Unter dem Mikroskop sind sie gut zu erkennen: winzige Sternchen mit drei spitz zulaufenden Armen. So anmutig sie auch aussehen, handelt es sich dabei nicht etwa um ausgefallene Weihnachtsdeko. Vielmehr sollen uns die Sterne helfen, hartnäckige Hautkrankheiten zu behandeln. Entwickelt haben sie Forschende der Empa in Dübendorf gemeinsam mit Kollegen in Thun sowie mit dem Industriepartner Aldena Therapeutics.
Die Sternchen selbst bestehen aus Keramik und haben an und für sich keine therapeutische Wirkung. Ihr Job ist es vielmehr, Medikamenten auf die Sprünge zu helfen. Viele moderne Wirkstoffe sind nämlich grosse, komplexe Moleküle. Trägt man sie als Salbe auf die Haut auf, gelangen sie nicht tief genug in die betroffenen Hautschichten.
Und genau hier kommen die keramischen Mikro-Sterne ins Spiel. Reibt man sie über die Haut, hinterlassen sie dank ihrer präzise abgekanteten Form und den scharfen Armen mikroskopische Schnitte in der Hautoberfläche, durch die der Wirkstoff in die tieferen Hautpartien eindringen kann. Danach schliessen sich die Mikroblessuren ganz schnell wieder. Empa-Forscher Michael Stuer hat es selbst ausprobiert und sagt: «Es fühlt sich an wie ein Schrubben.»
Zu Staub zerfallen
Die Anwendung der Sternchen wäre für die Patientinnen und Patienten denkbar einfach: Sie können, gemeinsam mit dem Wirkstoff, in einem Gel auf die Haut aufgetragen werden. Wenige Sekunden später werden die Sternchen wieder entfernt. So könnten in Zukunft chronische Hautleiden wie die Schuppenflechte oder Neurodermitis behandelt werden.
Aber Michael Stuer ist noch nicht fertig: In einem nächsten Schritt will er an der Rezeptur feilen und die Sternchen abbaubar machen, sodass sie nach der Anwendung zu (Sternen-)Staub zerfallen. Auch muss es nicht bei Hautkrankheiten bleiben. Ein Beispiel: Bis zu 30 Prozent aller Kinder und jungen Erwachsenen leiden unter einer Spritzenphobie. Auch für sie könnten die Keramiksterne womöglich eine gute Lösung sein, um einfach und ohne Piks mit den nötigen Medikamenten oder Impfstoffen versorgt zu werden, so der Empa-Forscher.
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