Zuletzt weckte das P1 den Eindruck eines führerlosen Schiffs in unsicheren Gewässern. Zumindest war die Führung des Dübendorfer Clubs nicht mehr fassbar. Klar war, dass sich der ehemalige Geschäftsführer Cemil «Jimmi» Pirpiri aus dem Nachtlokal zurückgezogen hatte. Er gab ein Zerwürfnis mit «Investoren» als Grund für seinen Abschied an.
Nachdem diese sogenannten Investoren für die Redaktion über mehrere Tage weder per E-Mail noch Telefon zu erreichen waren, meldete sich nach der Publikation des letzten Zeitungsartikels über das P1 im «Glattaler» doch noch einer von ihnen. Es ist Nihat Pek, einer der Geschäftsinhaber des P1. «Wir hatten viel um die Ohren, weil wir mehrere Lastwagen mit Hilfsgütern für die Erbebenopfer in der Türkei organisiert haben», begründet er sein Schweigen.
Eine Schlammschlacht wollen wir vermeiden
Nihat Pek, Geschäftsinhaber P1
Er betont: Sie seien keine Investoren, die plötzlich aufgetaucht seien. «Wir waren von Beginn an Teil der Clubführung zusammen mit Cemil Pirpiri und sind somit Mitbesitzer des P1», sagt Pek.
Doch auch er will nicht über das Zerwürfnis mit Pirpiri sprechen. «Eine Schlammschlacht wollen wir vermeiden.» Lieber schwärmt er über das Besucheraufkommen des Clubs.
Volles Haus – oder geschlossen
Weil das P1 im Februar bereits wenige Wochen nach der Eröffnung an zwei Wochenenden geschlossen und ansonsten nur noch samstags geöffnet war, schien es um die Zukunft des Clubs nicht rosig zu stehen. Pek stellt nun klar: «Es läuft uns sehr gut.»
Im Zuge der Hilfsaktion für die Erdbebenopfer hätten sie entschieden, den Club am darauffolgenden Samstag geschlossen zu halten. Und vorletztes Wochenende sei der Künstler Lucenzo vor seinem Auftritt erkrankt, weshalb das P1 ebenfalls geschlossen blieb.
Dass weder diese Ausfälle noch die kommenden Veranstaltungen auf der Internetseite oder auf Facebook angegeben werden, sei noch ein Defizit, dass behoben werden soll. «Wir arbeiten am P1 und an uns. Auf Instagram findet man aber die Hinweise auf die Partys.»
Mitarbeiter entlassen
Verabschiedet hat sich das P1 in diesem Prozess bereits von dem breiten Musikangebot, dass Cemil Pirpiri bei der Wiedereröffnung im November noch hochgehalten hatte. «Dieses Potpourri ist bei den Besuchern nicht gut angekommen», sagt Pek, entsprechend schlecht sei der Club zu Anfang ausgelastet gewesen. «Wir haben uns danach entschieden, uns zu spezialisieren.»
Wir haben unsere Angestellten gegen Mitarbeiter ausgetauscht, die sowohl Deutsch als auch Portugiesisch können.
Nihat Pek, Geschäftsinhaber P1
Die Verantwortlichen rund um Nihat Pek setzen seit Ende Januar auf ein portugiesisches Publikum. In seinen alten Zeiten vor der Schliessung im Jahr2020 lief im P1 vorwiegend italienische Musik, somit tanzt man jetzt erneut zu südeuropäischen Klängen.
Neu eingebaut ist im Lokal eine kleine Bühne, zuletzt gaben darauf ausschliesslich Musiker aus Portugal eine Darbietung. Neben den Auftritten der portugiesischen Acts wird neu portugiesisches Bier angeboten, das wiederum portugiesisch sprechende Barkeeper aushändigen. Das ursprüngliche Personal des P1 musste den Hut nehmen. «Wir haben unsere Angestellten gegen Mitarbeiter ausgetauscht, die sowohl Deutsch als auch Portugiesisch können», sagt Pek.
Weder er noch die anderen Mitbesitzer hätten portugiesische Wurzeln. Auf den iberischen Fokus seien sie gekommen, weil schon jede andere ethnische Gruppe in der Schweiz einen Club für sich habe. «Türken sind im Dilaila in Regensdorf, Albaner im Rinora4 in Rümlang und Serben in Dietlikon im Face.» Nur für die Portugiesen gebe es nichts, dabei seien sie mit einem Anteil von über einer Viertelmillion Einwohnern stark in der Schweiz vertreten.
Genügend Geld auch ohne Michael Jackson
Und was bleibt für das durchmischte Dübendorfer Publikum? Pek sagt, dass sie für dieses durchaus etwas anbieten würden. «Wir haben aktuelle Stars, aktuelle Musik und sprechen auch Latino- und Salsa-Liebhaber an. Kommerzielle internationale Musik wie Michael Jackson oder 50 Cent wird man bei uns hingegen nicht hören.»
Während direkt nach der Wiedereröffnung noch freitags und samstags gefeiert werden konnte, bleibt das P1 vorerst einzig am Samstag geöffnet. Irgendwann soll der zweite Tag wieder Teil des Nachtlebens werden. «Aber erst, wenn wir samstags ein festes Stammpublikum haben, dass uns die Hütte füllt. Wir gehen lieber langsam vor, als das Ganze zu überstürzen.»
Rentieren tue der Club auch so, sagt Pek. «Wir machen heute an einem Wochenende mehr Geld als zu Beginn an beiden Tagen. Seit das P1 auf Portugiesen ausgerichtet ist, ist unser Club voll.»
Allenfalls werde der Club unter der Woche noch an Firmen oder Vereine vermietet. Entsprechende Anfragen hätten sie schon bekommen.
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