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Baum

Durch den Verein deinbaum sind schweizweit schon rund 900 Biotop-Bäume entstanden. (Archivbild) Christian Brändli

Für mehr Biodiversität

Auch in Dübendorf kann man «Baum-Götti» werden

Alte Bäume werden immer seltener. Der Verein deinbaum will das ändern – mit Patenschaften für die «Zapfsäule» oder den «Pfeiffenputzer».

Durch den Verein deinbaum sind schweizweit schon rund 900 Biotop-Bäume entstanden. (Archivbild) Christian Brändli

Veröffentlicht am: 08.04.2023 – 14.56 Uhr

In den Schweizer Wäldern fehlt es an grossen, alten Bäumen. «Der Wald wird wirtschaftlich genutzt. Bäume haben Ertrag abzuwerfen und werden deshalb oft zu früh gefällt», erklärt Thabea Frasch, Co-Geschäftsführerin des Vereins deinbaum.

Doch ebendiese alten Bäume, die besonderen Lebensraum bieten, leisten längerfristig einen grossen Beitrag zur Artenvielfalt im Wald. Für unzählige Lebewesen und Mikroorganismen seien diese sogenannten Biotop-Bäume unabdingbar, erklärt Frasch.

Was ist ein Biotop-Baum?

Das sind Bäume, die besondere Lebensräume für andere Lebewesen bieten. Oftmals sind es einheimische oder besonders alte Bäume mit Totholz, grossen Kronen, Astbrüchen, Mooswuchs oder Höhlen im Stamm.

Der Wetziker Verein will verhindern, dass diese Bäume gefällt werden und mit ihnen auch ein Stück Lebensraum und Biodiversität verschwindet. Seit 2014 bietet deinbaum deshalb Baumpatenschaften an.

Ab 80 Franken

Der Verein deinbaum startete als einfaches Projekt im Waldgebiet von Hinwil und Wetzikon. 2017 wurde das Projekt dann in einen eigenständigen Verein überführt. Die Vision der Gründer, des Umweltwissenschaftlers Dominik Scheibler und des Försters Stefan Burch: Pro Hektar Waldfläche soll mindestens ein alter Baum erhalten bleiben und zum Biotop-Baum werden.

Auf dem Stadtgebiet von Dübendorf wären das rund 240 geschützte Biotop-Bäume. Bisher sind jedoch nur 67 in der Kartei von deinbaum aufgenommen.

Frasch und ihre Kollegen sind ständig auf der Suche nach Waldbesitzern, die bereit sind, einige ihrer Bäume zu schützen. «Einfach so übergeben uns aber wenige Waldbesitzer ihre Bäume und verzichten auf ihre Erträge», sagt Frasch. Der Verein vergütet den Waldbesitzern deshalb den Nutzungsverzicht für die Biotop-Bäume.

Wer sich für den Wald einsetzen möchte, kann also Pate eines Baums werden. Für 80 bis 300 Franken wird der bezeichnete Baum alle fünf Jahre dem Waldeigentümer entschädigt und ist somit vor einer Fällung geschützt. «Die Preise sind so gestaltet, dass es für Waldeigentümer auf lange Sicht rentabler ist, den Baum mit Baumpatenschaften zu erhalten», sagt Frasch.

«Zapfsäule» oder «Pfeiffenputzer»

An Baumpaten mangelt es nämlich nicht – im Gegenteil. «Jährlich kartieren wir ungefähr 250 neue Bäume, die alle sehr schnell einen Paten finden», sagt Frasch. Von den 900 kartierten Bäumen in der Schweiz sind nur noch 180 frei. In Dübendorf sind es 9.

Mehr Patenbäume wären durchaus realistisch.

Thabea Frasch, Co-Geschäftsführerin des Vereins deinbaum

Das Projekt sei beliebt. «Der Naturschutzgedanke wird immer präsenter, und die Leute wollen Pate werden», sagt Frasch. Viele würden etwas für die Natur machen wollen oder hätten genug von konventionellen Geschenken.

Besonders Eichen seien gefragt. «Die gehen immer relativ schnell weg.» Auch Bäume mit besonderen Bildern oder speziellen Namen werden schnell gerettet. So heissen einige Dübendorfer Exemplare, die immer noch auf der Suche nach einem Paten sind, «Schnupfen-Buche», «Zapfsäule» oder «Pfeiffenputzer».

Genug Bäume, wenig Geld

Der Verein konnte in den letzten Jahren bereits 900 Biotop-Bäume schützen. Auf die rund 1,31 Millionen Hektar Waldfläche in der Schweiz verteilt, ist das aber eine kleine Zahl, wie Frasch findet.

«Mehr Patenbäume wären durchaus realistisch», sagt sie. Denn an den potenziellen Biotop-Bäumen scheitere das Vorhaben nicht. «Davon gibt es mehr als genug.» Doch der Verein kämpft trotz der grossen Nachfrage mit finanziellen Schwierigkeiten.

Markierung am Baum
Markierte Bäume dürfen nicht mehr gefällt werden. Foto: Seraina Boner

Denn neben den Kosten für die Baumpatenschaft, die vollumfänglich dem Waldeigentümer zukommen, entstehen noch weitere Ausgaben. «Die Baumkartierungen, die Bereitstellung der Bäume auf der Webpage und andere administrative Aufgaben belaufen sich auf rund 350 Franken pro Baum», erklärt Frasch.

Um trotzdem überleben zu können, ist die Non-Profit-Organisation auf Spenden angewiesen – von Privatpersonen, Stiftungen oder Firmen.

Potenzielle Baumpaten gibt es noch mehr als genug.

Thabea Frasch

«Diese halten sich aber in Grenzen», meint die 40-Jährige. Schliesslich würden Spenden von Stiftungen immer seltener. «Oft leisten sie nur Anschubfinanzierungen. Ein Verein wie unser, den es bereits neun Jahre gibt, muss deshalb oft hintanstehen», sagt Frasch.

Der Verein ist deshalb auf der Suche nach Trägerfirmen. «Eine Firma, die ebenfalls in die Natur investieren möchte, wäre ideal», sagt sie. «Denn potenzielle Baumpaten gibt es noch mehr als genug.»

In der Stadt Dübendorf sind noch neun Bäume ohne Pate. Hier finden Sie sie.

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