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Eine Frau kauert auf einer Wiese neben einem Kühlschrank.

«Ich bin eine entschlossene Person mit Helfersyndrom»: Angela Liotta mit Lebensmitteln für armutsbetroffene Personen. Foto: Fabienne Würth

Madame Frigo

Ein Kühlschrank mit Gratis-Lebensmitteln

Seit Anfang Juni steht ein öffentlicher Kühlschrank bei der Zwicky-Fabrik. Wer gut erhaltene Lebensmittel nicht mehr gebrauchen kann, darf diese dort abgeben.

«Ich bin eine entschlossene Person mit Helfersyndrom»: Angela Liotta mit Lebensmitteln für armutsbetroffene Personen. Foto: Fabienne Würth

Veröffentlicht am: 29.06.2023 – 09.02 Uhr

«Jetzt habe ich gerade sechs Donuts im Madame Frigo deponiert», sagt eine Passantin lachend zu Angela Liotta, während sie an diesem Samstagmorgen über das Areal bei der Zwicky-Fabrik in Fällanden spaziert.

Liotta freuts. Tatsächlich kommt Madame Frigo gut an. Auch auf Facebook hatte sie schon kurz nach dem ersten Post zum Thema über 90 Likes.

Madame Frigo ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Luzern, der sich seit sieben Jahren mit öffentlichen Kühlschränken gegen Food-Waste einsetzt.

Dabei ist die Organisation auf die Mithilfe von Einzelpersonen angewiesen, die die Kühlschränke aufstellen – schweizweit sind es bis heute 123 Geräte. Seit Anfang Juni nun auch an der Wigartenstrasse 13 in Fällanden.

Das Prinzip ist denkbar einfach: Überschüssige Lebensmittel, die noch geniessbar sind, können im knallgelben Kühlschrank deponiert und von anderen Personen kostenlos bezogen werden. Ausgenommen sind Alkohol, Fleischwaren, Fisch und bereits verarbeitete oder geöffnete Produkte.

«Man kann also nicht den Rest Bolognese-Spaghetti hineinstellen, weil das den Lebensmittel- und Hygieneverordnungen widerspricht», sagt Angela Liotta.

Das eine ergab das andere

Die Idee, in Fällanden einen öffentlichen Kühlschrank aufzustellen, setzte sich für Angela Liotta wie ein Puzzle zusammen. Einerseits engagiert sie sich im Verein Aufgetischt statt Weggeworfen, der jeweils am Montagabend in der Zwicky-Fabrik gespendete Lebensmittel von Grossverteilern an armutsbetroffene Menschen weitergibt.

Andererseits organisierte sie kürzlich ein Catering für rund 700 Personen und sah sich mit der Frage konfrontiert, was mit den übrig gebliebenen Lebensmitteln passieren sollte.

Dabei stiess sie auf das Projekt von Madame Frigo. Sie sei eine entschlossene und engagierte Person mit Helfersyndrom, sagt Angela Liotta über sich selber und lacht ihr ansteckendes Lachen.

So hat sie schon während der Pandemie Einkäufe für ältere Personen erledigt oder in dieser schwierigen Zeit Familien entlastet, indem sie deren Hunde ausführte. «Darum habe ich kurzerhand die Gemeinde Fällanden kontaktiert und gefragt, ob Interesse an einem Madame Frigo besteht.»

Wie es der Zufall wollte, hatte sich nur einen Tag zuvor eine Dame gemeldet und der Gemeinde eine grössere Spende für ein gemeinnütziges Projekt in Aussicht gestellt – Madame Frigo kam da wie gerufen.

Standort bewusst gewählt

Für den Standort beim Zwicky-Areal hat man sich nach einer intensiven Evaluation entschieden, weil dieser zentral liegt und mit dem ÖV, dem Auto und zu Fuss gut erreichbar ist.

Sie sei keineswegs naiv an das Projekt herangegangen, sagt Angela Liotta. «Wir haben in mehreren Sitzungen mit der Gemeinde auch besprochen, welche Probleme es geben könnte – etwa, wenn Abfall oder Unrat im Kühlschrank deponiert werden oder jemand ungeniessbare Lebensmittel hineinlegt.»

Die Lösung: Ein Asylsuchender betreut den Kühlschrank, reinigt ihn mehrmals in der Woche und kontrolliert den Inhalt. Liotta unterstützt ihn dabei.

Evaluation nach drei Monaten

Sie hofft nun, lokale Geschäfte zur Nutzung des Kühlschranks motivieren zu können. Falls es nach der Verteilung der Lebensmittel durch den Verein Aufgetischt statt Weggeworfen Reste gibt, werden auch diese im Kühlschrank deponiert.

Nach einer Testphase wird das Projekt ausgewertet. Sollte das Projekt nicht funktionieren, wird der Kühlschrank retourniert. Im Moment sieht es aber ganz danach aus, als wäre aufgrund der positiven Rückmeldungen Potenzial für einen weiteren Madame Frigo in Fällanden vorhanden.

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