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Gesellschaft
Mann in seinem Bienenhaus

In seinem Bienenhaus an der Glatt gibt Reto Haltinner vier Insektenvölkern ein Zuhause. Foto: Lina Vogelsanger

Bei Schwerzenbacher Imker

Wo Dübendorfer Bienen ihren Honig produzieren

Reto Haltinner ist Präsident des Imkervereins Bezirk Uster und hält vier eigene Völker in Dübendorf. Vor den warmen Sommermonaten ist noch einiges zu tun im Bienenhaus.

In seinem Bienenhaus an der Glatt gibt Reto Haltinner vier Insektenvölkern ein Zuhause. Foto: Lina Vogelsanger

Veröffentlicht am: 13.04.2023 – 15.27 Uhr

Es sind knapp 15 Grad draussen. Es ist bewölkt, aber trocken. «Zum Glück», sagt Reto Haltinner, als er zu seinem Bienenhaus in der Nähe der Dübendorfer Memphisbrücke geht. «Bei kaltem oder nassem Wetter würden wir die Bienen nicht fliegen sehen.»

Der 57-Jährige hält hier vier eigene Bienenvölker. Bei sich zu Hause in Schwerzenbach sind es nochmals zwei.

Haltinner stoppt vor einem kleinen Holzschuppen auf einer Wiese zwischen Wohnhäusern und der Glatt. Er schliesst das Häuschen auf, knipst die Neonröhren an und räumt als Erstes eine Kiste mit Werkzeug weg. «Hier drin baue ich immer wieder etwas um», sagt er. Zuletzt habe er ein Solarpanel auf das Dach geschraubt.

Falscher Honig

Im weissen Imkerschutzanzug öffnet Haltinner einen der vier Bienenkästen und begrüsst die Insekten: «Ja, hallo zusammen!» Ein intensives Summen wird hörbar. «Sie sind jetzt doch sehr nervös», stellt er fest, nimmt ein silbernes Kännchen mit Tabak hervor und zündet diesen an. Der Rauch beruhige die Bienen. Und tatsächlich, das Summen nimmt ab.

Er nimmt eine erste Wabe heraus und zeigt das regelmässige Hexagonmuster. Während ihm Dutzende Bienen um den Kopf surren, erklärt er: «Die glänzende Flüssigkeit ist Futterhonig, den die Bienen selber brauchen. Den Honig, den wir später essen, produzieren sie erst ungefähr ab Ende April.»

Mit geübtem Blick kontrolliert er jede der sieben Waben im Kasten einzeln und murmelt vor sich hin. Sein Fazit nach ein paar Minuten: «Die sehen alle gut aus.»

160’000 Bienen

Zum Imkern ist Haltinner erst durch seinen Schwiegervater gekommen. «Den zweijährigen Grundkurs habe ich eigentlich nur gemacht, um ihm bei seinen Völkern unter die Arme zu greifen», sagt er. «Dann hat es mich aber selber gepackt.» Das Häuschen hat er vor rund acht Jahren gekauft und teilt es sich seither mit einem Kollegen.

Beim Anfassen der Bienenwabe trägt Haltinner Gummihandschuhe – «aus Hygienegründen, nicht weil ich Angst habe», betont er. Denn Angst sei nie ein Problem gewesen. «Natürlich fühlte ich mich unwohl, als mir die Bienen das erste Mal über die Hand gekrabbelt sind.» Mittlerweile habe er sich aber daran gewöhnt. «Beim Arbeiten mit den Bienen bin ich sogar ruhiger.»

Letztes Jahr haben wir rund 25 Kilogramm Honig pro Bienenvolk geerntet.

Reto Haltinner

Imker

Er nimmt weiter Wabe für Wabe aus dem Kasten, und während er die Bienenkönigin sucht, erklärt er: «Pro Volk habe ich ungefähr 40’000 Bienen. Bis im Juni werden es nochmals mehr.» Seit der Varroabehandlung im letzten Herbst und der darauffolgenden Winterruhe vermehren sich die Bienen stetig. Die Behandlung hilft Haltinner im Kampf gegen die Varroamilbe. Denn ohne Schutz sterben heute die meisten Völker aus.

Beim zweiten Bienenkasten wird Haltinner endlich fündig: eine dunkle Biene mit längerem Hinterteil, den anderen Bienen zum Verwechseln ähnlich – die Königin. «Jedes der Völker hat ihre eigene.»

Normalerweise werden Königinnen vom Imker farbcodiert. Dieses Volk habe er aber erst vor Kurzem bekommen. «Ich finde sie auch so», sagt Haltinner schulterzuckend.

Mehr als ein Hobby-Imker

Im Winter sei er mindestens einmal wöchentlich im Bienenhaus, erzählt er später. «Je nachdem, wie oft es mein Beruf zulässt», sagt Haltinner, der Zivilschutzkommandant in Kloten und Gemeinderat (Die Mitte) in Schwerzenbach ist.

Im Frühling und während der Sommermonate, wenn die Bienenvölker gepflegt und die Schwärme einlogiert würden und der Honig geerntet werde, sei das Hobby aber intensiver. «Letztes Jahr haben wir rund 25 Kilogramm Honig pro Bienenvolk geerntet.» Das Glas mit 500 Gramm verkauft Haltinner später für 15 Franken. «Wenn man regionalen Honig aus aufwendiger Handarbeit haben möchte, muss man eben den Preis dafür zahlen», meint er.

Da Haltinner Lebensmittel herstellt, bekommt er auch regelmässig Besuch vom Veterinäramt. Dafür, und um den eigenen Überblick nicht zu verlieren, dokumentiert er alles sorgfältig. «Jeder Arbeitsschritt wird aufgeschrieben.» Auch nach diesem Besuch im Bienenhaus macht er sich kurz Notizen.

Mittlerweile sei aus dem Imkern mehr als ein Hobby geworden. Seit über drei Jahren ist Haltinner auch Präsident des Imkervereins Bezirk Uster. Einige Zeit nach dem Grundkurs sei der Verein auf ihn zugekommen. «Ich konnte einfach nicht Nein sagen», sagt er grinsend.

Jetzt kommuniziert er deshalb die Interessen der Imker des Bezirks Uster zum kantonalen oder zum nationalen Imkerverband, leitet Kurse oder diskutiert mit Gleichgesinnten. «Durch mein Amt im Gemeinderat bin ich mit der Politik vertraut. Zusammen mit den Bienen passt das gut zu mir.»

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