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Ein Blässhuhn im Wasser.

Sieht dieses Blässhuhn einen Menschen, steigt es auch mal aus dem Wasser, um nach Essen zu betteln. Foto: David Marti

Spurensuche im Erholungspark

Im Griespark betteln Hühner und schwimmen exotische Schildkröten

Ernst Kistler vom Naturschutzverein Iglu kennt den Volketswiler Griespark und dessen Bewohner bestens. Die exotischen Tiere hätte er zwar lieber nicht hier, doch über einen anderen Überraschungsgast freut er sich ungemein.

Sieht dieses Blässhuhn einen Menschen, steigt es auch mal aus dem Wasser, um nach Essen zu betteln. Foto: David Marti

Veröffentlicht am: 12.07.2023 – 11.07 Uhr

Im Volketswiler Griespark sagen alle Hallo. Die Joggerin, der Hündeler und das junge Blässhuhn, das sich bis an die Füsse des Besuchers wagt. Ernst Kistler, Co-Präsident der Interessengemeinschaft für Lebensraum und Umwelt (Iglu), kennt die Zutraulichkeit der Tiere. «Es gibt Leute, die Blässhühner füttern. Das ist unnötig, denn hier finden sie reichlich Nahrung.»

Für Flora und Fauna sind solche Aussetzungen ein Risiko.

Ernst Kistler

Co-Präsident der Interessengemeinschaft für Lebensraum und Umwelt (Iglu)

Neben den Rufen der bettelnden Blässhühner dominiert das Gequake im Park. Meistens komme es von den Wasserfröschen, aber auch von Seefröschen, sagt Kistler. Letztere sehe er hier nicht besonders gerne, weil sie ziemlich gross seien und kleinere Frösche frässen.

Im Teich schwimmen viele Goldfische. «Die hat wohl jemand ausgesetzt.» Auch Bilder von Schildkröten posten die Volketswiler immer mal wieder in den sozialen Medien.

Kistler hat schon solche Exemplare im Griespark gesehen. Es handle sich meist um Rotwangenschildkröten. Und auch die sieht er hier nicht so gerne, denn: «Die exotischen Tiere verdrängen in der freien Natur die europäische Sumpfschildkröte.» Im Griespark komme es allerdings nicht zu einem solchen Konflikt, weil es hier kein natürliches Vorkommen einheimischer Schildkröten gebe.

Kanton warnt vor Schildkröten und Goldfischen

Ausgerechnet Goldfische und Rotwangenschildkröten. Denn der Kanton hatte in einer kürzlich publizierten Medienmitteilung verlauten lassen: «Ausgesetzte Goldfische oder Rotwangen-Schmuckschildkröten fressen ganze Weiher leer und bedrohen damit seltene Amphibien- und Insektenarten.»

Auch Kistler sieht es als ein Problem, wenn Menschen nicht heimische Arten aussetzen. «Für Flora und Fauna sind solche Aussetzungen ein Risiko. Es ist meist nicht abschätzbar, wie die Natur darauf reagiert.» Bis anhin gebe es jedoch keine negativen Auswirkungen im Griespark.

Ha! Hier haben wir einen Überraschungsgast.

Ernst Kistler

Co-Präsident der Interessengemeinschaft für Lebensraum und Umwelt (Iglu)

Im Gegenteil: Dank dem gezielten Anlegen von Magerwiesen gebe es unter anderem Witwenblumen, Glatthafer, Klappertopf, Echtes Labkraut oder in Uferbereichen Breitblättrigen Rohrkolben. Dies seien Zeugen eines vielfältigen Pflanzenreichs. Auf ein solches sei etwa der Stieglitz angewiesen.

Schlange und Libellen

Weil es im Park viele verschiedene Pflanzenarten gibt, haben unterschiedlichste Insektenarten Nahrung. «Ein Kollege von mir hat hier 27 verschiedene Libellenarten beobachtet.» Und Reptilien gibt es offenbar ebenfalls. Er selber habe schon eine Ringelnatter gesehen. «Logisch, wo es so viele Frösche hat, ist auch eine Ringelnatter nicht weit.»

Plötzlich hält Kistler inne und schaut durch seinen Feldstecher. «Ha! Hier haben wir einen Überraschungsgast.» Er meint einen Vogel, der soeben in der Nähe gelandet ist.

«Das ist ein Watvogel. Warten Sie, schreiben Sie es noch nicht auf … Doch, es ist einer, ein Bruchwasserläufer!» Der Vogel halte sich gerne im Uferbereich auf. «Mit seinen langen Beinen und dem langen Schnabel stochert er im Matsch, um Nahrung zu finden.» Dieser Watvogel sei wahrscheinlich bereits ein erster Durchzügler.

Katze entdeckt Goldfische

Mittlerweile stolziert eine Katze mit einem Glöckchen um den Hals über die Holzbrücke. Von den Menschen nimmt sie nur wenig Notiz. Viel spannender findet sie die Goldfische, die sie unter dem Brückengeländer erspäht.

Ernst Kistler ist zufrieden, was er heute sieht. «Der Griespark macht sich gut. Klar, dass ist hier weder unberührte Natur noch ein Naturschutzgebiet, aber das soll es ja auch nicht sein.» Schliesslich habe man den Park zur Erholung für die Bevölkerung gebaut.

Die Bäume würden für seinen Geschmack etwas zu langsam wachsen, was aber mit dem Magerboden erklärbar sei, und: «Ein bisschen viel Seerosen hat es hier. Ein paar davon könnten sicher entfernt werden, damit nicht bald das ganze Gewässer überwuchert ist.»

Mehlschwalben wollen nicht

Kistler wirft auch immer mal wieder ein Auge auf ein Projekt seines Vereins, das bis heute noch nicht den gewünschten Effekt erzielt hat. Der Verein Iglu wollte nämlich vor etlichen Jahren eine Mehlschwalbenpopulation ansiedeln. Doch der Vogelunterstand, der aussieht wie ein Sonnenschirm an einem Ferienstrand, vermag die Schwalbenart noch nicht anzulocken.

Diese sei in Volketswil einst häufig anzutreffen gewesen, aber wegen des enormen Wachstums und der verlorenen Nistmöglichkeiten weitgehend verschwunden. «Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich der Brutplatz doch noch bewährt.»

Dann nähert sich ein älteres Ehepaar dem Teich, und sofort ist eine Blässhuhnfamilie da. Die Frau schleudert aus einem Sack Brotkrumen über die Vögel. Ernst Kistler lacht. «Klar, dass die Blässhühner so den Kontakt zu den Menschen suchen. Bequemlichkeit kommt auch in der Natur vor.»

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