Eine digitale Version des eigenen Gartens, griffbereites Pflanzenwissen und saisonale Aufgabenlisten: Das bietet «Coaduno», eine kostenlose, webbasierte App für Hobbygärtner.
Ilaria und Daniel Morado haben die App entwickelt. Das Ehepaar aus Fällanden will damit mehr Leute zum Gärtnern motivieren. «Man kann überall Gemüse oder Blumen anpflanzen, wenn man weiss, wie», meint Daniel Morado.
Er und seine Frau haben vor rund 12 Jahren angefangen zu gärtnern. Mit dem ersten Familienzuwachs suchten sich die beiden einen eigenen Schrebergarten. «Es war uns wichtig, dass unsere Kinder einen Bezug zur Natur haben», erklärt Ilaria Morado. Gemeinsam mit ihren pensionierten Eltern wurde das Stückchen Land schnell zum Generationenprojekt.
Auf Kosten der Karotten
Allerdings seien die Morados zu Beginn völlig überfordert gewesen. «Wir haben einen total verwilderten Schrebergarten übernommen und wussten gar nicht, was wir eigentlich tun», erinnert sich Daniel Morado. «Einige Pflanzen haben wir jämmerlich sterben lassen.»
Ausserdem standen sich die Morados in ihrem Garten regelmässig auf den Füssen. «Ich habe einmal Karotten mühsam in Reihen gepflanzt, bevor mein Schwiegervater am Abend das ganze Beet wieder umgegraben hat», erzählt der dreifache Vater lachend.
Solche Missverständnisse habe es oft gegeben. «Niemand hatte den Überblick, wer wann was macht», sagt Ilaria Morado. Auch ein Whiteboard, auf dem der ganze Garten aufgezeichnet wurde, habe die Probleme nicht gelöst.
Das sei oft frustrierend gewesen. «Man wird mit der Zeit auch ambitiös. Für die Zeit und Ressourcen, die man in den Garten steckt, will man auch mit Ertrag entlohnt werden», so Ilaria Morado.
1000 Pflanzen und Schädlinge
Das nötige Pflanzenwissen hätten sich Ilaria und Daniel Morado irgendwann durch Recherche oder Ausprobieren selber angeeignet. Die Koordination der Aufgaben blieb trotzdem eine Herausforderung.
Ihrer eigenen anfänglichen Ratlosigkeit nachempfunden, haben die zwei deshalb mitten im Corona-Lockdown mit der Planung ihrer ersten eigenen App angefangen. «Einen digitalen Gartenratgeber gab es noch nicht und wir hatten genug Zeit und Langeweile, unsere Idee auszuarbeiten», erzählt Daniel Morado.
Viel Vorwissen, was die App-Entwicklung angeht, hatten die beiden nicht – Ilaria Morado ist Kommunikationsfachfrau, Daniel Morado arbeitet auf der Bank. Trotzdem wussten sie von Anfang an, wie «Coaduno» aussehen soll und begannen darum, erste Prototypen zu zeichnen.
Der Namen «Coaduno» ist Latein und stehe für «zusammen etwas machen». Damit spielt das Ehepaar auf ihren eigenen Generationengarten an.
Neben einer teilbaren Aufgabenliste erstellen die Morados auch eine Datenbank mit rund 1000 Pflanzenarten, Schädlingen und Krankheiten. Auch Mischkulturen und Fruchtfolgen prüft die App. «Wir wollen den Frustpegel senken, indem wir viele Informationen schnell und einfach zugänglich machen», meint Ilaria Morado.
Wir wollten unbedingt unabhängig sein und selber entscheiden, was aus ‹Coaduno› wird.
Ilaria Morado
Co-Founder «Coaduno»
Auch Rezepte für Jauchen, natürliche Dünger, findet man in der App. Denn auf naturnahes Gärtnern legen die beiden besonders viel Wert – in der App und im eigenen Beet. In ihrem Schrebergarten lassen sich weder Pestizide noch übermässig viel künstlicher Dünger finden. «Alles, was ich kaufen könnte, kann ich auch selber herstellen, beispielsweise mit Brennnesseln oder anderem Unkraut», erklärt Daniel Morado.
Unabhängig ohne Investoren
Finanziert haben Ilaria und Daniel Morado die App aus eigener Tasche. Für die professionelle Entwicklung der App haben die beiden einen «hohen fünfstelligen Betrag» bezahlt. Fremdkapital oder Investoren seien dabei keine Option gewesen. «Wir wollten zum Start unbedingt unabhängig sein und selber entscheiden, was aus ‹Coaduno› wird», sagt Ilaria Morado.
Die Leute sollen wieder biologischer und naturnaher gärtnern.
Daniel Morado
Co-Founder von «Coaduno»
Denn Pläne für die Zukunft hat das Ehepaar einige. «Sobald die App Anklang findet, wollen wir sie weiterentwickeln und damit Geld verdienen», sagt Ilaria Morado. Am ehesten können sich die beiden die Anbindung an einen Webshop oder neue Bezahlinhalte vorstellen. Auch eine kostenpflichtige Tauschbörse unter Hobbygärtner sei durchaus denkbar.
Spätestens dann brauche «Coaduno» aber Kooperationspartner, um die Weiterentwicklung finanzieren zu können. «Trotzdem wird ein Grossteil der App gratis bleiben», sagt Daniel Morado. Hinter dem wirtschaftlichen Gedanken stecke auch viel Ideologie. «Die Leute sollen wieder biologischer und naturnaher gärtnern. Dabei helfen wir gerne.»
Mehr Informationen zur App finden Sie hier.
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