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Eindrücke aus dem Freibad Oberdorf an einem verregneten Morgen.

Auch an einem verregneten Morgen trifft man in Dübendorf einige Schwimmer an, denen das kalte Wetter nichts ausmacht . Foto: Lina Vogelsanger

Morgenschwimmer von Dübendorf

Kalter Frühling - doch für sie ist immer Badiwetter

Das Dübendorfer Freibad Oberdorf ist geöffnet – bei jedem Wetter. Und tatsächlich verirren sich manche bei Regen und dunklen Wolken ins sehr kühle Nass.

Auch an einem verregneten Morgen trifft man in Dübendorf einige Schwimmer an, denen das kalte Wetter nichts ausmacht . Foto: Lina Vogelsanger

Veröffentlicht am: 17.05.2023 – 10.14 Uhr

Der Himmel ist grau, leichter Nieselregen wechselt sich ab mit Schauern, und das Thermometer am Badieingang zeigt knappe zehn Grad Lufttemperatur an. Trotzdem dreht eine Frau bereits um Punkt acht Uhr ihre Runden im grossen Schwimmbecken der Badi Oberdorf in Dübendorf.

Auch das Nichtschwimmerbecken ist nicht lange leer an diesem Morgen. Eine ältere Frau kommt kurze Zeit später bereits umgezogen – im Badeanzug und Frottee-Poncho – am Eingang der Badi an. Ihr Telefon, das sie in einem kleinen Plastik-Zip-Beutel verstaut hat, spielt laut fröhliche Musik.

Ein Foto vom Morgenschwumm

«Ich wohne gleich um die Ecke», sagt sie. Im Sommer komme sie jeden Tag ins Freibad. «Das ist das Erste, was ich am Morgen mache.» Der Regen mache ihr dabei gar nichts aus. «Ich liebe es, bei diesem Wetter zu schwimmen.» Dann habe sie ihre Ruhe und könne ungestört Musik hören.

Auch die Lufttemperatur von 10 Grad und die knappen 19 Grad Wassertemperatur seien ihr egal. «Ich jogge jeden Morgen bei mir auf dem Balkon», erzählt sie. Dann sei ihr genug warm, um bei jedem Wetter ins Freibad zu kommen. Sie springt wieder ins Wasser und beendet dann ihre knapp 15-minütige Wasseraerobic-Session.

Evelyne Goldschmied hütet währenddessen die Kasse. Sie arbeitet erst seit wenigen Tagen im Freibad in Dübendorf. Sonst treffe man sie bei der Kunsteisbahn an. «Ich bin bei jedem Wetter hier. Schliesslich weiss man nie, welche Verrückten sich auch bei Regen in die Badi verwirren», sagt sie schmunzelnd.

Mittlerweile hat sich nämlich ein Dritter durch das Drehkreuz am Eingang gedrückt und seine Jeans mit einer Badehose getauscht. Es ist ein älterer Russe, der kaum Deutsch spricht. Nur mit Badehose im Regen stehend versucht er, Evelyne Goldschmied mit Händen und Füssen zu erklären, dass sie doch bitte ein Foto von ihm im Wasser machen solle.

Für knappe fünf Minuten schwimmt er dann ebenfalls einige Runden durchs Becken, bevor er die Badi als Erster wieder verlässt. Mittlerweile hat der Regen wieder zugenommen, weshalb auch die Frau vom Nichtschwimmerbecken eine warme Dusche in der Umkleidekabine nimmt und dann nachhause geht.

Nass ist nass

Nur Monika Hunziker bleibt währenddessen immer im Wasser. Sie war die Erste heute Morgen und verlässt die Badi auch als Letzte der Morgenschwimmer wieder. Erst nachdem sie ihre 20 Längen geschwommen ist, zieht sie ihre orange Badekappe ab.

«Wenn ich freihabe, komme ich immer hier her. Das ist für mich ein bisschen wie Ferien», sagt die 59-jährige Dübendorferin. Auch sie ist der Meinung: Morgenschwimmen ist ein schöner Start in den Tag. «Bei diesem Wetter könnte man zwar darüber diskutieren. Mir tut es trotzdem gut.»

Eindrücke aus dem Freibad Oberdorf an einem verregneten Morgen.
Bei schönem Wetter ist die Wiese zugepflastert mit Badetüchern. Nicht so an diesem Morgen. Foto: Lina Vogelsanger

Bei Regen oder Schnee sei die Überwindung aber schon grösser. «Schlussendlich ist nass aber nass.» Auch die zehn Grad in der Luft machen ihr nichts aus. «Solange man sich bewegt, ist alles gut», meint sie. «Ich muss aber gestehen: Eine warme Dusche nach dem Schwimmen tut trotzdem ganz gut. Ich will ja auch nicht krank werden.»

Dreimal am Tag

Für Wassertemperaturen unter 15 Grad hätte sie einen Neoprenanzug zum Schwimmen. «Nur Blitz und Donner halten mich von meinen morgendlichen Runden ab.» Die Saison sei schliesslich kurz. Hunziker kommt deshalb manchmal auch mehrmals am Tag ins Freibad Oberdorf. «Wenn ich am Mittag nochmals Lust habe, komme ich halt auch zwei- oder dreimal hier her.»

Um 8.30 Uhr ist die Badi wieder leer. Das Wasser im Schwimmbecken bewegt sich nur noch wegen der Regentropfen, und Evelyne Goldschmied wartet in ihrem warmen Kassenhäuschen auf neue Badegäste. Viele erwartet sie aber nicht mehr. «Bei schlechtem Wetter gibt es selten viel zu tun. Abgesehen von den wenigen Morgenschwimmern ist es meistens ruhig.»

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