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Jugendliche spielen Streetsoccer gegen Dübendorfer Politiker auf dem Leepünt-Areal.

Gemeinderatspräsidentin Cornelia Schwarz wird von einem Jugendlichen ausgetrickst. Foto: David Marti

Streetsoccer in Dübendorf

Kämpfende Politiker unterliegen tänzelnden Jugendlichen

Dübendorfer Politikerinnen und Politiker duellierten sich im Streetsoccer mit Jugendlichen. Parlament und Regierung mussten Dreck fressen und Wunden lecken, schlugen sich aber achtbar.

Gemeinderatspräsidentin Cornelia Schwarz wird von einem Jugendlichen ausgetrickst. Foto: David Marti

Veröffentlicht am: 19.06.2023 – 14.04 Uhr

Als ein Jugendlicher auf dem Streetsoocer-Feld den Ball Vollspann an die Latte ballert und diese gewaltig zum Scheppern bringt, zucken mehrere Politiker zusammen. Vielleicht beschleicht den einen oder die andere ein mulmiges Gefühl, dass es auf dem 12 mal 18 Meter grossen Feld auf der Leepünt-Wiese in Dübendorf härter zur Sache gehen könnte als erwartet. Es sollte auch so kommen.

«Political Streetness» heisst der Anlass, der von der Jugendkommission und dem Dübendorfer Gemeinderat vor einem Jahr ins Leben gerufen wurde und am Freitagabend zum zweiten Mal stattfindet.

Fünf Mannschaften aus je drei Spielerinnen und Spielern aus der Politik stehen ebenso vielen Jugendmannschaften gegenüber. Wobei die eine oder andere kurzfristige Absenz – man kennt es ja aus dem Parlament – die Anzahl der Teams schrumpfen lässt.

Kurzer Prozess mit Frauenteam

Zu einem reinen Frauenteam werden Gemeinderätin Flavia Sutter (Grüne), Primarschulpräsidentin Susanne Hänni (GEU/GLP) und Gemeinderatspräsidentin Cornelia Schwarz (SVP) eingeteilt. Letztere ist der festen Überzeugung, dass ihr Team als Erstes ausfällt und sie das Geschehen entspannt von den Zuschauerbänken aus betrachten kann.

Kommt, einen machen wir noch!

Cornelia Schwarz (SVP), Gemeinderatspräsidentin

Auf dem Platz zeigt Schwarz dann aber ein anderes Gesicht und führt auch mal vehement den Sturm an. Die Jugendlichen haben aber wenig Gnade mit dem Frauenteam und schiessen eine Bude nach der anderen, während der eigene Goalie gelangweilt am Torpfosten lehnt.

Als dann einer von ihnen zu jonglieren beginnt, sagen die drei Frauen zueinander: «Die verarschen uns doch!» Cornelia Schwarz ruft kurz vor Ende der vierminütigen Spielzeit zur Schlussoffensive: «Kommt, einen machen wir noch!» Doch das Team geht mit 5:0 unter.

Gemeinderat Rafa Tajouri (FDP), der als einer der wenigen mit Schienbeinschonern spielt, hat schon nach dem zweiten Match Rasenflecken an Hosen und Shirt. Kollege Julian Croci (Grüne), der in einer anderen Mannschaft tschuttet, legt sich auch das eine oder andere Mal der Länge nach hin.

Seid fair mit den Älteren!

André Ingold (SVP), Stadtpräsident

Croci ist beinahe als einziger Politiker in einem Fussballtrikot unterwegs. Er trägt die Farben der deutschen Nationalmannschaft. Und in bester Mario-Basler-Manier geht er abseits des Platzes eine Zigarette knarzen. 

Politiker muss untendurch

Sein Mitspieler Rico Eberle (GEU/GLP) hat sich bereits nach kurzer Spielzeit ein blutiges Knie nach einem Rencontre mit einem Jugendlichen geholt. Dabei hat Stadtpräsident André Ingold (SVP) in seiner Ansprache vor dem Turnier noch an die Jungen appelliert: «Seid fair mit den Älteren!»

