es ist eine von uns persönlich finanzierte Privatschule, und wir müssen sämtliche Kosten und Ausgaben ohne staatliche Hilfe decken», sagt Graf. «Die Kosten sind vergleichbar mit jeder anderen Privatschule.»

Bild von einer Brücke, die in den Innenhof eines Gebäudes führt.
Die Viadukt Schule will mit drei oder vier Klassen starten. Foto: Annette Saloma

Bedenken, dass sie zu wenige Anmeldungen bekommen, haben die beiden nicht. «Das Bedürfnis ist ganz klar da», sagt Kunz.

Momentan stehen die Räumlichkeiten noch leer. Ab Februar 2024 werden sie nach den Vorstellungen von Doris Graf und Daniela Kunz saniert und eingerichtet.

Gestartet werden soll im August 2024 mit drei oder vier Klassen à je maximal 18 Schülern und fünf oder sechs Lehrpersonen. Einige davon konnten sie bereits verpflichten, auch Kunz selber wird unterrichten. Maximal könnte die Schule dereinst 120 Jugendliche aufnehmen.

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