nach oben

Anzeige

Gesellschaft
abo
Ein Bagger reisst die Fassade eines Hauses ein.

Das Rinoldihaus wurde 1908 erbaut – in ein paar Tagen wird davon nichts mehr zu sehen sein. Foto: Thomas Bacher

Gewalt statt Magie

Bagger bringt Haus des Zauberers zu Fall

Es war Café, Konzertlokal, Zaubereratelier und dann jahrelang Abbruchobjekt – diese Woche nun begann der Abriss des Rinoldihauses. Aber nicht ohne eine letzte Würdigung.

Das Rinoldihaus wurde 1908 erbaut – in ein paar Tagen wird davon nichts mehr zu sehen sein. Foto: Thomas Bacher

Veröffentlicht am: 15.06.2023 – 15.57 Uhr

Am Sonntagmorgen war es plötzlich da, das grosse Grafitto an der Fassade des in die Jahre gekommenen Gebäudes an der Usterstrasse 10. «Ein letzter Trick» stand da auf der einen Seite, «Rinoldi» auf der anderen. Dazu ein Magier mit Zauberstab und ein Hase, der aus einem Zylinder guckt.

Der Bezug ist klar: In dem Haus hatte der legendäre, 2008 verstorbene Dübendorfer Zauberer Arnold Durrer alias Rinoldi während Jahren sein Atelier. Deshalb kennen viele Dübendorfer das Gebäude nur als Rinoldihaus.

Hinter der mitternächtlichen Guerilla-Aktion steht «86 %», gemäss einer gut unterrichteten Quelle ein «uraltes Künstlerkollektiv», bestehend aus Sprayern, die vor Jahrzehnten in der Stadt aktiv waren. Beim Graffito handle es sich um eine Würdigung des Dübendorfer Zauberers.

Plane schützt Stadthaus

Mittlerweile ist von der magischen Street-Art nichts mehr zu sehen, sie ist hinter dem Sichtschutz rund um die Baustelle verschwunden. Nach Abschluss der Vorbereitungsarbeiten begann der Bagger am Mittwoch mit dem Abbruch der Liegenschaft. Damit das gleich daneben liegende Stadthaus nicht beschädigt wird, wurde mittels Pneukran eine riesige, reissfeste Plane hochgezogen.

Eigentlich hätte das 1908 erbaute Haus schon vor Jahren abgerissen werden sollen. Doch während die anderen Gebäude und Einstellhallen auf dem Leepünt-Areal verschwanden, bekam das vom Stadthaus als Abbruchobjekt deklarierte Rinoldihaus wiederholt einen Aufschub. Politiker und Nutzer hatten sich vehement gegen einen «Abbruch auf Vorrat» gewehrt, wie sie es nannten.

Und so konnten die Holz- und Töpferwerkstatt sowie das Kunstatelier erst einmal bleiben. Zudem zog der soziale Mittagstisch Subito ins Märtkafi ein, wo bis vor gut einem Jahr auch regelmässig Konzerte stattfanden.

Rettungsversuch scheiterte

Der frühere SP-Gemeinderat Theo Zobrist hatte noch versucht, das Haus an der Usterstrasse 10 zu retten, indem er dessen Schicksal in die Hände des Gemeinderats legen wollte. Doch der hatte kein Interesse und versenkte den Vorstoss.

Aktuell ist beim Stadtrat eine Anfrage von Patrick Jetzer hängig, in der der Aufrecht-Politiker Details zur Planung und Finanzierung des Abbruchs wissen will. Die Beantwortung hat nun in einem gewissen Sinn der Bagger vorgenommen.

Gemäss Plan sollte der Rückbau am 6. Juli beendet sein. Vorgesehen ist gemäss Stadt «eine sanfte Zwischennutzung» mit Bepflanzung, Durchgangswegen und Kiesflächen. Der Platz soll so gestaltet werden, dass er für mobile temporäre Einrichtungen wie Festzelt oder Gastrobetrieb nutzbar ist.

Zwischennutzung deshalb, weil der Stadtrat auf dem Areal eine Überbauung realisieren will. Die Pläne dafür haben zuletzt aber merklich an Fahrt verloren.

Anzeige

Anzeige