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Ein Mann montiert eine kleine Metallkonstruktion in einem Schacht.

Mitarbeiter des städtischen Tiefbauamts montieren in Gockhausen eine Rettungsleiter für Frösche. Foto: David Marti

Projekt in Dübendorf

Eine Rettungsleiter für todgeweihte Hüpfer

Damit Frösche und andere Tiere nicht in Abwasserschächten verenden, lässt die Stadt Dübendorf in Gockhausen kleine Klettergerüste montieren.

Mitarbeiter des städtischen Tiefbauamts montieren in Gockhausen eine Rettungsleiter für Frösche. Foto: David Marti

Veröffentlicht am: 14.07.2023 – 08.54 Uhr

Strassen sind für Frösche Todeszonen, auf viel befahrenen Strecken wird so manches Tier unter Autoreifen zerquetscht.

Weniger im Fokus vieler Naturschützer und Tierliebhaber sind die Abwasserschächte. Doch an der Oberen Geerenstrasse in Gockhausen widmen sich diese Woche ein paar Mitarbeiter der Abteilung Tiefbau der Stadt Dübendorf genau diesem Problem.

Wir bekommen immer wieder Meldungen aus der Gockhauser Bevölkerung, die ertrunkene oder verendete Tiere entdeckte.

Marco Forster

Projektleiter Stadtplanung

Sie installieren dort Ausstiegshilfen für die Tiere. Amphi Climb heisst das Ding – eine 15 Zentimeter breite Schiene aus Edelstahl und darüber ein schwarzes Band mit Kunststofffasern, auf der die Tiere bis zum Schachtdeckel emporklettern können. «Krallmatte» nennen die Verantwortlichen den Überzug, der auch bei der Begrünung von Böschungen eingesetzt wird.

27 Schächte lässt die Stadt Dübendorf mit den kleinen Klettergerüsten bestücken. Marco Forster, Projektleiter Stadtplanung, sagt vor Ort: «Im Frühling und Herbst queren hier viele Frösche die Strasse. Dank Tempo 30 entkommen sie meist dem Tod durch Überfahren.» Doch bei der Kanalreinigung entdeckten die Facharbeiter der Unterhaltsdienste immer wieder tote Tiere. Nicht nur Frösche, auch Mäuse, Blindschleichen oder Käfer.

Auch Blindschleichen schlängeln in die Freiheit

Mitentwickelt hat die Ausstiegshilfe die Wetziker Firma Crea Natura. Geschäftsführer Dominik Scheibler ist heute persönlich hier, um gemeinsam mit den städtischen Arbeitern die ersten zu montieren.

Eineinhalb Meter ist die erste Kletterbahn lang, die in einem steilen Winkel vom Grund des Schachts bis unter den Deckel reicht. Oben angekommen, haben die Amphibien ein kleines Podest, um sich auszuruhen. Danach müssen sie auf dem Weg in die Freiheit nur noch die Schlitze des Kanaldeckels passieren.

Scheibler sagt, dass sich das System andernorts schon bewährt habe. «In der schwarzen Drainagematte können sich sogar Blindschleichen und Regenwürmer emporschlängeln.»

Teuer, aber widerstandsfähig

Die Edelstahlschienen würden das Produkt zwar teuer machen, aber eben auch langlebig. Denn andere Metalle oder Materialien würden vom Abwasser mit der Zeit zerfressen.

Gemäss Marco Forster bezahlt die Stadt für die 27 Ausstiegshilfen in Gockhausen knapp 7000 Franken. Nicht einberechnet ist dabei der Montage-Aufwand für die Mitarbeiter der Tiefbauabteilung. Eine Investition, die sich auszahle, ist Forster überzeugt. «Wir bekommen immer wieder Meldungen aus der Gockhauser Bevölkerung über verendete Tiere. Der bessere Schutz insbesondere von Amphibien liegt vielen Bewohnenden am Herzen.»

Scheibler weist auf Erfahrungen in anderen Gemeinden hin, etwa in Wetzikon. «Allein dort habe ich jeweils im Frühling 80 bis 100 Tiere in 18 Schächten gefunden. Dazu kommen noch die ungezählten Tiere, die im Herbst unterwegs sind», sagt er. Hier im Amphibieneinzugsgebiet in Gockhausen seien es wahrscheinlich noch mehr.

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