Als Leserin Johanna K. * kürzlich mit ihren beiden Enkeln die Badi Waldacher in Volketswil besuchte, fiel sie fast vom Hocker. «Für eine Portion Pommes haben wir Fr. 9.50 gezahlt, für eine Wasserglace 4 Franken.»
Insgesamt habe sie 50 Franken nur für Essen und Getränke ausgegeben. Dazu kommt der Eintritt von 7 Franken für Erwachsene und 4 Franken für Kinder. «Das ist doch gestört.»
Reklamation von Veganer
Das Waldacher in Kindhausen sei eine Familienbadi, sagt Johanna K. «Jemand, der hier täglich mit seinen Kindern hinkommt, kann sich nicht jeden Tag eine Glace leisten.» Da die Badi nicht privat ist, sondern der Gemeinde gehört, hat sie für die Preise noch weniger Verständnis.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Badi Waldacher für Schlagzeilen sorgt. Vor drei Jahren nervte sich ein Besucher über das in seinen Augen mickrige vegane Angebot. «Das ist nicht viel besser geworden», sagt er heute. «Es fehlt den Verantwortlichen einfach an Phantasie und Innovation.»
Auch ihm sind die neuen Preise aufgefallen. «Glace kaufen wir höchstens ab und zu für die Kinder, sonst nehmen wir unser Essen selbst mit.»
Die beiden sind nicht die Einzigen, die sich über das Essensangebot und die Preise enervieren. Das zeigt der Blick in die Google-Rezensionen der Badi Waldacher.
«Das Schwimmbad ist sehr schön», steht da beispielsweise. «Jedoch ist das Restaurant inklusive Personalfähigkeit, Qualität des Essens und die mickrigen Portionen für viel Geld eine grosse Enttäuschung.» «Preise der Menüs sind etwas teuer» und «Das Essen ist leider übel. Und das Personal raucht lieber, statt zu bedienen» sind zwei weitere Kommentare von dieser Saison.
Heinz Allmann bezeichnet diese Kritiken als ungerechtfertigt. Er ist Geschäftsführer der All-Time GmbH, die Pächterin der Badi-Restaurants in Volketswil, Winterthur-Wülflingen sowie Seuzach ist.
Sieben Jahre lang habe er immer die gleichen Preise gehabt. Leider hätten sich die Zeiten geändert – davon seien auch die Badis betroffen. «Wir waren vorher eher etwas zu günstig. Wegen der allgemeinen Teuerung muss ich nun für wenige Artikel etwas mehr verlangen.» So hätten sich die Kosten für Speiseöl und Einweggeschirr verdoppelt. «Ausserdem zahle ich überdurchschnittlich gute Löhne.»
Die Preise sind laut Allmann vorgängig mit der Gemeinde abgesprochen worden. «Ich versuche immer noch, die Produkte zu familienfreundlichen Preisen anzubieten. Wir hoffen, in den nächsten Jahren keine Erhöhung mehr vornehmen zu müssen.»
Auch positive Stimmen
Direkt in der Badi habe sich niemand über die Preise beschwert. «Im Gegenteil, die Leute loben unser gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und haben Verständnis.»
So stünden bei den Pommes frites kleine und grosse Portionen zur Verfügung, Ketchup und Mayo seien im Preis inklusive. Die Salate würden täglich frisch zubereitet, und der Kaffee sei nicht irgendwelche Billigware.
«Das muss man bei dieser Kritik alles auch berücksichtigen.» Ausserdem gebe es diverse Treuekarten. «Nach zehn Kaffees gibt es beispielsweise den elften gratis», sagt Allmann.
Tatsächlich hat es bei Google auch positive Rezensionen über das Gastro-Angebot – die meisten stammen allerdings noch vom letzten Jahr.
Niemand sei gezwungen, die grosse Wasserglace für 4 Franken zu kaufen. «Als Alternative stehen ein Rakete für 2 Franken oder ein Winnetou für 3 Franken zur Verfügung.»
Laut Allmann besuchen an einem Wochenendtag bis zu 4500 Menschen die Badi Waldacher. «Es ist sehr schwierig, es allen recht zu machen. Wir versuchen es aber täglich.»
Preise im oberen Segment
Ein Vergleich mit anderen Badis und ein Augenschein vor Ort zeigen: Die Preise im Waldacher sind nicht völlig fernab, bewegen sich für eine Badi aber schon eher im oberen Segment. Die günstigsten Angebote für je 7 Franken sind Riesencervelat, Bratwurst, Chnoblibrot und eine kleine Portion Pommes frites mit Ketchup.
In Dübendorf kosten die Pommes Fr. 5.50, im Dorfbad Uster Fr. 6.50. Ein Salatteller mit Ei kostet im Waldacher 18 Franken, in Pfäffikon gleich viel, in der Seebadi Uster Fr. 15.50.
Eins zu eins vergleichen lassen sich die Preise jedoch wegen möglicherweise unterschiedlicher Portionengrösse kaum. Bei veganen Angeboten besteht in Volketswil wie in vielen anderen Badis noch Luft nach oben.
*Name von der Redaktion geändert