Auf dem Vorplatz des alten Schulhauses in Fällanden haben sich am Mittwochmorgen Forstarbeiter mit Kettensägen versammelt. Heute geht es der imposanten Tanne beim Sternenkreisel an den Kragen, die, zur Adventszeit geschmückt, weitherum die Menschen erfreute.
Die Reformierte Kirche, auf deren Grund der Baum steht, hat im letzten Jahr beschlossen, den Baum zu fällen. Die Tanne ist in schlechtem Zustand. Schuld daran ist der Borkenkäfer, der bereits einen grossen Teil des Stamms angegriffen hat.
Schon bald klettert ein Forstarbeiter auf den Baum und sägt ein Stück davon ab, während der Berufsverkehr weit unter ihm jeweils für eine kurze Zeit gestoppt wird. Ein Pneukran hievt danach das abgesägte Holz auf den Vorplatz.
Ein letztes Erinnerungsfoto
Das kurze Spektakel bleibt von den meisten Passantinnen und Passanten unbemerkt. Eine Frau mit ein paar Kindern im Schlepptau macht von Weitem ein Erinnerungsfoto. «Wir sind alle sehr traurig. Der Baum wird uns fehlen», sagt die Fällanderin. Die Kinder winken demonstrativ Richtung Baum und rufen: «Tschüss, Baum!»
Es ist eine traurige Arbeit.
Anita Trottmann
Kirchenpflegemitglied
Derweil entfernen auf dem Vorplatz Forstarbeiter die Äste des abgeschnittenen Stamms und befreien den Baum von der Weihnachtsdekoration. Die Lichterkette blieb bis zum Schluss am Baum hängen. Weil sie kaputt war, verzichteten Kirche und Gemeinde zuletzt auf ein aufwendiges Abhängen in luftiger Höhe.
Kirchenpflegemitglied Anita Trottmann hilft mit und löst die Lichter vom Stamm. «Es ist eine traurige Arbeit», sagt sie. «Ein erster Abschied vom Baum war, als wir im letzten Jahr auf die Beleuchtung verzichten mussten. Nun ist der Abschied endgültig geworden.» Mit der Fällung verschwinde ein Fällander Wahrzeichen.
Freude über freie Aussicht
Anwohner Roland Attinger, der neben dem Verkehrskreisel beobachtet, wie der Baum Stück für Stück kleiner gesägt wird, siehts mit gemischten Gefühlen. Einerseits sei es «eine tolle Tanne», die er zur Weihnachtszeit sehr vermissen werde. «Die Beleuchtung hat man bis Schwerzenbach und Greifensee gesehen.»
Anderseits habe er jetzt eine bessere Aussicht. Zudem habe man dem Baum angesehen, dass er krank sei, was auch der Fällander Förster Urs Kunz vor Ort bestätigt. Die Spuren des Borkenkäfers seien deutlich zu sehen.
Mittlerweile ist der einst rund 25 Meter hohe Weihnachtsbaum beinahe weg. Einzig ein dreieinhalb Meter hoher Stamm erinnert noch an ihn. Man habe diesen Abschnitt absichtlich stehen lassen, eventuell wolle die Kirche daraus eine Skulptur schnitzen lassen, sagt Kunz. Daraufhin lässt er von einem Arbeiter noch die Jahrringe zählen. «Die Tanne war rund 70 Jahre alt», sagt er danach.
Jünger und einige Meter kleiner ist die Tanne, die die Kirche als Nachfolgerin auserkoren hat und die schon zu dieser Adventszeit geschmückt werden soll. Sie steht wenige Meter neben dem Stumpf. Die Tanne ist allerdings von anderen Bäumen verdeckt, sodass vom Sternenkreisel aus nur die Spitze zu sehen ist.