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Seniorinnen in Rollstühlen werden von Zivilschützern geschoben.

Beim Zügeln kommt es auch mal zu Stau. Foto: Lina Vogelsanger

Logistischer Grosskampftag

Wenn ein ganzes Pflegezentrum umzieht

Die Bewohner des Volketswiler Alters- und Pflegezentrums zügeln in den Neubau – eine logistische Herausforderung, die ohne Helfer nicht zu meistern wäre.

Beim Zügeln kommt es auch mal zu Stau. Foto: Lina Vogelsanger

Veröffentlicht am: 25.05.2023 – 15.55 Uhr

Vor dem Eingang des Volketswiler Pflegezentrums In der Au stehen volle Umzugskisten, Rollwagen mit Taschen, einsame Pflegebetten und andere Möbel.

Zwar regnet es an diesem Mittwochmorgen nicht mehr, trotzdem ist der Asphalt zwischen dem neuen und dem alten Gebäude immer noch nass.

Am Eingang zum Neubau warten zwei Zivilschützer, die die Räder der ankommenden Betten und Wagen mit einem Lappen abtrocknen, bevor sie ins Gebäude gerollt werden.

Und gleich daneben, zwischen den beiden grossen Fahrstühlen in der Lobby, sitzt eine Pflegerin geduldig auf einem Stuhl und drückt immer dann auf den Liftknopf, wenn neue Möbel auf sie zurollen.

Aus alt mach neu

«Bei einem so grossen Umzug ist das wichtig», sagt Corine Löffel, Ansprechpartnerin Nachhaltigkeit und Kommunikation bei Leben und Wohnen im Pflegezentrum In der Au. «Da wir nur zwei Fahrstühle für den ganzen Umzug haben, müssen wir das gut koordinieren.»

Was Löffel mit einem «so grossen Umzug» meint: Knapp drei Jahre lang wurde direkt neben dem alten Pflegezentrum ein imposanter Neubau umgesetzt.

Mit dem Projekt «Pflegezentrum In der Au» sollen neue, moderne Zimmer den Bedarf an Pflegeplätzen und Alterswohnungen in Volketswil decken.

An diesem Mittwochmorgen steht nun der Einzug in den Neubau an.

Seit 8.30 Uhr werden Zimmer für Zimmer die Dekorationen, Bücher und Bilder in Kisten verpackt sowie die Pflegebetten und Möbel weggetragen oder -geschoben.

Das Personal des Pflegezentrums zügelt das Mobiliar der Zimmer der insgesamt 53 Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam mit Zivilschützern, Sozialhilfebezügern, freiwilligen Helfern und Angehörigen.

Auch Geschäftsführer Daniel Durrer ist mitten im Geschehen und drückt sich mit einer grossen Zimmerpflanze in einen Lift. «Wir sind gut dabei. Bis jetzt funktioniert alles nach Plan», sagt er, bevor sich die Lifttüren schliessen.

Wohnung aus der Wundertüte

Währenddessen warten die Bewohner der Zimmer bei Kaffee und Kuchen im alten Bistro darauf, ihr neues Zuhause ein erstes Mal zu sehen. «Ich habe keine Ahnung, wie es im neuen Zimmer aussieht», meint eine Bewohnerin im Rollstuhl.

Wegen der Sicherheitsrisiken auf der Baustelle durfte sie den Neubau bisher nicht besuchen. Auch ihr Tischnachbar ist gespannt. «Hoffentlich finde ich nachher mein Zeug in den Kisten wieder», sagt er.  

Kurz nach 10 Uhr ist es dann so weit: Eine erste Gruppe von Seniorinnen und Senioren darf das Bistro verlassen und die neuen Zimmer beziehen.

Zusammen mit Helfern fährt ein Zug von Rollstühlen quer über den Platz ins neue Gebäude. Wieder werden die Räder abgetrocknet, bevor es mit dem Lift in die ersten zwei Etagen geht.

«Herzlich willkommen»

Oben angekommen ist es immer noch ruhig. Erst wenige Zimmer sind bezogen, die meisten sind noch leer und abgeschlossen. Doch schon im Flur lässt sich erkennen, was eine Bewohnerin später bestätigt: «Alles sehr modern hier.»

An den Wänden im Gang sind Tausende kleine, bunte Fliesen angebracht. Und Lampen mit grossen, runden Schirmen, die sich beim Nähern von selbst einschalten, hängen in jedem Raum von der Decke.

In den zukünftigen Aufenthaltsräumen sind üppige «Herzlich willkommen»-Schilder aufgehängt, und auch die Namensschilder der Bewohner hängen bereits vor jeder Zimmertür.

Ein Bett mit Kartonkisten unter einem Vordach.
Alles ist bestens verstaut und bereit für den Umzug. Foto: Lina Vogelsanger

In einem dieser Zimmer sitzt zwei Stunden nach Umzugsstart bereits eine Seniorin. Sie ist die Erste, die sich in ihrem neuen Zuhause einrichten darf. Gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter packt sie kistenweise Bücher, Brettspiele und eine Mikrowelle aus.

Die Seniorin wohnt erst seit drei Monaten im Pflegezentrum In der Au. «Kaum habe ich mich an die alte Wohnung gewöhnt, muss man schon wieder umziehen», meint sie schmunzelnd.

Aber das mache ihr nichts aus. Schliesslich gefalle es ihr im Neubau sowieso besser.

Nach dem Bau ist vor dem Bau

Insgesamt sind 32 Bewohnerinnen und Bewohner an diesem Mittwoch mit Sack und Pack umgezogen. Die restlichen 21 folgen am Tag darauf, womit die untersten beiden der vier Etagen bezogen wären. In der dritten und vierten Etage können die neuen Mieter ab Anfang Juni einziehen.

Das nun leer stehende alte Gebäude wird aber nicht etwa abgerissen. «Es entstehen neue zusätzliche Alterswohnungen», erzählt Löffel. Der Neu- und Umbau soll bereits wenige Wochen nach dem Umzug beginnen.

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