Familienbetrieb will Dübendorfer Bio-Lücke füllen

Die Sonnenstrahlen fallen durch das grosse Schaufenster des Feins-Lädeli direkt neben dem Dübendorfer Bahnhof. An einem kleinen Zweiertisch sitzt ein älterer Mann, der gemütlich seinen Espresso trinkt. Hinter ihm steht ein raumhohes Regal, voll mit exotischen Tees, Dörrfrüchten und Porzellanware. Bevor er den Laden verlässt, lässt er sich noch ein paar frische Eier einpacken.

Mutter Andrea Schär und Tochter Gioia empfangen in ihrem Laden immer wieder Kunden zum Kaffee. Zusammen mit einem kleinen Team eröffneten sie vor rund anderthalb Jahren «Feins», einen Laden mit regionalen und nachhaltigen Produkten.

«Wir sassen gemeinsam am Esstisch und witzelten, wie es denn wäre, einen eigenen Laden zu haben», erinnert sich Andrea Schär an die Anfangszeit zurück. Die Mutter von zwei Kindern hat schon immer auf ihre Ernährung geachtet. «Einen Tante-Emma-Laden mit nachhaltigen, regionalen Alltagsprodukten habe ich in Dübendorf aber nicht gefunden.»

Kurzerhand beschloss sie deshalb im April 2021, mit ihrer Familie ein eigenes Geschäft zu eröffnen – mitten in der Coronazeit.

Tochter Gioia habe die Immobiliensuche an sich genommen und rasch ein passendes Lokal gefunden. «Wir haben den Laden dann sehr schnell und sehr spontan gemietet», erinnert sich Andrea Schär.

Innerhalb kurzer Zeit hat sie gemeinsam mit Familie und Freunden den Laden vom Coiffeursalon zum Bioladen umgebaut, bevor sie «Feins» im Herbst 2021 eröffnete.

Damit will sie in Dübendorf eine Lücke schliessen. «Das Aussterben von Papeterien, Metzgereien und Gelaterien in Dübendorf macht uns traurig. Es fehlt an Diversität der Läden, sowie es auch an einem Bioladen gefehlt hat.»

Es sei ihr besonders wichtig gewesen, nicht nur «Geschenkkorb-Produkte» anzubieten. «Man soll bei uns auch den Wocheneinkauf machen können», sagt die Dübendorferin. In den Regalen findet man neben Zürcher Gin und Schokolade deshalb auch Haferflocken, Käse, Milch, Brot und Gemüse. Knapp 900 verschiedene Produkte bietet das «Feins» mittlerweile an.

Wobei das Biosiegel nicht zwingend sei. «Es geht mehr um die Qualität oder Regionalität der Produkte, gerade weil sich die Produzenten das Zertifikat teilweise nicht leisten können», betont sie. Trotzdem seien rund 85 Prozent der Produkte Bio-zertifiziert.

Geliefert wird die Ware fast ausschliesslich von einem Lieferanten. Die restlichen Produkte suchen sich Andrea Schär und ihr Team selber zusammen. «Mittlerweile kommen viele kleine Läden und Manufakturen auf uns zu, die ihre Produkte hier anbieten möchten», sagt sie.

Das grosse Sortiment soll Kunden zum Verweilen einladen. «Wir wünschen uns, dass unser Geschäft auch ein Ort der Begegnung ist», sagt Tochter Gioia Schär. Anders als in den Grossverteilern müsse man sich im «Feins» beim Einkaufen nicht beeilen.

Aber auch knapp anderthalb Jahre nach der Eröffnung sind die Schärs noch immer um jeden Kunden froh. «Während rundherum viele Bioläden wie das Reformhaus Müller oder Alnatura im Glattzentrum schliessen, ist es auch für kleine Läden nicht immer einfach», sagt Andrea Schär.

Zwar ist sie der Meinung, dass neue Dinge Zeit brauchen. Trotzdem müsse man sich immer Neues ausdenken, um Kunden in den Laden zu holen, weshalb das «Feins» gelegentlich auch Events oder Workshops organisiert. 

Einige Dübendorferinnen und Dübendorfer würden aber auch gezielt kleine und mittelgrosse Unternehmen unterstützen. «Das ist eine bewusste Entscheidung, die man von Tag zu Tag neu treffen muss», so Gioia Schär.

So steige auch in Dübendorf der Bedarf an regionalen Lebensmittel langsam. Sie ergänzt darum: «Wir haben viele Stammkunden, die Grossverteiler absichtlich meiden.»

Trotzdem fehle es noch am gewissen Mindset, ist Gioia Schär überzeugt. «Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn er einmal eine Routine hat, mit der er sich wohlfühlt, ist es schwer, ihn an einen neuen Ort zu bringen. Daran arbeiten wir.»