«Das Kino bleibt geöffnet – uns ist es wichtig, dass die Leute in Dübendorf das wissen», sagt Francesca Stockmann, die neue Präsidentin des Vereins Kino Orion. Will heissen: Es werden weiterhin Filme gezeigt, Konzerte finden statt, die Bar ist in Betrieb und die Räumlichkeiten können wie gehabt für Privatanlässe gemietet werden.
Noch vor wenigen Tagen sah die Zukunft des Kulturbetriebs düster aus. Denn der frühere Vereinsvorstand trat geschlossen zurück – was ohne eine Nachfolgelösung zur Folge gehabt hätte, dass der Verein aufgelöst und das Kino geschlossen worden wäre.
Worst Case abgewendet
Der frühere Vereinspräsident möchte sich gegenüber dieser Zeitung nicht zum Thema äussern. Bekannt ist aber, was der Auslöser für den radikalen Schnitt war: die Kündigung der Betriebsleiterin Sabrina Lejeune – und die Erkenntnis, dass der Betrieb nicht mehr wie bis anhin weitergeführt werden kann.
Letztlich wurde das Worst-Case-Szenario aber an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 29. November mit der Wahl eines neuen Vorstands verhindert. Zu Verfügung gestellt hatten sich Pia Morf, Christoph Meyer, Christine Winter – und eben Francesca Stockmann als Präsidentin.
Betreiber wollte nicht mehr
Stockmann gehört seit vielen Jahren der Kulturkommission an. Und sie war schon einmal Präsidentin des Vereins. Damals, im Jahr 2011, führte sie zusammen mit einem guten Dutzend Dübendorferinnen und Dübendorfern das Kino weiter, als der langjährige Betreiber dies nicht mehr machen wollte.
Nachdem das Haus wieder zu seinem alten Glanz zurückgefunden hatte und die finanzielle Unterstützung aus der Stadt zustande gekommen war, zog sie sich zurück.
Zum Gespräch im Kino eingefunden hat sich auch Christoph Meyer. Er in der IT-Branche tätig, wohnt oberhalb des Kinosaals, das «Orion» ist also quasi sein Keller, sagt er.
Beide sind sie überzeugt, dass es diesen Knall in Form eines Rückzugs des Vorstands gebraucht hat. Stockmann: «Viele Vereinsmitglieder waren geschockt von der Aussicht, dass Dübendorf sein altehrwürdiges Kino verlieren könnte.»
Eine Frau, zwei Jobs
Dieser Weckruf soll zusammen mit den frischen Kräften im neuen Vorstand helfen, den Kinobetrieb aus der Sackgasse zu führen. Eines der Kernprobleme: Zu viel Arbeit wird auf zu wenige Schultern verteilt.
Zu spüren bekam das vor allem Betriebsleiterin Lejeune. Sie hat als Leiterin der Administration angefangen, und als der frühere Betriebsleiter vor rund einem Jahr aufhörte, hat sie auch noch dessen Job übernommen. Gleichzeitig, so Meyer, war das Engagement der Freiwilligen über die Jahre kontinuierlich zurückgegangen.
Sie war es, die das Kino nach der erzwungenen Corona-Pause wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebrach.
Christoph Meyer, Vorstandsmitglied Verein Kino Orion, über Betriebsleiterin Sabrina Lejeune
Die Entlastung der Betriebsleitung ist dann auch vordergründiges Ziel des neuen Vorstands – mit der leisen Hoffnung im Hinterkopf, Sabrina Lejeune möge ihre Kündigung zurückziehen und über den Januar hinaus dem Kino erhalten bleiben.
«Sie war es, die das Kino nach der erzwungenen Corona-Pause wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht und neue Sponsoren gefunden hat», sagt Meyer. «Und mit ihrer mitreissenden Art hat sie es geschafft, dass sich wieder mehr Freiwillige beteiligen.» Er fände es unfair, wenn sie jetzt nicht von diesem Effort profitieren könnte.
Finanziell ist das Kino nicht auf Rosen gebettet, aber aufgrund von Unterstützungsbeiträgen auch nicht unmittelbar in seiner Existenz bedroht. So hat der Gemeinderat im November 2021 einen jährlichen Beitrag von 50'000 bis 2024 genehmigt – und aufgrund erhöhter Ticketpreise und Mitgliederbeiträge für einmal auch mit Kritik gespart. Darüber hinaus gibt es finanzielle Unterstützung durch den Kanton.
Die Hälfte der Einnahmen aus dem Kinobetrieb geht gleich wieder an den Verleiher.
Christoph Meyer, Vorstandsmitglied Verein Kino Orion
«Ausserdem haben wir heute eine ganz andere Kostenstruktur», so Meyer. Neue technische Hilfsmittel und IT-Lösungen sorgten dafür, dass der Aufwand für Personal und externe Dienstleister deutlich gesunken sei.
Dass die Verantwortlichen das Kino in der Vergangenheit als Kulturbetrieb mit Bar wie auch als Veranstaltungsort breit aufgestellt haben, zahle sich aus. Meyer: «Man muss sich keine Illusionen machen: Die Hälfte der Einnahmen aus dem Kinobetrieb geht gleich wieder an den Verleiher.» Das bestätige ein Blick nach Bülach, Kloten und Zürich, wo zuletzt Kinos hätten geschlossen werden müssen.
Die Sache mit der Zukunft
Was jetzt noch fehlt, ist ein kleines bisschen mehr Sicherheit. «Der Besitzer der Liegenschaft unterstützt das Kino zwar nach Kräften», sagt Francesca Stockmann. Ausserdem laufe der Mietvertrag noch bis 2026, mit einer Option auf weitere fünf Jahre. Und auch dem Stadtrat sei der Erhalt des Kinos wichtig.
Aber um den Betrieb auch langfristig zu gewährleisten, sei von allen Beteiligten noch einiges an Arbeit nötig, sagt Stockmann. «Nur so kann dieses Kulturgut auch noch für die nächsten Generationen erhalten bleiben.»