«Testpersonen für Parabelflug gesucht»: Jaap Swanenburg suchte mit einem Plakat an der Universität Zürich zwei Studenten für ein Experiment in der Schwerelosigkeit. Gemeldet haben sich über 400! Das Glück stand auf der Seite zweier Masterstudenten.
Geschafft hatten es die Biomedizinerin Bianca und der Geograf Dave. Die beiden nahmen als Versuchspersonen am Experiment teil und konnten obendrein echte Schwerelosigkeit erleben: eine Erfahrung, die weltweit erst wenige hundert Menschen gemacht haben.
Risiken für Wirbelsäule
Swanenburg, Forscher in der Gruppe von Oliver Ullrich und Mitglied des Space Hub der Universität Zürich, untersucht, wie die gesunde menschliche Wirbelsäule auf erhöhte und verminderte Belastungen reagiert. Mit seinen Experimenten leistet er einen wichtigen Beitrag dazu, Risiken für Bandscheibenvorfälle zu identifizieren und zu verstehen, wie sich die Gesundheit der Wirbelsäule erhalten lässt.
Zu diesem Zweck führt er mit gesunden Testpersonen Experimente bei doppelter Schwerkraft und in der Schwerelosigkeit durch. Seine Testumgebung: Parabelflüge an Bord des Airbus 310 von Novespace.
Ohne Fixierung geht nichts
Bianca und Dave kamen im Rahmen der 83. Parabelflugkampagne der Europäischen Raumfahrtagentur ESA zum Einsatz. Die Kampagne dauerte vom 20. November bis zum 1. Dezember. Neben Swanenburgs Team nahmen weitere von der ESA geförderte Experimente aus Europa teil.
Die Parabelflüge erfolgten an drei Tagen – der Rest der Zeit diente der Vorbereitung der Experimente und für Tests. Denn während des Fluges musste bei allen Beteiligten jeder Handgriff sitzen. Für Bianca und Dave bedeutete dies: das Messgerät – eine Art sperriger «Rucksack» mit einer Vielzahl von Sensoren – korrekt anzuziehen und sicherzustellen, dass sie richtig festgezurrt sind. Die extreme Steigphase des Flugzeugs mit der nahezu doppelten Erdanziehungskraft mussten Bianca und Dave nämlich stehend bewältigen.
Auch die anschliessenden 25 Sekunden der Schwerelosigkeit haben ihre Tücken: Ohne Fixierung würden die Testpersonen unkontrolliert durch das Flugzeug schweben und so das Experiment gefährden.
Eine Erfahrung fürs Leben
Neben einer wahrhaft einmaligen körperlichen Erfahrung bedeutete die Teilnahme an einem Forschungsprojekt in der Schwerelosigkeit für die beiden Uni-Studenten vor allem eines: Sie erfuhren in der Praxis, was es – neben Teamgeist, Zuverlässigkeit und einer Prise Abenteuerlust – braucht, um wissenschaftliche Experimente auf einer Flugplattform durchzuführen. Mit Sicherheit eine Erfahrung fürs Leben!