Nach Sonne und Mond ist sie das hellste Gestirn am Himmel: Die Rede ist von der Venus, die als zweitinnerster Planet des Sonnensystems das Zentralgestirn umkreist. Wie der Erdmond zeigt auch die Venus eine Voll-, Halb- und Sichelphase. Die Beobachtung der Venusphasen war einstmals der Beweis dafür, dass die Planeten die Sonne und nicht die Erde umkreisen.
Wenn die Venus vor der Sonne durchzieht, spricht man von einem Venusdurchgang oder einer Venuspassage. Dabei handelt es sich um eines der seltensten berechenbaren astronomischen Ereignisse. Venuspassagen treten stets innerhalb von acht Jahren im Abstand von 105 beziehungsweise 121 Jahren auf. 2004 und 2012 fanden die letzten Venuspassagen statt. Erst 2117 wird es wieder zu diesem faszinierenden Phänomen kommen.
Impuls für Wissenschaft und Technik
Die Venuspassagen von 1761 und 1769 erwiesen sich als Boost für die Astronomie. Um das seltene Ereignis zu dokumentieren, wurden Schiffsflotten aus den verschiedensten europäischen Ländern zu den entlegensten Orten geschickt. Es war dies das erste internationale Forschungsvorhaben der Menschheitsgeschichte. Mithilfe der Messungen aus den Venuspassagen konnte erstmals die Distanz zwischen Erde und Sonne berechnet werden.
Die Venuspassagen des 19. Jahrhunderts machten die Astronomie vollends zu einer visuell erfahrbaren Wissenschaft: weg von astronomischen Zeichnungen, hin zur astronomischen Fotografie. Um die Venuspassage von 1874 fotografisch zu dokumentieren, entwickelte der Astronom Jules Janssen eine Kamera mit einem rotierenden Plattenträger und konnte so pro Sekunde ein Bild aufnehmen. Aus diesem «Revolver-Fotoapparat» entwickelte sich später die Filmkamera.
Venuspassage als Kinoerlebnis
Noch einen Schritt weiter als Janssen ging die Nasa bei der Venuspassage von 2012, wie Filmwissenschafterin und Space-Hub-Mitglied Jelena Rakin zeigen kann: Für die populärwissenschaftliche Präsentation des astronomischen Jahrhundertereignisses stützte sich die Nasa auf Daten des Solar Dynamics Observatory (SDO): Dieses zeichnet alle zehn Sekunden zehn verschiedene Wellenlängen auf.
Die Messdaten dieser Wellenlängen – auch jener ausserhalb des für Menschen sichtbaren Bereichs – wurden von der Nasa farbig umgesetzt und als klassischer Film mit 16 Bildern pro Sekunde abgespielt. Die Nasa griff somit auf Mittel des Kinos zurück.
Aus der siebenstündigen Venuspassage wurden Videos von wenigen Sekunden (zu finden unter anderem auf Youtube). Die wunderschönen Videos der Venuspassage zeigen auch das, was eigentlich unsichtbar ist. Sie sind eine bildstarke künstlerisch-kreative Umsetzung eines astronomischen Ereignisses und lassen eine Wirklichkeit und Erlebbarkeit entstehen, die es in exakt dieser Form und Farbe aber nie gegeben hat.
Der Luft- und Raumfahrtbereich des Space Hub der Universität Zürich ist seit 2024 in der Halle 4 auf dem Innovationspark in Dübendorf angesiedelt. Im Space Blog gibt es Einblicke in Forschungen, Ideen, Erfolge und Rückschläge der UZH-Space-Hub-Mitglieder.