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Eine Frau mit Brille spricht am Rednerpult.

Schwingerkönigin Sonia Kälin plädiert dafür, zusammenzuarbeiten statt sich gegeneinander zu stellen. Foto: Christian Iten

1.-August-Feier in Dübendorf

«Vor Ihnen steht eine echte Helvetia»

An der Feier zum 1. August in Dübendorf hielt die mehrfache Schwingerkönigin Sonia Kälin eine nicht alltägliche Rede. Sie sprach über ihre eigene Verwurzelung in der Schweiz und rief zu Respekt und Rücksicht untereinander auf.

Schwingerkönigin Sonia Kälin plädiert dafür, zusammenzuarbeiten statt sich gegeneinander zu stellen. Foto: Christian Iten

Veröffentlicht am: 02.08.2023 – 15.43 Uhr

Obwohl es kurz vor Öffnung der Festwirtschaft nochmals heftig regnete, füllte sich das Festzelt auf dem Stadthausareal von Dübendorf ganz ordentlich. Nur ein paar Bänke vorne bei der Bühne waren nicht vollständig besetzt. Damit waren der Einladung der Stadt und des Verschönerungsvereins Dübendorf (VVD) gemäss Organisatorin Barbara Sturzenegger rund 350 Personen gefolgt.

Nach einem Eröffnungsspiel der Stadt- und Jugendmusik Dübendorf richtete VVD-Präsidentin Tanja Bösch einige Worte zur Begrüssung an die Anwesenden. Bösch strich in ihrer Kurzansprache die Bedeutung der Freiwilligenarbeit hervor und lud dazu ein, dass sich jeder selber im kulturellen Bereich oder für das Allgemeinwohl engagieren solle.

Danach bot der Jodelclub Schwyzerhüsli zwei traditionelle Gesangseinlagen, wovon das zweite Lied der «Wyberhagge-Jutz» war. Dies zur Begrüssung der offiziellen 1.-August-Rednerin Sonia Kälin, der Schweizer Schwingerkönigin von 2012 und der Jahre 2015 bis 2017.

Doch bevor das Rednerpult diesem prominenten Gast freigegeben wurde, ergriff auch der Dübendorfer Stadtpräsident André Ingold (SVP) das Wort: «Der 1. August steht unter dem Zeichen von Freiheit, Unabhängigkeit und Solidarität.» Der Bundesfeiertag sei ein Anstoss dafür, auch anders gelagerte Meinungen anzuhören und Kompromisse zu finden.

Schwingerkönigin berichtet aus eigenem Leben

Sonia Kälin bot keine klassische Rede zur Geschichte der Schweiz oder zu den politischen Grossereignissen der Zeit. Vielmehr berichtete sie aus ihrem eigenen Leben und über ihre starke Verwurzelung in der Schweiz. Sie erzählte zum Beispiel über ihre Kindheit auf einem abgelegenen Bauernhof, wo sie im Kontakt mit den Tieren und der Natur aufwuchs. «Ich habe gelernt, dass das Leben in der Familie nur funktioniert, wenn alle mithelfen», sagte Kälin. Ein Prinzip, das auch im Grossen für die gesamte Gesellschaft gelte.

Ab dem Alter von 9 Jahren lernte Sonia Kälin das Spiel auf dem Schwyzer Örgeli. Und musste hart üben dafür. Als Höhepunkt ihrer Musikkarriere durfte sie an den 1.-August-Feierlichkeiten auf der Schweizer Botschaft in Moskau aufspielen. «Sie sehen, vor Ihnen steht sozusagen eine echte Helvetia.»

Respekt und Würde beim Schwingen

Zum Schwingersport kam Kälin durch ihren Vater. «Vor und nach dem Kampf gibt man sich die Hand, und der Gewinner wischt dem Verlierer das Sägemehl vom Rücken», sagte die vierfache Schwingerkönigin. «Es zeigt, schon unsere Vorfahren waren Vorreiter, was Respekt und Würde dem Gegenüber anbelangen.»

So richtig gepackt hat es Sonia Kälin im Alter von 16 Jahren. Sie hatte so viel Freude am Sport, dass sie sich vornahm, Schwingerkönigin zu werden. Und nach 10 Jahren hartem Training hatte es dann tatsächlich geklappt.

Trotz Rechenschwäche Engagement beim Fernsehen

Doch Kälin machte sich auch abseits des Sägemehls einen Namen. Nur drei Wochen nach ihrem Rücktritt aus dem Schwingersport sei das Schweizer Fernsehen auf sie zugekommen und habe sie zu einem Casting als Schiedsrichterin für den «Donnschtig-Jass» eingeladen.

Sie hielt es zunächst für einen Scherz. «Alle wussten, dass ich zwar Lehrerin bin, aber ausserordentlich schlecht rechnen kann», verriet die Familienfrau aus Giswil im Kanton Obwalden. Sie erhielt den Job und durfte von da an die Schweiz dank den Jass-Sendungen in den verschiedensten Orten von deren schönster Seite kennenlernen.

«Was wäre ich wohl ohne die Schweiz?», war die Kernfrage der Rede von Sonia Kälin, die sie immer wieder zwischen die einzelnen Passagen einflocht. Sie betonte zum Schluss, wie gut wir es in der Schweiz haben und welche Vorzüge das Land hat.

Es sei die Aufgabe für alle, Rücksicht aufeinander zu nehmen und miteinander zu reden, sagte Kälin. «Reich und Arm, Stadt und Land, Alt und Jung, Klimakleber oder Ferienflieger – das sollte sich nicht konkurrenzieren, sondern einander ergänzen und weiterbringen.»

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