Eberle verliert dabei auch noch gleich seine Schuhsohle – und zwar ausgerechnet die linke. Doch der Mitte-links-Politiker lässt sich davon nicht beeindrucken, und sein Team mit Croci und Sandro Bertoluzzo (FDP) schlägt sich gut. Insbesondere mit dem 4:0 gegen die Mannschaft um Rafa Tajouri, Stadtrat Dominic Müller (Die Mitte) und dessen Sohn verschafft sich das Trio Respekt.

Respektvoll zeigen sich auch die Jugendlichen. Keiner scheint von Verwandten aufgehetzt in die Zweikämpfe zu gehen. Kein «Zeig dem Grünen doch mal, was wir von seiner Idee des Mehrweggeschirrs bei Anlässen halten». Oder kein «Demonstrier der SVP doch mal, wie weh ein Zusammenstoss mit über Tempo 30 tut.»

Ein schlimmer Zwischenfall ereignet sich dennoch. Stadtrat Ivo Hasler (SP) verletzt sich ohne Fremdeinwirkung am Bein. Seine Kolleginnen und Kollegen kümmern sich rührend um ihn. Hasler wird unter Genesungswünschen von Cornelia Schwarz ins Spital gefahren.

Ohne Ratssekretärin gehts nicht

Mit zunehmender Dauer des Turniers sind Rochaden in den Teams keine Seltenheit mehr. Flavia Sutter spielt inzwischen in zwei Aufstellungen und muss auch mal zweimal hintereinander ran. «Du magst jetzt nicht schon wieder spielen, oder?», fragt Susanne Hänni. Sutter winkt ab: «Kein Problem, ich stand doch vorhin nur im Goal.»

Ratssekretärin Edith Bohli sorgt für einen verzögerungsfreien Turnierverlauf, indem sie etwa als Ballmädchen amtet. Wie im Ratsbetrieb behält sie auch hier den Überblick und weiss, wer sich an die Empfehlung der Organisatoren gehalten und mit einem kurzen Lauf aufgewärmt hat. Natürlich sind es die Streberinnen Sutter, Hänni und Schwarz.

Wie die Titelansprüche verteilt sind, ist abseits des Platzes zu beobachten. Während die Mannschaften der Jugendlichen vom Finaleinzug reden, wird aufseiten der Politiker bald übers Essen gesprochen, das es hinterher noch gibt.

Politik im Halbfinal

Stadtrat Dominic Müller muss zwar am heutigen Tag erkennen, dass er kein Kopfballungeheuer ist, dafür ist er aber beim Anfeuern am Spielfeldrand eine Instanz: «Gebt mal Gas, Politiker!» Auch ein Jugendlicher feuert die Gemeinderäte auf dem Platz an und muss sich prompt bei seinen Altersgenossen rechtfertigen. «Ich bi für d Stadt», sagt der Junge.

Ambitioniert unterwegs ist das Team mit den Gemeinderäten Roger Gallati (FDP), Marco Lang (Die Mitte) und Christian Meyer (GEU/GLP). Gallati hat zwar schon nach dem ersten Match bemerkt: «Vier Minuten sind huere lang.» Steht nun aber dennoch einigermassen frisch im Halbfinal.

Dort legt auch Mitte-Gemeinderat Lang seine Zurückhaltung ab und hämmert den Ball mit seinem Rechten Richtung Goal – oder wars der Linke? Fürs Final reichts ihm aber nicht. «Jetzt haben wir gerade ein Spiel verloren», sagt er einem Bekannten, worauf dieser antwortet: «Wie, gegen die Kleinen?»

Weil sein Team gleich im Anschluss um Platz drei spielen muss, bittet Gallati um eine Pause. Das zahlt sich aus – sie gewinnen den Match, und der FDP-Gemeinderat kommentiert: «Ehre des Gemeinderats mit einem Sieg im kleinen Final gerettet.»

 

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